Fit fürs Leben: Die Darmflora ist immens wichtig für das Immunsystem, und sogar gute Laune entsteht in einem gesunden Darm / SZ/BZ-Serie (Teil 10)
Letzte Woche ging es um eine wissenschaftlich belegte „gesunde Ernährung“. Gemüse, Obst, Nüssen und Samen sorgen unter anderem für viele Ballaststoffe, die einer gesunden Darmflora förderlich sind. Diese ist so wichtig für unsere Gesundheit und sogar unsere Stimmung ist. Aber warum eigentlich?
Viele Ballaststoffe aus der Nahrung wie Inulin in Chicoree, Lauch, Zwiebeln und Pastinaken oder auch Oligofructose aus Hülsenfrüchten oder Spargel können auch als Präbiotika angesehen werden. Das sind unverdauliche Lebensmittelbestandteile, die gute Darmbakterien – die sogenannten Probiotika – fördern und somit positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Wie die Wissenschaft heute weiß, sitzen etwa 80 Prozent des Immunsystems im Darm – einen Großteil davon machen die guten Darmbakterien/Probiotika aus, welche eben durch eine gesunde Nahrung gefördert werden. Diese schützen vor Viren und Bakterien und helfen bei der Verdauung. Dabei werden von diesen Darmbakterien häufig für den Körper wichtige Stoffe produziert, die wir sonst gar nicht aufnehmen könnten oder weniger davon hätten. So produzieren sie kurzkettige Fettsäuren, die der Darmschleimhaut förderlich sind oder auch Tryptophan – eine Vorstufe des für unsere Glücksgefühle wichtige Serotonin. Gute Laune entsteht also auch in einem gesunden Darm.
Ernähren sich Menschen dagegen viel von industriell und chemisch veränderten Fertigprodukten und zuckerhaltigen Lebensmitteln, fördert das die Vermehrung von „schlechten“ Darmbakterien wie Fäulnisbakterien. Diese werden auch durch ein Zuviel an Proteinen oder mangelnder Verdauung,durch zu schnelles Essen und mangelndes Kauen gefördert und können übel riechende Gasausstöße zur Folge haben – Blähungen, die stark riechen, können von einem ungesunden Mikrobiom zeugen.
Schutz und Schaden
Eine der herausragenden Entwicklungen in der Medizin sind Antibiotika, die bei einem bakteriellen Infekt schneller zu Gesundheit verhelfen und immer wieder auch Leben retten. Allerdings hat der Einsatz von Antibiotika („Anti“ heißt gegen, „Bios“ bedeutet das Leben) Folgen: Nicht nur schlechte Bakterien, die uns haben krank werden lassen, werden beseitigt, sondern auch die guten und gesunden Darmbakterien. Langfristig und häufig eingesetzt schaden Antibiotika also dem Immunsystem und damit der Gesundheit. Nicht selten erkranken Menschen nach einer Antibiotika-Gabe direkt wieder und bei einer Blasenentzündung folgt direkt die nächste.
Studien haben ergeben, dass sich das Mikrobiom selbst ein halbes Jahr nach einer Antibiotika-Behandlung noch nicht vollständig erholt hat. Vor allem hat sich die Zusammensetzung der Darmflora verändert – wobei doch gerade die individuelle Vielfalt derselben für uns so wichtig ist. Zudem hat das auch Einfluss auf die Zusammensetzung anderer Schleimhäute im Körper wie Mund, Nase, Geschlechtsorgane, die von der Gesundheit der Darmflora abhängig sind.
Wirkung auf das Gehirn
Nachhilfe bietet hier die Gabe von Probiotika über Nahrungsergänzungsmittel, die inzwischen von manchen Ärzten nach einer Antibiotika-Behandlung empfohlen werden – häufig in Kombination mit der Einnahme von Ballaststoffen beziehungsweise Präbiotika. Eine ungesunde Darmflora hat zudem Auswirkungen auf das Gehirn. Neben der oben angesprochenen Serotonin-Produktion gehen zudem sehr viele Nervenbahnen vom Darm zum Gehirn – in der sogenannten „Darm-Hirn-Achse“ verlaufen 90 Prozent der Nervenbahnen von unten nach oben und nur 10 Prozent von oben nach unten. Das bedeutet: Der Darm bestimmt sehr stark, wie es dem Gehirn geht. Umgekehrt hat das Gehirn nur sehr wenig Einfluss auf den Darm.
Ausnahmen: Bewegungsmangel oder auch Stress – der wirkt sich häufig direkt und sehr negativ auf unseren Darm aus. Mehr zum Thema Stress und einem leistungsfähigen Gehirn gibt es in der nächsten Folge am Samstag.
Quelle: SZ/BZ-Online