Leichtathletik: Sindelfingerin startet bei der Studenten-WM

Kim Bödi läuft am Samstag in Portugal

Die Crossläuferin des VfL Sindelfingen kommt kurzfristig und überraschend am Samstag zu ihrem großen Auftritt in Portugal.

Leichtathletik. Die Crosssaison endet für Kim Bödi so gut, wie sie begonnen hat. Nachdem die Leichtathletin des VfL Sindelfingen im Dezember erstmals im Nationaltrikot starten durfte und Deutschland bei den Cross-Europameisterschaften vertrat, geht es für die 20-Jährige am Wochenende nach Portugal. Kurzfristig und überraschend tritt sie bei den Studenten-Weltmeisterschaften im Crosslauf an, eine gute Entschädigung für den verpassten Start bei den Deutschen Hallenmeisterschaften.

Der Plan war ein anderer

Eigentlich war der Plan ein anderer: Kim Bödi, Expertin für die 3000-Meter-Hindernis, ist gerne auf der Laufbahn unterwegs und wenn man sie direkt fragt, gibt sie unumwunden zu: Das griffige Rund, gerne gespickt mit ein paar Hindernissen, ist ihr lieber, als sich über Stock und Stein über Wiesen und durch Matschfelder zu kämpfen. Die Crosssaison passte vorzüglich in die Planung einer langen Vorbereitung, die hart machen soll für herausfordernde Rennen im Sommer. So schickte Trainer Bastian Franz seinen Schützling zu Crossrennen.

Der Ausgang: Kim Bödi wurde für die Cross-EM in Dublin nominiert und trat im Dezember erfolgreich für die Deutsche Nationalmannschaft an. „Das Event war richtig cool und ich bin glücklich, dass ich starten durfte. Es war ein toller Einstieg in die Nationalmannschaft. Wir waren als Team dort und im Cross gibt es ja auch die Mannschaftswertung“, sagt die 20-Jährige. Danach war geplant, den wichtigsten Wettkampf in der Halle mitzunehmen, die Deutschen Meisterschaften in Leipzig, und sich dann auf die Freiluftsaison zu konzentrieren. Doch anders als in den Vorjahren bekam Kim Bödi als Mitglied des Nationalkaders kein Sonderstartrecht eingeräumt. „Es hieß, dass man wegen Corona die Quali-Norm gelaufen sein muss.“

So plante die Sindelfingerin ein Rennen über die 3000 Meter ein und lief bei den baden-württembergischen Meisterschaften in Sindelfingen 9:33,29 Minuten schnell. Doch für die Meisterschaften in Leipzig wurden zwar mehr Zuschauer zugelassen, die Teilnehmerfelder aber mit Verweis auf die Pandemie eingedampft. Die Sindelfingerin durfte nicht starten.

Doch es öffnete sich eine andere Türe: Die zu der Studenten-WM im Crosslauf in Aveiro (Portugal). Plötzlich passte die Meisterschaft nämlich gut in die Saisonvorbereitung und die Sindelfingerin wurde vom Deutschen Hochschulsportverband nachnominiert. Nun steht für Kim Bödi der zweite Start im Nationaltrikot bevor. Die Studentin der Sportwissenschaften an der Universität Stuttgart wird voraussichtlich über die 10-Kilometer-Strecke antreten. „Das wird sicherlich eine tolle Erfahrung und ich sehe es als Belohnung für meine harte Arbeit“, so die 20-Jährige.

10 Kilometer – ziemlich lang

Am Donnerstag ging für sie der Flieger nach Portugal, am Samstag wird der Startschuss fallen. Mit im Team sind bekannte Gesichter und einige Teamkolleginnen der EM in Dublin. „Sportlich will ich das Maximum rausholen, 10 Kilometer sind aber ziemlich lang, grundsätzlich liegt mir die Bahn mehr“, weiß Bödi, die auf den 3000 Metern Hindernis am wohlsten fühlt. Erst im Jahr 2020 entdeckte sie ihre Spezialstrecke, nachdem sie davor jahrelang mit mäßigem Erfolg über die 400 Meter Hürden unterwegs war. „Ich habe ja schon bei Speedy eine gute Grundausbildung über die Hürden bekommen, das hilft mir jetzt bei den Hindernissen“, weiß Kim Bödi, die als Sindelfinger Eigengewächs der Leichtathletikschule Speedy entstammt und inzwischen selbst als Trainerin ausbildet.

Mit dem Wechsel zum inzwischen verstorbenen Trainer Harald Olbrich fokussierte sie sich auf die Mittelstrecke und hatte wieder Spaß an Training und Wettkampf. Die Hindernisstrecke wollte sie eher aus Spaß bei einem Wettkampf testen. „Direkt davor bin ich erst ein paar Mal über den Wassergraben gesprungen, um zu üben.“ Auf Anhieb qualifizierte sich die Sindelfingerin für die Deutschen Meisterschaften und entwickelte sich in 2021 mit einem vierten Platz bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften so gut, dass sie nun als Bundeskaderathletin zu den besten Nachwuchssportlern Deutschlands zählt. Im Vergleich zu vielen anderen Athleten ist das spät, durchlaufen doch viele Talente aber der Jugend die Bundeskader. „Ich finde das sogar gut. Ich bin jetzt leistungsfähig und kann diese Leistung bringen.“

Im Sommer auf ihrer Spezialstrecke will sie ihre Hindernisbestzeit deutlich steigern und hat die 10-Minuten-Marke im Blick. „Unter zehn Minuten zu laufen ist mein Ziel“, sagt die Läuferin mit einer aktuellen Bestzeit von 10:14,00 Minuten.

Die Universiade wäre ein Traum

Die U23-Athletin legt den Fokus auf die Deutschen Juniorenmeisterschaften und möchte hier ganz vorne mitmischen. Dass die Deutschen Meisterschaften der Aktiven diese Jahr in Berlin ausgetragen werden, ist ein Stück Extra-Motivation. Und dann schlummert da noch ein Wettkampf im Hinterkopf der Leichtathletin: Die Universiade in China. Diese Meisterschaften sind eine Art Olympische Spiele für Studenten und eine Erfahrung, die schon einige VfL-Athleten genossen haben. Für die Sportstudentin wäre ein dritter Einsatz im Nationaltrikot, diesmal auf der Bahn, ein Traum, der aber sehr schnelle Zeiten erfordert.

Bild: Kim Bödi zählt als Bundeskaderathletin zu den besten Nachwuchssportlern Deutschlands. Bild: Görlitz

Quelle: SZ/BZ-Online