Boxen: Die Fäuste im Keller wirbeln wieder

Boxen: Nach Wochen des Stillstands haben die Sindelfinger Kämpfer den Trainingsbetrieb in ihrem Center beim Freibad wieder aufgenommen

Vier Monate lang stand der Sindelfinger Boxkeller auf Grund des Coronavirus komplett leer. Seit knapp zwei Wochen dürfen die VfL-Kämpfer jetzt zu ihrer großen Erleichterung wieder trainieren. Unter Einhaltung eines klar formulierten Hygiene-Konzepts.

„Die Hände unten lassen, die Hände unten lassen“, tönt es am Donnerstagabend durch das Sindelfinger Boxzentrum. Endlich, sagen VfL-Kämpfer und ihre Trainer unisono. Vier Monate lang ging gar nichts mehr. Als Mitte März der Corona-bedingte Lockdown einsetzte, hieß es auch für die Sindelfinger Boxer Handschuhe aus. „Das war eine lange Zeit. Und für Boxer und Trainer gleichermaßen eine sehr ungewohnte“, sagt VfL-Trainer Adem Kartal. Für Kartal ist es nicht nur aus sportlichen Gründen elementar wichtig, dass die Fäuste im Boxcenter neben dem Freibad seit knapp zwei Wochen wieder wirbeln. „Unsere Jungs hatten wochenlang überhaupt keinen Rhythmus. Die hatten weder ihr regelmäßiges Boxtraining, noch die Schule. Das hieß für viele, bis spät nachts vor der Konsole sitzen und dann bis in den Nachmittag hinein schlafen“, beschreibt Kartal, der sich und seine Trainerkollegen im Hinblick auf die meist jungen Boxer auch in einer sozialen Verantwortung sieht, die vergangenen Wochen.
Zugelegte Corona-Kilos
Auch für Trainerkollege Rainer Rodriguez wurde es höchste Zeit, dass es wieder losgeht. „Die Monate ohne Training haben nicht nur uns Trainern gefehlt, sondern sich bei unseren Schützlingen auch durchaus bemerkbar gemacht, was Koordination, Technik und Kondition angeht. Der eine oder andere hat ganz schön an den berühmten Corona-Kilos zugelegt“ so Rodriguez. Maximal 20 Boxer dürfen sich derzeit jetzt gleichzeitig im Boxzentrum aufhalten. Gewährleistet wird das über eine App. „Das geht nach dem Prinzip, wer zuerst kommt, malt zuerst“, verrät Rainer Rodriguez.
Dafür, dass sich die 20, die da sind, an den Trainingsabenden nicht zu nahekommen, sorgt ein den VfL-Boxern um den stellvertretenden Abteilungsleiter Thomas Kugler vorgegebenes Hygienekonzept. „Neben der Beschränkung auf 20 Personen, steht auch ausreichend Desinfektionsmittel bereit. Und zwar sowohl für das Reinigen der Hände als auch für das Säubern größerer Flächen. Zudem darf nur jeweils einer auf die Toilette, beim Duschen werden nur die zwei äußeren Duschen benutzt und jeder muss eigene Boxhandschuhe mitbringen“, beschreibt Kugler das Konzept. Sparringskämpfe im Ring sind außerdem derzeit noch nicht gestattet. Dafür gibt es Partnerübungen zum Trainieren von Bewegungsabläufen. Dabei hat dann jeder seinen festen Partner. „Die Jungs ziehen gut mit uns halten sich an die Vorgaben“, ist Thomas Kugler zufrieden.
Zwei dieser Jungs sind die ambitionierten und erfolgreichen Sindelfinger Nachwuchskämpfer Emirkan Güclü (16) und Birkan Yagiz (21). Auch sie sind schließlich froh, dass endlich wieder geboxt werden darf. „Mir hat die Halle gefehlt, mir haben die Menschen gefehlt. Das hat mir phasenweise richtig die Energie genommen“, gibt Birkan Yagiz zu. Ähnlich sieht es sein Trainingspartner. „Die motivierenden Worte durch die Trainer habe ich wirklich vermisst“, macht Emirkan Güclü deutlich. 
Wann er und seine Mitstreiter ihr Können in Zeiten von Corona auch wieder bei Wettkämpfen zeigen können, ist indes noch offen. „Der Boxverband Baden-Württemberg plant derzeit eine Turnierreihe, die zentral über ihn laufen würde. Wann die starten könnte, ist aber noch nicht sicher“, gibt Thomas Kugler Einblicke in die Planungen im Boxsport.
Erst einmal wird im Sindelfinger Boxcenter jetzt fleißig trainiert. „Das ist schon mal ein guter Anfang. Wir hoffen, dass eine zweite Coronawelle ausbleibt und es daher dann auch in Sachen Wettkämpfe Schritt für Schritt wieder in Richtung Normalität gehen kann“, wagt Kugler einen vorsichtigen Blick in die Zukunft.
Bild: Freuen sich darüber, dass im Sindelfinger Boxzentrum wieder trainiert werden kann: Die VfL-Kämpfer Birkan Yagiz (links) und Emirkan Güclü.
Quelle: SZ/BZ-Online