Leichtathletik: VfL Sindelfingen: Pia Ringhoffers kleiner Nervenkrimi

Süddeutsche Meisterschaften der Aktiven und U18-Klasse

Wegen einer ungewöhnlichen Juryentscheidung wurde die 60-Meter-Läuferin des VfL Sindelfingen nur Dritte bei den Süddeutschen Meisterschaften

Leichtathletik. Zwei Wettkämpfe, viele Top-Ergebnisse und meist zufriedene Sindelfinger Gesichter brachte das Wochenende. In Frankfurt fanden die Süddeutschen Meisterschaften der Aktiven und U18-Klasse statt, das 16. Rochlitzer Sparkassen Kugelstoßmeeting in Sachsen zog traditionell die blau-weißen Kugelstoßer an.

Dennoch war Frankfurt kein einfaches Pflaster für die Leichtathleten des VfL Sindelfingen. Besonders Pia Ringhoffer musste das schmerzlich erfahren. Die Sprinterin war als Mitfavoritin für die 60-Meter-Strecke angereist, läuft sie doch in dieser Saison konstant unter 7,60 Sekunden. Das allein bedeutet in diesem Jahr allerdings noch kein Eintrittsticket für die Deutschen Hallenmeisterschaften. Die Teilnehmerzahlen pro Disziplin sind stark reduziert und auch Pia Ringhoffer kämpft noch um ihren Startplatz. Weil dafür allein Platzierungen in der deutschen Bestenliste zählen, ging es für die 23-Jährige Sprinterin nicht nur um eine Podestplatzierung, sondern auch darum, ihre Bestleistung weiter zu steigern.

Das Chaos nimmt seinen Lauf

Im Vorlauf und im 60-Meter-Finale gelang das aber knapp nicht. Dafür lief Pia Ringhoffer als Erste ins Ziel und kürte sich mit schnellen 7,56 Sekunden zur Süddeutschen Meisterin – zumindest vorerst. Denn nach dem erfolgreichen Rennen nahm das Chaos erst so recht seinen Lauf. „Erstmal gab es ein Problem mit der Bahnverteilung. Anstatt auf Platz eins, wurde ich plötzlich auf Platz sechs gewertet, das konnten wir aber regeln“, erzählt die Sindelfingerin. Doch es ging noch weiter: „Dann wurde Protest von einer Athletin eingelegt, weil eine Andere gezuckt hat, es wurde aber nicht zurückgeschossen.“

Es folgte ein großes Hin- und Her. „Es war am Ende ein kleiner Nervenkrimi, weil lange nicht klar war ob der Lauf gewertet wird oder nicht und wir nochmal laufen müssen“, sagt Pia Ringhoffer. Zwischendurch hatte die 23-Jährige auch noch ihren 200-Meter-Lauf und verpasste in nicht zufriedenstellenden 25,07 Sekunden einen Podestplatz. Noch am Samstagabend freute sie sich aber über ihren ersten Süddeutschen Meistertitel. Doch am Sonntag folgte ein erneuter Protest und eine ungewöhnliche Juryentscheidung des Süddeutschen Leichtathletikverbandes.

Ohne die anderen Athletinnen nochmals zu kontaktieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, erneut gegeneinander anzutreten, wurde für die beiden protestierenden Sportlerinnen, die Hessin Gianina Gartmann und Sina Kammerschmitt aus Worms, ein Wiederholungslauf ausgerichtet. Und ausgerechnet diesmal waren die beiden in denkbar knappen 7,54 und 7,55 Sekunden ein beziehungsweise zwei Hundertstel-Sekunden schneller als Ringhoffer, die gar nicht die Gelegenheit hatte erneut zu reagieren.

Damit bleiben der Sindelfingerin Platz drei und viele Fragezeichen nach der ungewöhnlichen Entscheidung des Verbandes, denn auch der Protest von Trainer Werner Späth wurde abgelehnt. „Wir haben uns jetzt lange aufgeregt. Die Tatsache, dass wir anderen Läuferinnen nicht nochmal gefragt wurden, ist schade. Ich bin immer noch ein bisschen fassungslos.“ Nun will Ringhoffer bei den baden-württembergischen Meisterschaften am kommenden Wochenende im Glaspalast voll angreifen.

Auf den undankbaren vierten Platz lief außerdem Julian Reese in 50,27 Sekunden über die 400 Meter. Dieses Schicksal teilt er mit Lukas Gärtner. Für die 200 Meter benötigte er 23,11 Sekunden und verpasste nur um eine Hundertstel-Sekunde die Bronzemedaille. Die zweite Sindelfinger Medaille in Frankfurt gewann Lisa Sophie Hartmann, die über die zwei Hallenrunden 54,44 Sekunden schnell war. Im vierten Zeitendlauf bekam sie es mit harter Konkurrenz zu tun und wurde Dritte. „Für das erste Rennen ok, mit der Zeit bin ich aber eher weniger zufrieden. Aber das war auch taktisch gesehen kein gutes Rennen von mir. Wenigstens weiß ich jetzt, woran ich arbeiten muss“, so Lisa Sophie Hartmann.

Lauria knackt 20-Meter-Marke

Deutlich hörbar wurde in Rochlitz gejubelt, schon seit Jahren misst sich dort Deutschlands Kugelstoßelite. Gegen die Besten seiner Disziplin anzutreten, setzte besonders bei Tizian Lauria nochmal zusätzliche Kräfte frei. Schon in der Vorwoche in Sindelfingen hatte er an der 20-Meter-Marke gekratzt und war dann direkt in ein Trainingslager nach Kienbaum bei Berlin gefahren. „Ich habe sehr gut technisch gearbeitet, den Wettkampf haben wir aber nicht vorbereitet“, so Lauria. Doch die extrem starke Konkurrenz motivierte den 18-Jährigen merklich. Gleich zwei Mal konnte er die 20 Meter mit seiner 6-Kilogramm-Kugel überstoßen und knackte so mit 20,17 Metern erstmals die wichtige Marke im Kugelstoßen. „Ich bin überglücklich und blicke zu den Deutschen Meisterschaften in Sindelfingen nach vorne“.

Für Trainingskamerad Eric Maihöfer steht hingegen die Hallensaison auf der Kippe. Er musste seinen Wettkampf mit Handgelenksschmerzen abbrechen, eine hartnäckige Entzündung hemmt ihn derzeit beim Stoßen. Mit soliden 16,81 Metern trug sich außerdem Lea Riedel in die Ergebnisliste ein, sie zeigte mehrere gute Stöße und steigerte ihre Saisonbestleistung.

Bild: Ringhoffer

Quelle: SZ/BZ-Online