Fit fürs Leben: Der Begriff „entschlacken“ war lange umstritten, hat heute noch Unschärfe, fasst aber wichtige Prozesse zusammen / SZ/BZ-Serie (Teil 14)
Letzte Woche ging es beim Thema „Trinkmenge und Zeitpunkt“ unter anderem darum, dass Flüssigkeit „entgiftet“ – manch einer redet hier auch von „entschlacken“. Lange Zeit drehte sich bei Schulmedizinern und Ernährungswissenschaftler bei den Begriffen „entschlacken“ oder „Schlacke“ der Magen um, da diese Begriffe aus der Naturheilkunde Stoffe beschreiben, die eigentlich genauer definiert werden könnten. Aber abgesehen von der begrifflichen Diskussion über deren Wissenschaftlichkeit: Damit sind Prozesse gemeint, die für die Gesundheit sehr wichtig sind.
Für das Grundverständnis braucht es einen kleinen Exkurs in den „Säure-Basen-Haushalt“ machen. Dieser war früher der Esoterik und dem Halbwissen verschrieben, ist inzwischen aber medizinisch beachtet und wissenschaftlich untersucht und belegt. ER beschreibt die Regelungsfunktion des Körpers, den eigenen ph-Wert immer in einem bestimmten Idealbereich halten zu können.
Der ph-Wert
Nur bei einem optimalen ph-Wert kann der Körper richtig funktionieren, wobei je nach Organ oder Körperflüssigkeit andere Optimalwerte gelten. Im Magen herrscht eher ein saures Milieu (Magensäure), damit Bakterien und Parasiten abgetötet werden können und die Nahrung besser verdaut wird. Den ph-Wert des Blutes wiederum regelt der Säure-Basen-Haushalt immer auf einen Wert zwischen 7,35 und 7,45 – also auf einen leicht basischen Wert.
Nur dann sind eine optimale Fließgeschwindigkeit und Transportfähigkeit des Blutes gegeben, sodass das Blut seine angesprochenen Funktionen optimal erfüllen kann und beispielsweise auch ein zu hoher Blutdruck verhindert werden kann. Nährstoffe kommen in die Zellen, Abfallprodukte aus der Zelle heraus.
Durch tägliche Prozesse werden bereits eher mehr Säuren produziert. Eine ungesunde Ernährung, zu viel Sport, zu wenig Regeneration oder auch Stress wirken zudem messbar „säuernd“. Deswegen werden vor allem basische Mineralstoffe auch aus der Nahrung benötigt. Basische Mineralstoffe als Ausgleich sindn wir vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln. Wenn diese nicht ausreichend vorhanden sind, werden die basischen Mineralstoffdepots des Körpers (Knochen, Knorpel, oder Haarwurzel) geplündert, was dort nebenbei Probleme wie Osteoporose, Arthrose oder auch Haarausfall begünstigen kann.
In der Verbindung eines basischen Mineralstoffs mit einer „Säure“ entsteht ein „Neutralsalz“. Das Problem der Säure ist zwar neutralisiert, aber das Gewebe, in dem diese Salze abgelagert werden, wird zur Müllhalde für diese abgelagerten Abfallprodukte. Dann soprechen manche davon, dass es „verschlackt“. Aber auch Säuren selbst lagern sich dort ab. Beides führt zu Problemen wie Cellulitis oder auch Haarausfall und Schuppen, da der Körper versucht, diese Stoffe loszuwerden.
Der Müll muss raus
Nun stellt sich also die Frage, wie ich diesen „Müll“ wieder loswerden kann – wie kann ich „entschlacken“? Viel Wasser trinken hilft, Überflüssiges herauszuspülen. Mäßige Bewegung oder Wechselduschen fördern generell den Stoffwechsel und damit den Abtransport von Stoffwechselendprodukten. Eine basische Ernährung führt „Basen“/basische Mineralstoffe zu, die die Säurelast ausgleichen. Mäßige Bewegung an der frischen Luft gibt die Möglichkeit, Säuren abzuatmen und den Stoffwechsel anzuregen. Ebenso kommt dem Stressmanagement eine wichtige Rolle zu, da Stresshormone Einfluss auf Atmung, Verdauung und Durchblutung haben.
Fazit: Mit dem Begriff „Entschlacken“ sind Prozesse gemeint, die dem Körper helfen, seinen Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten. Es geht hier also nicht im Vordergrund um eine kurweise Anwendung bestimmter Methoden, sondern darum, mit alltäglich richtigen Verhaltensweisen den Körper dabei zu unterstützen, Stoffwechselabbauprodukte und überschüssige Säuren loszuwerden. Auch hier kommt man nicht um eine insgesamt gesunde Verhaltensweise herum. Man entsorgt ja auch in regelmäßigen Abständen seinen Müll und nicht nur zwei Mal im Jahr. Ein anderer Vergleich: Tägliches Zähneputzen und Duschen sind zur Gewohnheit geworden – wenn wir jetzt noch gesünder leben, bleibt der Körper auch von innen sauber.
Quelle: SZ/BZ-Online