Leichtathletik: Die Mannschaft hinter den Athleten
Die Blau-Weißen haben viele ehrenamtliche Helfer, die im Hintergrund die Fäden ziehen / SZ/BZ-Serie zur Geschichte des VfL Sindelfingen
Im Jahr 1920 – der 1. Weltkrieg ist vorbei – erfährt auch der Sport einen Neuanfang. Einige beherzte junge Männer des „Turnvereins“ gründen in Sindelfingen eine Leichtathletik-Abteilung, aus der sich mit den Jahren eine Leichtathletikhochburg in Baden-Württemberg entwickelt. Nun, 100 Jahre später, feiern die VfL-Leichtathleten ihr Jubiläum. In der SZ/BZ-Serie geht es um die bewegte Geschichte der Abteilung und die vielen Athleten, Funktionäre und Helfer, die den Sindelfinger Verein zum Aushängeschild machen.
Funktionäre stehen häufig im Hintergrund, sorgen für reibungslose Abläufe und halten den Laden am Laufen. Eine hat dabei besonders viele Fäden in der Hand: Barbara Erath. Seit Jahrzehnten engagiert sich die 57-Jährige ehrenamtlich und kann gut und gerne als Dreh- und Angelpunkt der Leichtathleten bezeichnet werden. In ihren ersten Jahren lebte Erath quasi im Floschenstadion, ihre Großeltern führten die Stadion-Gaststätte. Als Schülerin kam sie zur Leichtathletik und war einige Jahre im Kugelstoßen und Diskuswerfen aktiv. Bald erwarb sie die Übungsleiter-Lizenz und trainierte außerdem Kinder und Jugendliche. „Nachdem Ernst Gießler zurückgetreten war, hat mich Dieter Gauger damals gefragt, ob ich die Abteilungskasse übernehmen könnte. Ich habe mich natürlich geehrt gefühlt und zugesagt“, erinnert sich Erath. In jungen Jahren wurde sie Kassierin und übte die Funktion fast 20 Jahre lang aus. „Als meine Kinder zur Welt gekommen sind habe ich mich etwas zurückgezogen und die Mitgliederverwaltung übernommen. Unter Abteilungsleiter Markus Graßmann wollte ich mich damals dann wieder mehr einbringen“. Nun übernahm sie Managementaufgaben und wurde schließlich zur Geschäftsführerin.
Für die Mitglieder und aktiven Athleten wurde Barbara Erath schnell die Frau für alle Fälle, ob bei der Einkleidung, der Meldung für Wettkämpfe oder der Hotelreservierung vor großen Meisterschaften. Mit ihrem großen Netzwerk und der engen Verbindung zu den Athleten ist es auch oft sie, die von potentiellen Neuzugängen angesprochen wird und hochkarätige Vereinswechsel einleitet. Vom württembergischen Leichtathletikverband wurde Erath 2016 zur WLV-Frau des Jahres ausgezeichnet. „Für mich ist es am schönsten, die Athleten heranwachsen zu sehen. Mich motiviert es, sie auf ihrem Lebensweg zu begleiten und zu sehen, wie aus Nachwuchstalenten erfolgreiche Aktive werden“, sagt die Sindelfingerin.
Über all die Jahre hat sie vier Abteilungsleiter begleitet und stets waren natürlich zahlreiche Mitstreiter an ihrer Seite. In wichtiger Rolle Dieter Locher als Wettkampforganisator oder Ehrenabteilungsleiter Dieter Gauger. Aktuell sind es außerdem Steffen Sattelmaier und Birgit Lenz, zuständig für Strategie und Planung. Steffen Bauer für die Finanzen, Holger Schmidt für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Jan Erik Gans und Peter Kloth als Sportwarte und Hans-Jürgen Burgstahler als Jugendwart. Daneben aber auch Bernd Koschka, der seit vielen Jahren für das Athletenmanagement zuständig ist. „Als ich damals mit meiner aktiven Karriere aufgehört habe, hat mich Dieter Gauger gefragt, ob ich diese Aufgabe nicht übernehmen will, mit Geld könne ich als Bänker ja umgehen“, erinnert sich Koschka, der direkt zusagte und sich zuerst daran machte, die Verträge mit den Topathleten zu professionalisieren. „Mein Vertrag damals war handschriftlich auf einem DIN A5-Zettel zusammengefasst. Ich wusste: Das geht besser.“ Fortan verwaltet der Sindelfinger das Athletenbudget und führt, gemeinsam mit Barbara Erath und Abteilungsleiter Jürgen Kohler Vertragsgespräche. „Ich wünsche mir, dass man in Sindelfingen zukünftig und dauerhaft Leistungen auf Topniveau erlebt und dazu brauchen wir Topathleten, die national Medaillen holen und international mit dabei sind. Die Rahmenbedingungen für den Spitzensport müssen wir schaffen.“
Schon als Athlet übernahm Jan Eric Gans das Training der Mehrkämpfer. Schnell wurde er ein wichtiger Ansprechpartner in der Sindelfinger Leichtathletikfamilie und rutschte in die Rolle des Trainersprechers. Inzwischen setzt er sich als Sportwart, gemeinsam mit Peter Kloth für die Belange der Trainer ein und koordiniert gleichzeitig das Training der Sindelfinger Mehrkämpfer.Gerade in der besonderen Trainings- und Wettkampfsituation der letzten Monate war der Zusammenhalt groß. „Mein bisheriges Highlight war der erste Wettkampf, den wir nach dem Corona-Lockdown im Floschenstadion veranstaltet haben. Alle haben an einem Strang gezogen“, erinnert sich Jan Gans.
Auch Hans-Jürgen Burgstahler begann als Athlet bei den Blau-Weißen. Vor 50 Jahren als Schüler und dann, fast 30 Jahre später nochmals als Seniorensportler. „Mit der Intention Funktionär zu werden, bin ich sicher nicht gekommen, aber dann hat eines zum anderen geführt“, so Burgstahler. Zuerst übernahm der 56-Jährige die Neugestaltung der Homepage, dann wurde er zum Jugendwart und hat heute vielfältige Aufgaben. „Ich stelle die Trainingsgruppen zusammen und sorge für den Austausch und die Rekrutierung neuer Trainer. Dann übernehme ich die interne Talentsichtung und bin als Kreisjugendwart für die Kommunikation mit den anderen Kreisvereinen zuständig.“
Quelle: SZ/BZ-Online