Leichtathletik: Die Unterstützer aus der zweiten Reihe

Leichtathletik: Ohne die vielen Helfer könnte der VfL Sindelfingen nicht so viele Veranstaltungen stemmen/SZ/BZ-Serie über die Geschichte der Leichtathleten (Folge 6)

Im Jahr 1920 – der Erste Weltkrieg ist vorbei – erfährt auch der Sport einen Neuanfang. Einige beherzte junge Männer der „Freien Turnerschaft“ gründen in Sindelfingen eine Leichtathletik-Abteilung, aus der sich mit den Jahren eine Leichtathletikhochburg in Baden-Württemberg entwickelt. In der sechsten Folge geht um die vielen, ehrenamtlichen Herlfern der Blau-Weißen.

Dass der Zusammenhalt bei den Sindelfinger Leichtathleten groß geschrieben wird, merkt jeder, der zu einem der zahlreichen Hallenwettkämpfe im Winter den Glaspalast betritt. Neben den Athleten wimmelt es dort dann nur so von freiwilligen und ehrenamtlichen Helfern und Funktionären, die den Verein zusammenhalten und gleichzeitig den Leichtathletik-Betrieb erst ermöglichen.

 

Lange vor Beginn eines Wettkampfes startet die Vorbereitung von Dieter Locher, Olaf Labrenz oder Gabi Manz. Dieter Locher Leiter Fachausschuss Wettkampforganisation im Württembergischen Leichtathletikverband und seit vielen Jahren Wettkampforganisator der Sindelfinger sorgt für die Einhaltung der Formalitäten, die Meldungen und den perfekten Zeitplan. Kurz vor der Veranstaltung aktiviert er gemeinsam mit Dieter Gauger das Aufbauteam, das sich darum kümmert, den Glaspalast wettkampfbereit zu machen. Die meisten Helfer haben hier die 70 oder auch 80 Jahre bereits überschritten, um die aufwendige Kugelstoßanlage mit allen Matten und Netzen fertig zu stellen, benötigt die Gruppe mit fast zehn Unterstützern einen ganzen Vormittag. Olaf Labrenz sorgt dafür, dass am Wettkampftag selbst auch genügend Helfer zur Verfügung stehen, in den letzten Jahren ein immer schwierigeres Unterfangen. Doch die Kugeln der Stoßer wollen zurückgerollt, die Weitsprunggrube glatt gezogen werden.

 

Auch Gabi Manz muss planen. Sie ist Leiterin des Thekenteams und damit verantwortlich für die Bewirtung bei Wettkämpfen. Wie viele Würstchen genau bestellt und wie viele Kuchen gebacken werden müssen, leitet sie aus ihrem immensen Erfahrungsschatz ab. Seit 40 Jahren ist Manz schon Teil des Thekenteams. Nach ihrer aktiven Laufbahn als Mittelstreckenläuferin entschloss sich die heute 62-Jährige, dem Verein etwas zurück zu geben. „Der Verein hat mir früher viel gegeben. Ich bin über die Aktion Talente gesucht in die Leichtathletikabteilung gekommen und habe mich neben dem Geländelauf der Mittelstrecke zugewandt“, erzählt Manz. An der Theke übernahm sie die Nachfolge von Wolfgang Raaf und Dieter Gauger. Vor jeder Veranstaltung gilt es nun bei den Lieferanten zu bestellen, für Wechselgeld zu sorgen und die Helfer einzuplanen. Fünfzehn Mitglieder zählt das Thekenteam insgesamt. Die meisten stammen aus der sogenannten „Jogginggruppe“. Hier haben sich viele ehemalige Athletinnen, alle inzwischen zwischen 60 und 70 Jahre alt, zusammengeschlossen und drehen jeden Dienstag eine große Runde. Bei deutschen Jugendmeisterschaften gehen zum Beispiel 40 Kilogramm Fleischkäse und 150 Paar Würstchen über die Theke. „Die Einnahmen kommen der Abteilung zu Gute“, weiß Manz. Ein Kassenschlager sind die selbst gebackenen Kuchen. An nachkommenden Helfern mangelt es auch dem Thekenteam. „Viele Sportler, die ihre Karriere beenden sieht man leider nicht mehr und wir bräuchten dringend Nachwuchs“, sagt Manz.

 

Im Innenraum des Glaspalasts läuft indes der Dreisprung-Wettkampf der Frauen. Gerade um die Grube für die nächste Springerin wieder glatt zu streichen, sind zwei Helfer nötig, die kräftig mitanpacken können. Auch aktive Athleten greifen hier häufig zum Rechen, im Winter etwa die damals verletzten Sabrina Lindenmayer und Carolina Krafzik. Abteilungsleiter Jürgen Kohler steht beim Stabhochsprung bereit. Auch das Kugelstoßen ist für Helfer kein Vergnügen, gerade wenn es die 7,26 Kilogramm schweren Kugeln der Männer zurück zum Ring zu befördern gilt. Zu den fleißigsten Helfern zählt Olaf Labrenz den Krafttrainer Helmut Walentin, Rolf Homann oder Günther Henne. „Eine gute Zusammenarbeit mit den Kampfrichtern ist außerdem unverzichtbar. Wir sprechen über die verfügbaren Helfer und teilen sie ein“, sagt Labrenz. Zu jeder Veranstaltung gibt es eine entsprechende Doodle-Liste und auch Labrenz wünscht sich zahlreichere freiwillige Helfer. „Früher standen deutlich mehr Athleten oder Eltern zur Verfügung, aber gerade die schulische Belastung ist heutzutage natürlich hochgegangen“, weiß er.

 

Neben den talentierten Athleten sind es oft zusätzlich die Eltern der jüngeren und älteren Speedys, die sich in der Sindelfinger Leichtathletikabteilung engagieren. „Wenn es Speedy nicht geben würde, hätten wir ein Problem. So habe ich immer genügend Kinder, die super motiviert die Startblöcke von der Bahn tragen, wenn Rundenläufe anstehen“, weiß Labrenz, der als Athlet unter Dieter Gauger einst über die 400-Meter-Hürdenstrecke aktiv war. Damit auch die Ergebnisse zu sehen sind, herrscht im Wettkampfbüro stets ein reges Treiben. Philipp Rehner etwa ist für die Anzeigetafel zuständig und sorgt für aktuelle Startaufstellungen und Ergebnisse.

Bild: Das Thekenteam bei den Süddeutschen Hallenmeisterschaften 2020 Silke Krebs, Marianne Möbius, Sylvia Dingler, Ingrid Lange, Jana Manz und die Chefin Gabi Manz (von links).

Quelle: SZ/BZ-Online