Volleyball: Frischer Wind bei den Volleyballern

Oliver Dostal ist wieder da, die Aktiven greifen an, die Jugend-Abteilung bekommt Zuwachs

Bisher ist der VfL Sindelfingen in der Pandemie „mit einem blauen Auge“ davon gekommen, sagt Sparten-Chef Bruno Metzger. Das Training startet, 27 neue Jugendspieler sind in der Abteilung an Bord und in Oliver Dostal sorgt ein bekanntes und doch neues Gesicht als Trainer im verstärkten Regionalliga-Team für frischen Wind.

Das mit dem blauen Auge erklärt Bruno Metzger so: Trotz einer gefühlten Ewigkeit im Lockdown und endlosen Versuchen, sich ständig auf neue Corona-Verordnungen einzustellen, haben nur 16 Mitglieder die Abteilung verlassen. 217 Männer, Frauen und Jugendliche blieben bei der Stange. Und das Flaggschiff, die erste Herrenmannschaft in der Regionalliga, segelt voll im Wind. Nur zwei Spieler packen die Klamotten ein. Libero Magnus Irion, weil Vaterfreuden Vorrang haben, und Jeferson do Nascimento Silva, den es in die Schweiz zieht.

Den markantesten Wechsel gibt es auf der Trainerbank. Dort wurde ein Platz frei, weil Chefcoach Ahmad Hadi einen weiteren Job angenommen hat und jetzt in gleich zwei Logistik-Unternehmen arbeitet. Dessen Co-Trainer Sebastian Urmoneit signalisierte früh, dass er bei der Stange bleibt, aber ein neuer Trainer musste her – und der war in Oliver Dostal schnell gefunden.

Ein Glücksfall für den VfL Sindelfingen. Denn dieser ist ein ausgewiesener Experte und bringt ordentlich Stallgeruch mit. Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurde er jüngst geehrt. Wobei es eigentlich fast schon 50 Jahre sein sollten, denn in den Akten des Hauptvereins taucht man erst ab dem 14. Lebensjahr auf. Dabei mischte Oliver Dostal doch schon als Knirps bei den Fußballern mit, entdeckte in der fünften Klasse den Volleyballsport für sich und blieb diesem bis heute beim VfL Sindelfingen treu – auch wenn er zuletzt in Rottenburg bei den Aktiven und der Jugend als Trainer arbeitete.

Erfahrung und Energie

„Wir sind unheimlich froh über ihn“, sagt Bruno Metzger. Zum einen ist da Oliver Dostals ansteckend gute Laune, zum anderen Erfahrung und Energie, die sich schon an den ersten Trainingsabenden zeigten. Ein frischer Wind fegt durch die Sporthalle Stadtmitte, und so viele Einzelgespräche wie zuletzt waren die Spieler nicht gewohnt.

Erfahrung hat Oliver Dostal eine Menge vorzuweisen. Der heute 54-Jährige spielte einst beim VfL Sindelfingen in der Regionalliga, was damals die dritthöchste Liga war, und gewann gleich zweimal mit der Württemberg-Auswahl den Bundespokal, der einer Deutschen Meisterschaft der Verbände gleichkommt. Auf der Trainerbank sitzt er seit 1992 und führte unter anderem die damaligen Zweitliga-Frauen der SV Böblingen bis ins Viertelfinale des Deutschen Volleyball-Pokals. Das Aus kam gegen den Hamburger Erstligisten VG Alstertal-Harksheide.

Bei der Rückkehr nach Sindelfingen spielte der Zufall eine Rolle. Eigentlich hatte Oliver Dostal schon um eine weitere Saison in Rottenburg verlängert. Dann kamen berufliche Gründe dazwischen. „Schweren Herzens sagte ich ab“, sagt er, wird die Rottenburger Jugend aber weiterhin bei großen Turnieren begleiten. Es ist ein Abschied auf Raten und im Guten. Als sich die Situation jobtechnisch ziemlich schnell doch wieder entspannte, war der Weg nach Sindelfingen frei: „Das ist, als kommt man nach Hause.“

Seine erste Sindelfinger Mannschaft kann sich sehen lassen. Haudegen wie die ehemaligen Bundesligaspieler Sven Metzger oder Alexander Haas hängen ein Jahr dran, dazu wurde der Kader verjüngt und verstärkt.

In Oliver Dostals Sohn Finn kommt ein 19-jähriger dazu, der ebenso wie der 18 Jahre alte Nick Hoschke jahrelang über die Basis im Rottenburger Leistungsstützpunkt bundesweit Erfolge feierte und mehrmals bei Deutschen Jugend-Meisterschaften spielte. Im 23-jährigen Lenard Schwenk zieht es einen herausragenden Zuspieler studienbedingt in die Gegend. Dass dieser auch noch im Verband als Bezirkstrainer arbeitet, passt wunderbar zum Sindelfinger Leitbild, das den Teamgeist große Bedeutung zuschreibt.

Wenn dann auch noch mit Björn Metzger ein weitere Zweitligaspieler im Saisonverlauf zum VfL Sindelfingen stößt, verschieben sich Grenzen. Oliver Dostal: „Mein Ziel ist Platz eins bis sechs.“ Sein Abteilungsleiter Bruno Metzger sieht das Team im vorderen Tabellendrittel und auch langfristig in der Regionalliga. Dafür braucht es einen Unterbau.

Franziska Stahl wirbelt in der Jugend

Dass die Herren III in der A-Klasse wegbrechen, weil dort die Decke zu dünn ist, soll bald repariert werden. Dazu beitragen soll mit Franziska Stahl eine neue Jugendkoordinatorin, die selbst in der ersten Frauenmannschaft spielte und von den Eltern Axel und Karen als Eventspezialisten reichlich Organisationstalente mitbekommen und bewiesen hat. „Es ist einfach toll, wie sie auf die Menschen zugeht und die Trommel rührt“, sagt Bruno Metzger. Das Zwischenresultat: 27 neue Jugendliche sind neu in der Abteilung.

Damit steht der VfL Sindelfingen mit ziemlich breiten Beinen da. Auch wenn die Jugendmannschaften erst im Herbst gemeldet werden, sind die Blau-Weißen in allen Altersklassen gemeldet. Die zweite Männermannschaft spielt in der Bezirksliga, die Frauen in der Landesliga und in der A-Klasse, eine dritte Männermannschaft ist zwar nicht im Wettbewerb, trainiert aber dennoch, dazu gibt es drei Mixed-Mannschaften. Und allen ist eins gemeinsam: „Wir sind alle so froh, dass wir wieder spielen dürfen“, sagt Bruno Metzger.

Bild: Der neue Trainer Oliver Dostal (mit Ball) sagt: „Es ist ein bisschen wie zurück nach Hause zu kommen.“ Bild: Photostampe

Quelle: SZ/BZ-Online