Judo: Von der Matte auf die Isolierstation

Judo: Trainer Thomas Wild ist beim VfL Sindelfingen auf Kurzarbeit und hilft deshalb auf der Corona-Station im Nagolder Krankenhaus aus

Normalerweise trainiert Thomas Wild den Judo-Nachwuchs des VfL Sindelfingen. Wegen Corona ist der 40-Jährige seit einigen Wochen auf Kurzarbeit. Doch in der freien Zeit will der gebürtige Niedersachse nicht die Füße hochlegen. Ganz im Gegenteil: Thomas Wild hilft im Nagolder Krankenhaus auf der Corona-Station.

Seit 2016 ist Thomas Wild eine der beiden hauptamtlichen Trainer bei der Sindelfinger Judo-Abteilung. Dort coachte er unter anderen die Bundesliga-Frauen, ansonsten kümmert er sich abererfolgreich um den Nachwuchs. Seit Ausbruch des Corona-Virus ist dies nicht mehr möglich. Wahrscheinlich droht dem Kontaktsport sogar eine Zwangspause bis September.
Der 40-Jährige ist mittlerweile in Kurzarbeit. „Ich habe dann einen Aufruf gelesen, dass man im Gesundheitswesen dringend Helfer sucht“, sagt Thomas Wild. Er fragte beim VfL Sindelfingen nach und bekam grünes Licht für sein angedachtes Engagement. „Ich habe an einem Donnerstag eine Mail an das Nagolder Krankenhaus geschickt und am Freitag bekam ich schon Antwort“, sagt der Sindelfinger Judo-Trainer, der einst in Niedersachsen eine Ausbildung zum Krankenpfleger machte. „Dieser Beruf hat mich immer fasziniert“, sagt Thomas Wild.
Seit knapp vier Wochen arbeitet der 40-Jährige nun auf der Corona-Station im Nagolder Krankenhaus. „Meine Bekannten in Altdorf halten seither beim Spazierengehen noch mehr Abstand als sonst und meine Familie in Niedersachsen hat Angst um mich“, sagt Thomas Wild. Diese Sorgen kann der Judo-Coach zerstreuen. „Wir betreten die Station nur in Schutzkleidung. Außerdem gibt es eine Sicherheitsschleuse. Bisher hat sich von den Ärzten und Pflegern noch keiner infiziert.“
Nach seinen ersten drei Wochen in Nagold wurde Thomas Wild schon Verantwortung übertragen. „Ich war ja seit 2012 raus aus dem Job und hatte die Sorge, das sich das ein oder andere vergessen habe.“ Doch dem war nicht so. Der gebürtige Niedersachse wurde in dem Team gut aufgenommen. Für sein Engagement nimmt der 40-Jährige einiges auf sich. Bei Frühschicht klingelt bei ihm in Alldorf um 4.50 Uhr der Wecker. Eine halbe Stunde später sitzt Thomas Wild im Auto. um 6 Uhr ist Dienstbeginn im Nagolder Krankenhaus. Um 13.17 Uhr ist Feierabend. Die Spätschicht läuft von 14 bis 21.17. Über Ostern hat der 40-Jährige durch gearbeitet. Das vergangene Wochenende hatte er frei. Zeit die Füße für zwei Tage hochzulegen. „Da habe ich mich sogar richtig darauf gefreut“, sagt Thomas Wild. Aber auch auf seine Judo-Schützlinge freut sich der 40-Jährige. Bis er wieder auf der Matte steht, werden wohl noch einige Woche vergehen. Die wird Thomas Wild größtenteils auf der Isolierstation im Nagolder Krankenhaus verbringen.
Quelle: SZ/BZ-Online