Die Männer der HSG Böblingen/Sindelfingen überraschen mit einem 37:28-Auswärtssieg bei Salamander Kornwestheim 2, die Frauen gewinnen souverän das Derby in beim SV Leonberg/Eltingen mit 27:19
Erst der Lockdown, dann der Neustart, schließlich der Abbruch – und dann die Pause. Die Handballer haben eine lange Durstrecke hinter sich. Vor der Rückkehr aufs Spielfeld standen viele Fragezeichen. Die Antworten hätten für die Verbandsliga-Teams der HSG Böblingen/Sindelfingen nicht besser ausfallen können. Beim SV Salamander Kornwestheim 2 überraschte die Männer-Mannschaft von Ingo Krämer nach blitzsauberer Leistung mit einem 37:28-Auswärtssieg. Dabei lagen die Gäste im gesamten Spielverlauf nicht ein einziges Mal zurück. Die Frauen überzeugten im Derby beim SV Leonberg/Eltingen und gewannen 27:19.
Ingo Krämer war hinterher ein wenig baff. „Ich muss zugeben, ich war vor dem Spiel sehr skeptisch. „Aber die Jungs haben das heute megagut gemacht. Wir hatten heute nur drei technische Fehler in unserem Spiel, das ist schon phänomenal. Wir sind jetzt aber nicht auf Wolke sieben, uns wird kein Gegner mehr unterschätzen.“ Deren drei will der „BöSis“-Trainer bis zum Saisonende hinter sich lassen, um den Klassenerhalt in der Verbandsliga klar zu machen. Angeführt vom bärenstarken Stefan Trunk, der vier der ersten fünf HSG-Tore erzielte und das Spiel mit neun Treffern beendete, bestimmten die Gäste vom Start weg das Geschehen und gestatteten dem Gegner lediglich beim 7:7 auszugleichen. Zur Pause lag Böblingen/Sindelfingen bereits mit 20:14 vorne.
Schade nur, dass magere 70 Zuschauer die Sporthalle Ost in Kornwestheim besuchten. Am kommenden Samstag im Heimspiel gegen die SG Ober-/Unterhausen soll in der Böblinger Murkenbachhalle der Baum brennen. Das wünscht sich auch Marco Cece. Der Trainer der zweiten Männermannschaft assistierte in Kornwestheim und debütierte gleich mit einem Sieg. „Ich denke nicht, dass es an mir lag.“
Auch Marc Petri nahm einen der freien Betreuerplätze auf der Auswechselbank ein. Der HSG-Spielmacher hatte sich zu Beginn der Vorbereitung im Mai beim Kicken den Ellenbogen gebrochen und ist noch voraussichtlich bis Januar zum Zuschauen verdammt. „Sehr schmerzhaft“, erinnert sich Marc Petri nur ungern an den Vorfall zurück. „Darüber hinaus ist auch noch das Seitenband gerissen. Das ist für Handballer oder auch Speerwerfer so ziemlich die schlimmste Verletzung.“
Die beiden Torhüter Kevin Gsell und Martin Root sowie zwölf Feldspieler standen zum Saisonauftakt auf dem Spielberichtsbogen. Am Ende hatte nur ein Feldspieler nicht getroffen: Ingo Krämer. „Ein Platz war frei, deshalb habe ich den eingenommen“, sagte der HSG-Trainer, der sich vor dem Start mit seiner Mannschaft gemeinsam warmgemacht hatte, aber nicht aktiv das Feld betrat. „Ich stand nur für den Ernstfall bereit.“ Der trat zum Glück nicht ein, weil Dominic Horsch, Nicholas Raff und Tim Frommer oder auch Kreisläufer Rupert Wieja exzellente Arbeit verrichteten.
Souverän auch der Auftritt der Handballerinnen der HSG Böblingen/Sindelfingen beim SV Leonberg/Eltingen. Durch den Spielverlauf konnte Trainer Jörg Köhler all seinen Spielerinnen Einsatzzeit geben. Unter anderem auch den immer noch für die A-Juniorinnen spielberechtigten Lea Lorenzl, Adea Devce, Lena Münch und Pauline Hille, die ihr Debüt im Aktivenbereich feierten. Vor allem Letztere trat abgebrüht au. „Pauline hat drei Tore erzielt und mit ihrer Schwester Svenja hinten im Mittelblock den Laden dicht gehalten“, gab es Lob vom Trainer.
Fünf Jahre lang teilten sich Stefanie „Steffi“ Dieterle und Valeska Schroth den Platz zwischen den Pfosten. Jetzt ist Valeska Schroth aufgerückt als Nummer eins. Steffi Dieterle hat ihre Karriere beendet und den Part der Torwarttrainerin übernommen. Und das auch noch gemeinsam mit Schwester Andrea, die ihre Handballschuhe zeitgleich ebenfalls an den Nagel gehängt hat und nun Co-Trainerin von Jörg Köhler ist. Ins Geschehen eingreifen wollte in Leonberg aber keine der Dieterle-Schwestern mehr. „Es fällt mir überhaupt nicht schwer, nicht mehr aktiv dabei sein zu können“, sagte Andrea Dieterle, die neue Aufgabe bereitet mir großen Spaß, weil es mit Jörg super harmoniert und wir ähnliche Ansichten auf Handball haben.“
Schön anzusehen war nicht nur der Handball, sondern auch die neuen Trikots. Wobei diese gar nicht mehr so neu sind. „Die haben wir schon im November, kurz nach dem die Saison unterbrochen wurde, bekommen, konnten sie aber nicht mehr auf dem Feld zeigen“, erklärte Rückraumspielerin Kristina Maurer, die mit im „Design-Boot“ der HSG-Task Force saß. „Die Trikots haben somit den ganzen Lockdown über auf uns gewartet.“
HSG Böblingen/Sindelfingen Männer: Gsell, Martin Root (beide im Tor); Frommer (4 Tore), Trunk (9), Richter (2), Horsch (4), Heinkele (1/davon 1 Siebenmeter), Degel (4), Krämer, Baumann (1), Raff (5), Fangerow (2/1), Wieja (3), Heisler (1)
HSG Böblingen/Sindelfingen Frauen: Schroth, Lederer (beide im Tor); Steinlein (2), Turkalj (4/1), Moßhammer, Lorenzl, Svenja Hille (4), Knoll (2), Köberling (1), Leibfried (6), Devce (2), Maurer (3), Münch, Pauline Hille (3)
Bild: Jubelszenen schon während des Spiels der Männer der HSG Böblingen/Sindelfingen in Kornwestheim am laufenden Band. Bild: Zvizdiç
Quelle: SZ/BZ-Online