Tischtennis: In seinen 12 Jahren beim VfL Sindelfingen gewann Petr Machulka 290 von 322 Einzeln
„Sag beim Abschied leise Servus“ – getreu diesem alten Schlager, der längst zum geflügelten Wort geworden ist, geht bei der Sindelfinger Tischtennisabteilung durch den Weggang von Petr Machulka eine Ära zu Ende. Der mittlerweile 57-jährige war in den letzten Jahren wie kaum ein anderer Sindelfinger Spieler am Höhenflug der ersten Mannschaft beteiligt, der aus den Niederungen der Bezirksliga bis ins württembergische Oberhaus führte. „Wir haben Petr enorm viel zu verdanken“, sagt dann auch Abteilungsleiter Carsten Seeger.
Alles fing an im Frühjahr 2008, als das Herrentischtennis in Sindelfingen eine nie dagewesene Talsohle durchschritt. „Mehr noch, nach einigen turbulenten Jahren standen wir bei den Männern quasi vor dem Aus“, erinnert sich der langjährige Abteilungsleiter Carsten Seeger. „Wir hielten damals verzweifelt Ausschau nach einem Spitzenspieler, der uns wieder Leben einhauchen könnte. Und mit Petr Machulka landeten wir dann den Hauptgewinn.“
Carsten Seeger denkt noch gerne an das Treffen am Sindelfinger Freibad zurück, als der Tscheche in einer Nacht- und Nebelaktion das Vertragsdokument auf der Motorhaube unterzeichnete – und somit die Voraussetzungen für eine sportliche Erfolgsstory geschaffen wurden.
Eingestiegen im Bezirksligateam, damals unter anderem mit Martin Goihl, den beiden Finkbeiner-Brüdern und VfL-Oldie Peter Rudolf, entpuppte sich Petr Machulka als klare Nummer eins, der in den darauffolgenden Jahren zahlreiche Meisterschaften und Aufstiege bejubeln konnte. Kaum ein Einzel verlor der Tscheche in den ersten Spielzeiten, zudem faszinierte er in der Abteilung als Spielertrainer und Teammotivator. „Petr war schon immer ein alter Fuchs, dem man am Tisch nicht so leicht etwas vormachte“, sagt Carsten Seeger, „er identifizierte sich stets mit unserem Verein und hat für den Erfolg gelebt. Außerdem war er die Zuverlässigkeit in Person, der auch mal antrat, wenn er verletzt war. Da können sich heute einige eine Scheibe abschneiden.“ Über die Landesliga und Verbandsklasse führte der Erfolgsweg der Sindelfinger Männer dann bis in die Verbandsliga – ein Weg, der stetig von Petr Machulka begleitet wurde. So absolvierte der Tscheche mit Wohnsitz in Litvinov (deutsch Leutensdorf), nördlich von Prag gelegen, bis zum heutigen Tag 322 Einzel für den VfL, von denen er 290 gewann.
Wohl auch dem reiferen Alter geschuldet und zuweilen auch rückengeplagt, rückte Machulka in letzter Zeit ins zweite Glied, so dass man im Sindelfinger Lager – gemeinsam mit dem Protagonisten – den Status quo analysieren musste. „Letztendlich zeichnete sich der Abgang dann ab, da Petr in der zweiten Mannschaft gespielt hätte. Dort wäre er mit einem Sperrvermerk versehen worden, so dass er nicht im Verbandsligateam hätte aushelfen können. Auch unter Abwägung der finanziellen Aspekte haben wir uns im Guten zu einer Trennung entschlossen“, erklärt Carsten Seeger die Situation, um ihm gleichen Atemzug dann zu ergänzen: „Wir lassen den Kontakt zu Petr auf jeden Fall nicht einschlafen. Und vielleicht haben wir dann doch noch einmal Gelegenheit, uns dem Angeln, unserem gemeinsamen Hobby, zu widmen.“ Auch wenn corona-bedingt in diesen Tagen keine offizielle Verabschiedung über die Bühne gehen kann, so will man das bei den Sindelfinger Verantwortlichen so nicht stehen lassen. Carsten Seeger: „Da die TG Donzdorf zusammen mit unserer ersten Mannschaft in der neuen Württemberg-Liga spielt, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass wir unserem Petr in diesem Zusammenhang noch die verdiente Ehre erweisen. Warten wir mal ab, im Vorfeld möchte ich da noch nicht zu viel verraten.“
Quelle: SZ/BZ-Online