Leichtathletik: Auf der Jagd nach den Olympia-Tickets
Der VfL Sindelfingen hat bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig einige heiße Eisen im Feuer
Früh im Jahr findet am Wochenende schon der nationale Saisonhöhepunkt der Leichtathleten statt. In Braunschweig werden am Samstag und Sonntag die 121. Deutschen Meisterschaften der Aktiven ausgetragen. Es geht um Medaillen, aber viel wichtiger um Tickets für die Olympischen Spiele in Tokio.
Am stärksten sind die Sportler des VfL Sindelfingen bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig im Kugelstoßwettkampf der Männer vertreten. Gleich drei Athleten im blau-weißen Trikot werden in den Ring des Eintracht-Stadions steigen: Simon Bayer, Eric Maihöfer und Tobias Dahm. Als Jahresbester nach seinem 20,30-Meter-Stoß aus Bad Boll reist Simon Bayer als Favorit nach Braunschweig. Auch wenn ihm mit Christian Zimmermann ein Konkurrent in diesem Jahr schon recht nahe gekommen ist.
Überraschend fehlt der erfolgreichste deutsche Kugelstoßer der letzten Jahre, David Storl, deswegen scheint der Weg frei für Bayer. Ihm ist aber etwas anderes wichtiger als der Titel: „Ich will Bestleistung stoßen und allen zeigen, dass sich harte Arbeit lohnt“, so der Sindelfinger. Zwar erhalten die Sieger mit Olympianorm ein sicheres Olympiaticket, die Norm ist bei Bayer aber der Knackpunkt, schließlich liegt sie jenseits der 21-Meter-Marke. Mit einem perfekten Stoß, hält Simon Bayer aber alles für möglich.
Maihöfer lässt aufhorchen
Erst vor wenigen Wochen hat sich mit Eric Maihöfer ein junges Talent in die deutsche Kugelstoßspitze geschoben. Nach seinem Stoß aus Halle liegt der Sindelfinger national auf Platz drei, obwohl er dem ersten U23-Jahrgang angehört. Für den Dritten im Bunde, Tobias Dahm lief die Saison bislang alles andere als glücklich. Doch der 34-Jährige ist ein Wettkampfstoßer und ist schon häufig bei Deutschen Meisterschaften über sich hinaus gewachsen.
Auch bei den starken Frauen sind die Blau-Weißen aus Sindelfingen vertreten. Lea Riedel hat sich vorgenommen, es besser zu machen als letztes Jahr in Braunschweig als sie ihre Bestmarke um einen guten Meter unterbot. „Außerdem möchte ich als beste U23-Stoßerin aus dem Wettkampf gehen und die sechzehn Meter wieder deutlich überbieten“, sagt Lea Riedel.
Auch auf der Rundbahn werden am Wochenende einige VfL-Athleten unterwegs sein. Allen voran die beiden Sindelfinger Langhürden-Spezialisten Carolina Krafzik und Constantin Preis, ihres Zeichens amtierende Meister über die 400-Meter-Hürdenstrecke.
Für Preis sind die Meisterschaften gleichzeitig der Saisoneinstieg. „Wegen meiner Verletzung hat es sich länger gezogen und anstatt voreilig zu sein, starte ich lieber erst jetzt bei den Deutschen Meisterschaft“, erzählt der Sindelfinger. Im Juni wird er so richtig in den Kampf um die Olympiatickets einsteigen. An jedem Wochenende steht ein Wettkampf an. „Ich fühle mich sehr selbstsicher. Das Hauptziel ist immer noch, sich für Olympia zu qualifizieren. Deswegen will ich eine gute Zeit abliefern und natürlich meinen Titel verteidigen.“
Mit einem starken Auftritt im Deutschlandtrikot bei den Team-Europameisterschaften in Polen ist derweil Carolina Krafzik ihrem Olympiatraum schon ein gutes Stück näher gekommen. Gute drei Zehntel-Sekunden fehlen ihr nach der Saisonbestleistung von 55,71 Sekunden noch zur direkten Qualifikation. Trainer Werner Späth ist da durchaus optimistisch. „Ich rechne immer noch mit der direkten Quali von 55,40 Sekunden.“ Das Eintracht-Stadion ist dabei für Carolina Krafzik ein gutes Pflaster, schon im vergangenen Jahr stellte die Sindelfingerin hier ihre Saisonbestleistung auf und sicherte sich den Meistertitel.
Neben ihr geht auch Trainingskameradin Lisa Sophie Hartmann über die Hürdenstrecke an den Start. Die Sportlerin hatte in diesem Jahr mit Verletzungspech zu kämpfen „Bei mir ist leider ein bisschen der Wurm drin. Ich bin erst wenige Wochen wieder im vollen Training“, so die Überraschungs-Dritte des Vorjahres. Sie wird ihren Fokus eher auf die U23-DM legen.
Auch über die 110-Meter-Hürden sind zwei Vereinskameraden unterwegs: Stefan Volzer und Aleksandar Gacic. In seinem zweiten Saisonwettkampf will Volzer seine neue Bestzeit von 13,94 Sekunden aus Weinheim weiter steigern. „Wenn alles zusammen passt, dann ist eine Medaille auf jeden Fall drin.“ Gacic hingegen musste in Weinheim mit Leistenbeschwerden aufgeben, die Probleme sind inzwischen aber wieder verschwunden. „Mein Hauptziel ist die Quali für die U23-EM zu laufen, also werde ich das am Wochenende anpeilen und alles andere wäre Bonus.“
Schneider ist im Aufwind
Derzeit im Aufwind nach seinem großen Erfolg von letzter Woche ist Velten Schneider. Der Hindernisläufer schaffte es beim Flanders Cup im belgischen Oordegem seine Bestzeit über die 3000-Meter-Hindernis auf 8:38,98 Minuten zu verbessern und knackte damit die angestrebte Norm für die U23-EM, aktuell liegt er unter den europäischen Junioren sogar auf Platz zwei. Damit ist Schneider neben Lea Riedel, Eric Maihöfer und Stefan Volzer schon der vierte Sindelfinger, der sich Hoffnungen auf einen Start in Tallinn machen darf. „Das war ein wichtiger Schritt. Wir wussten, dass die Form kommen wird. Man ist aber natürlich ungeduldig“, sagt Schneider, der in Braunschweig allerdings über die 1.500 Meter an den Start gehen wird.