FairPlay Fußballschule: Von Bällen, Gießkannen und „Butterbroten“
Fußball: Bei der Fußballschule Fair Play des VfL Sindelfingen ist zumindest Einzeltraining noch erlaubt / Andreas Russky bietet Online-Training für zu Hause an
Schüler können derzeit nicht in die Schule, Homeschooling heißt das Zauberwort. Ähnlich sieht es bei der Fußballschule Fair Play des VfL Sindelfingen aus, die von Andreas Russky geführt wird. Immerhin ist Einzeltraining noch erlaubt. Damit die Kinder und Jugendlichen am Ball bleiben, bietet der 46-Jährige Online-Training an. „Die Videos haben einen Aufforderungscharakter“, sagt der Sportwissenschaftler. Seit September betreibt er auch die SV Fußballschule Fair Play Schwarzwald/Gäu beim SV Deckenpfronn.
Der Lockdown trifft Kinder und Jugendliche in vielfacher Hinsicht besonders hart: Sie dürfen aufgrund der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg nicht in die Schule, sie müssen zu Hause den vorgegebenen Stoff lernen. Homeschooling kann klappen, muss es aber nicht. Für Kinder wie für Eltern ist das eine große Herausforderung, die beide Seiten immer wieder an die Grenze der Belastbarkeit bringt. Wie gut wäre es, dann wenigstens einen sportlichen Ausgleich zu haben. Aber auch darum ist es nicht zum Besten bestellt, der Amateursport ist komplett auf Null gesetzt. Gewiss, zuletzt war wenigstens Schlittenfahren oder Skifahren angesagt, was aber fehlt, ist der Sport in der Gruppe, mit der Mannschaft.
„Den Kindern und Jugendlichen fehlen diese sozialen Kontakte, ihnen fehlt dadurch auch Struktur in ihrer Woche“, so Andreas Russky (Bild: z). Der 46-jährige Böblinger ist Sportwissenschaftler und Leiter der Fußballschule Fair Play des VfL Sindelfingen.
Etwa 250 Kinder und Jugendliche ab einem Alter von drei Jahren bis hin zu 17 Jahren trainieren einmal oder mehrfach wöchentlich in der Fußballschule, erlernen dort anfangs das kleine und später das große Einmaleins dieses Sports, je nach Talent und Motivation werden sie dort entsprechend gefordert und gefördert. Derzeit ist das aber nur sehr eingeschränkt machbar, ein Training in der Gruppe nicht erlaubt. Möglich ist hingegen, mit den Kickern ein Einzeltraining durchzuführen.
Abwechslung zum Homeschooling
„Etwa acht bis zehn Spieler nutzen wöchentlich die Chance, sich so fit zu halten und zu verbessern“, sagt Russky. Dabei handele es sich vor allem um ambitionierte Kicker. „Mit ihnen habe ich schon vor dem Lockdown Einzeltraining durchgeführt.“ Andreas Russky hat Elemente dieser Einheiten so überarbeitet, dass auch Spieler mit weniger großem Wetteifer oder jüngere Jahrgänge sehr viel Spaß dabei haben und auf ihre Kosten kommen. Eine Abwechslung zum Homeschooling wäre es allemal.
Bereits nach dem ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr hat sich Andreas Russky darüber Gedanken gemacht, wie er seinen Schützlingen dennoch Fußball mit all seinen Finessen lehren kann. Herausgekommen sind dabei verschiedene Filme, die er in seinem Garten gedreht hat. „Ich hatte noch nie ein Video von mir gemacht. Ich kam mir am Anfang vor wie die Kanzlerin bei einer Ansprache“, sagt der Böblinger. Schwerpunkt-Thema der Videos waren Finten.
Andreas Russky erklärt diese in den Videos, macht sie vor, links wie rechts. Diese Filme hat er seinen Schützlingen zur Verfügung gestellt. Und, wenn verfügbar, noch Clips dazu geliefert, in denen berühmte Fußballer zu sehen sind, die die jeweiligen Finten durchführen.
Die Inhalte sind so gestaltet, dass sie zu Hause gut nachzumachen sind. Auf der Wiese, im Hof, im Garten. Gießkannen können eine Art Gegenspieler darstellen oder auch Blumentöpfe. Als Tor kann eine Obstkiste dienen. „Für die Kinder verwenden wir auch die Bildersprache“, erklärt Russky. So heißt eine Finte denn auch mal „pinkelnder Hund“. Dabei handelt es sich um eine Finte, die vor allem Cristiano Ronaldo geprägt hat, dabei muss ein Bein gehoben werden, hinter dem Standfuß wird dann der Ball gespielt. Oder „Butterbrot“, dabei wird der Ball mit der Sohle des vorderen Fußbereichs am Gegner vorbeigezogen. Die Videos nimmt Russky zum Anlass, um im Internet einen Lehrvideo-Kanal einzurichten.
Die Fußballschule leidet wie andere Unternehmen auch wirtschaftlich unter dem Lockdown. Andreas Russky hat im Dezember und im Januar keine Gebühren eingezogen, im Februar wird er dies ebenso handhaben. „Wir erlassen den Eltern die Kosten“, sagt Russky, das Einzeltraining wird gesondert abgerechnet. Angesichts der herrschenden Situation rechnet der 46-Jährige nicht damit, dass er mit der Fußballschule noch in einer Halle trainieren wird, das geplante Faschingscamp ist jedenfalls bereits abgesagt.
Quelle: SZ/BZ-Online