Der Sindelfinger Velten Schneider hat die Enttäuschung von Talinn abgehakt und läuft nun eine Bestzeit nach der anderen
Leichtathletik – Er hat es Allen gezeigt: Velten Schneider musste zuletzt bei den Junioren-Europameisterschaften eine schmerzhafte Niederlage verkraften, am vergangenen Wochenende in Belgien zauberte er eine Sensationszeit über die 3000-Meter-Strecke auf die Bahn und zeigte, was in seinen Beinen steckt.
Sport, gerade auf internationalem Top-Niveau, kann manchmal grausam sein. In Tallinn musste das Velten Schneider erfahren. Viel Zeit und Mühe hatte der Medizinstudent in seine Vorbereitung gesteckt, wochenlang verbrachte er seine Tage in Trainingslagern, spulte etliche Kilometer ab. Sein großes Ziel: Die erfolgreiche Teilnahme an den U23-Europameisterschaften. Es ist das letzte Juniorenjahr des Sportlers, der sich über seine Paradedisziplin die 3000 Meter Hindernis viel vorgenommen hatte.
In Tallinn wollte er sicher in das Finale laufen, träumte bei einem günstigen Rennverlauf gar von einer Medaille. Vermeidlich topfit war er nur wenige Tage nach einem erneuten Höhentrainingslager in St. Moritz nach Estland gereist, seinen Sieg bei den Deutschen U23-Meisterschaften im Rücken. Doch es kam anders: Schneider startete gut in sein Rennen, lief vorne mit – und brach auf der letzten Runde ein. „Mir hat es den Stecker gezogen“, so beschrieb der Sindelfinger die Erfahrung nach dem Rennen als schon feststand, der Traum von einer Medaille ist geplatzt. „Ich hatte mich als sicheren Endlauf-Kandidaten gesehen, das war eine bittere Enttäuschung für mich“, so Schneider.
Der 21-Jährigen, der am morgigen Samstag seinen Geburtstag feiert, machte sich auf Erklärungssuche: „Wahrscheinlich war es der Abstand zum Höhentrainingslager. Wenige Tage danach kann man seine Topleistung bringen, dann fällt man in ein Loch und nach zwei Wochen sollte es eigentlich wieder nach oben gehen.“ Der Vorlauf fand am 14. Tag nach dem Trainingslager statt, wahrscheinlich ein bisschen zu früh, die Form war schlecht. „Natürlich war die Erfahrung bei der EM trotzdem schön, sportlich bin ich aber nicht zufrieden und das wollte ich nicht so stehen lassen“, sagt Schneider, der gleich begann die nächsten Wettkämpfe zu planen.
Eine knappe Woche nach Tallinn reiste der Sindelfinger ins belgische Ninove, wo ein Wettkampf im Rahmen des Flanders Cup stattfand. Mit der Rennserie hatte Schneider schon den letzten Jahren positive Erfahrungen gemacht. „Das sind immer super besetzte Rennen, genau in meiner Leistungsklasse.“ Über die 1500-Meter-Strecke präsentierte sich der 21-Jährige in Bestform und stellte in 3:44,83 Minuten eine neue persönliche Bestmarke auf. Wenige Tage später ging es nach München, wieder Bestzeit, diesmal über die 3000 Meter. Lange sollte diese Bestmarke allerdings nicht bestehen bleiben. Am Wochenende reiste Velten Schneider erneut nach Belgien, diesmal nach Huizingen, wo er sich in einem stark besetzten 3000-Meter-Feld behaupten musste.
Gemeinsam mit den deutschen Spitzenläufern in der Aktivenklasse Marc Tortell und Marius Probst lieferte sich Junior Schneider ein Duell auf Augenhöhe. „Ich konnte einen guten Schritt laufen. Auf der Zielgeraden bin ich gegen Marius Probst gespurtet, gegen Ende des Rennens war ich ziemlich blau“, so Velten Schneider, der im Ziel trotzdem laut jubelte. Mit seiner Zeit von 7:58,17 Minuten pulverisierte er nicht nur seine junge Bestleistung um mehr als zehn Sekunden, sondern schob sich auch auf Platz vier der Deutschen Bestenliste und stellte einen neuen Sindelfinger Vereinsrekord auf.
Nun will der Medizinstudent mehr: Auch über die Hindernisstrecke möchte er sich weiter steigern, am Sonntag in Luxemburg oder am Dienstag in Rehlingen im Rahmen eines selbst organisierten Rennens soll eine neue persönliche Bestzeit her. Die alte liegt seit Mai bei 8:38,98 Minuten, eine Steigerung um knapp vier Sekunden ist das Ziel. „Ich brauche eine gute Ausgangslage, um im kommenden Jahr in gute Rennen zu kommen.“ Schließlich will Velten Schneider 2022 auch international voll durchstarten. Er träumt von einer Teilnahme bei der Universiade, den Welthochschulspielen in Chengdu (China). „Außerdem findet im nächsten Jahr natürlich die Heim-EM statt, natürlich ist die nationale Konkurrenz stark, aber ich träume davon.“
Bild: n/a
Quelle: SZ/BZ-Online