So geht es im Floschenstadion weiter
Bisher flutscht es auf der Baustelle Floschenstadion, während steigende Rohstoff- und Energiepreise Sorgen bereiten. Aktuell geht es ran an die Laufbahn und das Spielfeld.
Sport und Politik. Nach der Stadiongaststätte sind jetzt auch die Tore des Floschenstadions im wahrsten Wortsinn gefallen. Sie mussten weg, damit die Baumaschinen ran ans Spielfeld können. Außerdem gruben sich Baggerzähne in die Kunststoff-Anlagen der Leichtathleten. Der komplette Belag ist bereits abgetragen, die nächste Stufe des Stadionumbaus gezündet.
Die Fußballer des VfL Sindelfingen sehen das gerne. Dabei ist deren sportlicher Leiter Thomas Dietsche mit der aktuellen Situation durchaus zufrieden. „Ich fahre zweimal die Woche am Stadion vorbei und denke immer: Mensch, da tut sich richtig was.“ Bis der Umbau abgeschlossen ist, sind die Leichathleten in Maichingen zuhause und für die Fußballer gibt es Provisorien.
Umkleide-Container auf dem Parklatz
So ziehen sich die Herren, die Frauen und auch Jugendmannschaften in Containern auf dem Parkplatz vor den Tennis-Anlagen um. Zwei Umkleiden mit Duschen, ein Schiri-Raum, es ist besser, als man denkt. Thomas Dietsche: „Ganz ehrlich: Wir haben ideale Übergangslösungen bekommen. Die Container sind sehr gut, sehr sauber und modern, die Jungs fühlen sich wohl. Auch wenn natürlich das typische Fußballflair eines gewachsenen Stadions hier nicht entstehen kann.“
Die Schalensitze sind abgebaut, in Zukunft sitzt man hier auf Bänken. Im Sommer wird die Sanierung der Tribüne ausgeschrieben. Dann geht es auch an die Kasse und den Kiosk an der Weidenstraße. Bild: Wegner
Die Heimspiele auf dem Kunstrasen machen ebenfalls Spaß. Zumindest so lange, bis die Sonne nicht nur von oben brezelt, sondern auch von unten die Stutzen qualmen lässt. Bälle und Geräte sind in einem weiteren Container am Kunstrasen gut verstaut.
Die Jungs bleiben sitzen
Lediglich einen Besprechungsraum habe man schwer vermisst. Aber auch da sind die Kicker mittlerweile im Glück. Thomas Dietsche nutzte seinen kurzen Draht zum Wirt bei den Tennisplätzen. Jetzt dürfen sich die Fußballer in einem Nebenraum im La Vesa treffen, sich dort auch Leckeres zum Essen und Trinken bestellen. An einer Trageleinwand geht es mit dem Beamer an Spielanalysen. „Und nach dem Training bleiben die Jungs auch mal sitzen und lassen es sich zusammen schmecken. Sowas ist gut für den Teamgeist“, sagt Thomas Dietsche.
Alles absolut in Ordnung also, „wobei wir bei allem trotzdem immer eine ziemlich gut riechende Wurst direkt vor der Nase haben“, sagt Thomas Dietsche und meint das neue Stadion mit neuem Funktionsgebäude, Tribüne, Spielfeld und einem ordentlichen Kraftraum. Dietsche: „Auf all das freuen wir uns alle natürlich sehr.“
Im Herbst 2023 soll der Stadion-Umbau fertig sein, die Hochbauten schon ein viertel Jahr früher stehen. So ist der Zeitplan, und diesen halten Stadt und Bauarbeiter komplett ein. Wobei es in Zukunft kniffliger werden könnte. Denn auch wenn die Gutachten nach den Probebohrungen keine dramatischen Altlasten erkennen ließen, ist davon auszugehen, dass vor dem Stadionbau 1954 der US-Amerikaner von Lacken bis Farben so manches im Boden landete, was da nicht hingehört. „Aussagen von Zeitzeugen, aber auch andere Dokumente lassen darauf schließen“, sagt Sindelfingens Sportamtsleiter Christian Keipert. Bei der Kostenberechnung war das ein wichtiger Faktor, aber die nackte Realität gerät eben doch erst ans Licht, wenn es tief in den Untergrund geht.
„Bewerten sorgsam und in Ruhe“
Dazu kommen steile Anstiege bei den Rohstoff- und Energiepreisen. Knapp waren die Baustoffe schon während der Pandemie, der Krieg in der Ukraine verschärft die Situation zusätzlich gewaltig. Christian Keipert: „Auch hierdurch entstehen Risiken. Wir achten auf den Zeit- und Kostenrahmen, beobachten genau und bewerten sehr sorgsam und mit aller Ruhe“, so Christian Keipert.
Das gelte nicht nur für den Sport an sich, sondern generell für alle Bauvorhaben, wirke sich aber bei einem Großprojekt wie dem Floschenstadion deutlich aus. Knapp 7,3 Millionen Euro sind bislang für den Neubau des Hauptgebäudes an der Rosenstraße vorgesehen, 5,9 Millionen Euro für das Spielfeld, die Leichtathletik-Anlagen und die Übergänge zu den Gebäuden, 1,3 Millionen Euro für die Arbeiten an der Tribüne und 714.000 Euro für das Nebengebäude mit Kasseneingang an der Weidenstraße.
So geht es weiter
Aktuell tragen die Maschinen der Sportstättenbauer Garten-Moser den Rasen bis zur Grasnarbe ab und legen den Humus beiseite, um ihn später wieder zu verwenden. Auf den Rundbahnen und hinter den Toren entfernen sie die etwa 12 Zentimeter dicke Asphaltplatte und graben darunter etwa einen halben Meter tief den Schotter aus. Dann wird der Boden wieder aufgebaut.
Parallel dazu entkernt das Abrissunternehmen derzeit bereits die Tribüne, im Sommer steht die Ausschreibung der Sanierung an. Aussehen soll sie im Prinzip wie bisher, nur eben neu und frisch. Statt auf den jetzt ausgebauten Schalensitzen geht es für Zuschauer künftig durchgehend auf Bänke. Oder auch für Schüler oder Leichtathleten, wenn sie dort bei Sportfesten vor einem Regenschauer Schutz suchen. Und wenn im Mai der Bauschutt des alten Clubheims zermalmt und entsorgt ist und die Höhen soweit angepasst sind, dass einer barrierefreien Zukunft nichts mehr im Weg steht, kommt an der Rosenstraße der Hochbau dran.
Bild: Das Klubhaus ist gefallen (rechts), die Tribüne wird entkernt (links), dazwischen geht es schon an die Sportflächen ran. Bild: Wegner
Quelle: SZ/BZ-Online