Tennis: Im DM-Finale der Altersklasse Damen 30 zwickt Natalie Pröse auf einmal das vor anderthalb Jahren schwer verletzte Knie, dann wird sie Deutsche Meisterin
Über diese Sommersaison kann sich Natalie Pröse wahrlich nicht beschweren. Bei ihren Auftritten für die Damenmannschaft des VfL Sindelfingen ging sie fast immer als Siegerin vom Platz und hatte damit großen Anteil am Aufstieg in die 2. Bundesliga. Und jetzt kam es für Pröse sogar noch besser. Bei den Deutschen Tennismeisterschaften in Worms war die VfL-Akteurin in der Kategorie Damen 30 nicht zu schlagen.
Der Schreck fuhr Natalie Pröse ganz plötzlich in die Glieder. 3:1 führte sie im Finale um den deutschen Meistertitel und dann das. „Mir ist es aus dem Nichts ins Knie gefahren. Ausgerechnet in das, in dem ich mir vor eineinhalb Jahren das Innenband gerissen und das Kreuzband angerissen habe. Ich lag am Boden und dachte mir, das wars jetzt“, blickt Natalie Pröse auf die bangen Sekunden t auf dem Sandplatz in Worms zurück. Nachdem sich die 29-Jährige, die in der Sommersaison für die Regionalliga-Damen des VfL Sindelfingen in jeder Partie auf dem Platz stand, vom ersten Schock erholt hatte, merkte sie, dass es das aber vielleicht doch noch nicht war.
„Der Physiotherapeut kam auf dem Platz und machte die gängigen Tests, ob mit dem Knie alles halbwegs in Ordnung ist. Glücklicherweise war es das bei mir“, berichtet Natalie Pröse. Mit dennoch lädiertem Knie kämpfte sie also weiter. Am Ende lohnte sich die Mühe. Nach einer fast vierstündigen Hitzeschlacht hatte die an Position eins gesetzte Pröse ihre an zwei gelistete Konkurrentin Lisa Rauch mit 6:7, 6:2 und 6:1 niedergerungen. „Das war mein erstes Damen30-Turnier. Hier gleich zu gewinnen, ist natürlich eine tolle Sache“, freute sich Natalie Pröse über den Gewinn des deutschen Meistertitels.
Sindelfinger Teamgeist
Und im Freuen über Erfolge auf der roten Asche kennt sich die frisch gebackene Titelträgerin in diesem Sommer ziemlich gut aus. Denn auch in der Regionalliga-Aufstiegssaison der ersten Sindelfinger Damenmannschaft ging Natalie Pröse in ihren Matches fast immer als Siegerin vom Platz. „Von meinen fünf Einzeln habe ich vier gewonnen. Auch in den Doppeln lief es gut“, blickt die Hessin auf die Verbandsspiele im Juni und Juli zurück. Mitentscheidend für ihre starken Leistungen sei laut Pröse dabei auch die Tatsache gewesen, dass sie ihre Premierensaison im Sindelfinger Trikot in einer bestens funktionierenden Mannschaft absolvieren konnte.
„Ich wurde hier von Beginn an super aufgenommen. Es hat sich angefühlt, als würde ich mit den Mädels schon jahrelang zusammenspielen. Hier hat jede jede bis zum letzten Ballwechsel angefeuert. Das war schon ein ganz besonders ausgeprägter Teamgeist, der sicherlich mit dazu beigetragen hat, dass wir am Ende den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft haben“, ist sich die 29-Jährige sicher.
Und auch weitere Faktoren rund um die Sindelfinger Tennisabteilung haben es der in Offenbach wohnenden Spielerin durchaus angetan. „Die von VfL-Trainer Daniel Merkert und Sportwart Jürgen Wacker organisierte Unterbringung an den Spieltagen im Erikson Hotel hat immer prima geklappt. Auch so eine tolle Anlage mit 20 Sand- und acht Hallenplätzen findet man bei den wenigsten Vereinen. Ich habe mich hier rundum wohl gefühlt“, sagt Natalie Pröse, die den Weg zum VfL einst über einen Kontakt zur Sindelfinger Mannschaftsführerin Meggie Raidt gefunden hatte.
Kämpferin mit starker Athletik
Ob Natalie Pröse, die im September 2015 einst auf Position 726 der Weltrangliste stand, auch im nächsten Jahr an der Rosenstraße aufschlagen wird, steht noch nicht fest. „Ich für meinen Teil könnte es mir schon vorstellen, dass ich hier auch in der 2. Bundesliga spiele. Aber das werden wir im kommenden Sommer dann sehen“, so Natalie Pröse. Bei VfL-Cheftrainer Daniel Merkert hat die 29-Jährige jedenfalls Eindruck hinterlassen. „Natalie ist eine sehr erfahrene Spielerin. Eine Kämpferin mit einer tollen Körpersprache und einer Top-Athletik. Von ihr haben sich die jungen Teamkameradinnen in dieser Saison sicher etwas abschauen können“, ist sich Merkert sicher.
Jetzt gilt es für die Deutsche Meisterin, die jedes Jahr auf zahlreichen nationalen und internationalen Turnieren aufschlägt und beim Offenbacher Tennisclub Rosenhöhe regelmäßig als B-Trainerin auf dem Platz steht, aber erst einmal darum, wieder richtig fit zu werden. „So ganz in Ordnung ist das Knie noch nicht. Um wieder bei hundert Prozent zu sein, braucht es noch ein wenig. Von daher ist es jetzt für mich vielleicht gar nicht so schlecht, dass es auf Grund der Corona-Pandemie derzeit deutlich weniger Turniere als sonst gibt“, sagt Natalie Pröse. Voll angreifen möchte Pröse dann spätestens im nächsten Jahr wieder. Beim Kampf um Turnierpunkte genauso wie bei den Deutschen Meisterschaften. Und vielleicht ja auch, wenn es für die Tennisdamen des VfL Sindelfingen um Punkte und Siege in der 2. Bundesliga geht.
Bild: Natalie Pröse beweist großes Kämpferherz und belohnt sich mit dem Deutschen Meistertiel in der Altersklasse Damen 30. Bild: Sam Soon Hanke/z
Quelle: SZ/BZ-Online