Velten Schneider will über Afrika zur EM nach München
Der VfL-Hindernisläufer Velten Schneider nimmt in Afrika Anlauf auf die Europameisterschaften in München.
Leichtathletik. Um fünf Uhr morgens fängt der Tag von Velten Schneider in der Höhe Kenias an. Der Sindelfinger macht sich fertig und steigt in den Bus zur ersten Trainingseinheit. Mit Sonnenaufgang um sechs Uhr beginnt er, an seiner Form für die Freiluftsaison zu feilen. Vier Wochen verbringt der Athlet des VfL Sindelfingen im Läufermekka Iten auf 2400 Metern Höhe. Ein Aufenthalt, von dem der 22-Jährige schon seit langem träumt, die dünne Luft soll ihm im Sommer Leistungssprünge ermöglichen. „Ich habe schon im letzten Jahr im Höhentrainingslager in St. Moritz beobachtet, dass mein Körper gut darauf anspricht, deswegen wollte ich die Möglichkeit nutzen“, so der Sportler.
Velten Schneider ist ohne Trainingsgruppe nach Kenia gereist und hat sich in das französische Laufcamp Run´IX Athletic Center eingebucht. Dieses ermöglicht Sportlern jeder Leistungsklasse ein Trainingslager in der Höhenluft. Alleine trainieren muss der Sindelfinger aber keineswegs. „Einige deutsche Läufer sind auch da, außerdem trainiere ich viel mit den Leuten aus dem Camp.“ Außerdem sind in Iten unzählige kenianische Trainingsgruppen unterwegs, denen man sich jederzeit anschließen könnte. Bei der morgendlichen Einheit im Stadion von Eldoret drehen mehrere hundert Athleten ihre Runden auf der Laufbahn. „Alles dreht sich hier ums Laufen, die Begeisterung und der Fokus sind spürbar. Für viele Kenianer ist Laufen immer noch ein Türöffner“, berichtet Schneider.
Mit dem klapprigen Bus zur Laufbahn
Seine Anpassung an die dünne Höhenluft hat gut geklappt, rund eine Woche war dafür nötig. Denn ein lockerer Dauerlauf auf deutschem Boden ist im gleichen Tempo in Kenia eine harte Belastung. Trainiert wird viel auf den hügeligen Dirt Roads, für Tempoeinheiten geht es auf die geteerte Straße und die nächste Leichtathletikbahn ist für den Sindelfinger eine halbe Stunde in einem klapprigen Bus entfernt. „Ich bin dem Sport sehr dankbar, diese Erfahrung machen zu dürfen. Man merkt hier schon: Kenia ist die Wiege des Laufens, der Alltag ist eng mit dem Laufen verwoben.“ Der frühe Start in den Tag ist in Kenia üblich und der Hitze geschuldet. Trotz der Höhe beträgt die Tagestemperatur rund dreißig Grad Celcius. Die zweite Trainingseinheit fällt deswegen auf die Abendstunden, es bleibt viel Zeit für die Regeneration.
Schnelle Köche und Masseure
„Man muss aber nicht annehmen, dass man als guter europäischer Läufer hier mithalten kann“, sagt Velten Schneider, der während seines Aufenthalts schon spannende Begegnungen hatte. „Ich saß schon mit Olympiamedaillengewinnern im Café. Egal mit wem man spricht, dem Masseur oder dem Koch, alle haben bessere Bestleistungen stehen als ich“, lacht der Sindelfinger.
Doch er ist nach Kenia gereist, um läuferisch neue Sphären zu erreichen und hofft auf eine entsprechende Entwicklung über die 3000-Meter-Hindernisstrecke. Die Europameisterschaft in München ist für Velten Schneider ein attraktives Ziel, für die Norm von 8:30 Minuten muss sich der Läufer mit Bestzeit von 8:38.98 Minuten aber noch deutlich strecken. Und bei der großen nationalen Konkurrenz wird eine reine Normerfüllung sicherlich nicht ausreichen. „Ich möchte in dieser Saison die Früchte ernten und bei der Heim-EM dabei sein, daraus mache ich keinen Hehl“, so der 22-Jährige, der viel investiert hat, um seinem Ziel näher zu kommen. Das Trainingslager in Kenia bestreitet der Medizinstudent auf eigene Rechnung, der Tag dreht sich um die zwei harten Trainingseinheiten und die anschließende Regeneration. „Ich lebe hier wie ein Mönch“, sagt Schneider. Zeit für touristische Aktivitäten bleibt keine, auch sein Studium hat er für die Vorbereitung zurückgestellt.
DM im Juni als Zwischenziel
In der kommenden Woche geht es für Schneider wieder zurück nach Deutschland, allerdings nur für einen kurzen Zwischenstopp, ehe er nach Italien zur direkten Saisonvorbereitung reist, dann wiedervereint in Cervia mit der Sindelfinger Trainingsgruppe. Ende April möchte der Hindernisläufer in die Saison starten. Mit einem 5000-Meter-Lauf in Mailand und Starts Pliezhausen und Karlsruhe wird er dann an seiner Wettkampfform feilen, die hoffentlich zu den Deutschen Meisterschaften am 25./26. Juni im Berliner Olympiastadion ihren ersten Höhepunkt findet. Hier wird sich nämlich entscheiden, wer bei den Heim-Europameisterschaften in München für Deutschland an den Start geht.“