Dem Sindelfinger fehlen drei Zentimeter zu Silber
Ein Sindelfinger steht bei einer Weltmeisterschaft auf dem Treppchen: Auch für die erfolgsverwöhnten VfL-Leichtathleten hat das Seltenheitswert.
Leichtathletik. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch gelang dieses Kunststück dem Kugelstoßer Tizian Lauria. Er gewann bei den Jugend-Weltmeisterschaften in Cali (Kolumbien) die Bronzemedaille und überzeugte wieder einmal mit einem starken Wettkampf.
Als erster deutscher Medaillengewinner der Titelkämpfe überhaupt wird er ganz besonders in Erinnerung bleiben, zumal die Kugelstoßer einen spannenden Wettkampf boten. Lauria war zwar mit der besten Weite angereist, diese Leistung bei seinem ersten internationalen Einsatz auch in den Ring zu bringen ist aber ein ganz anderes Thema. Der 19-Jährige spürte die Anspannung und startete mit einem ungültigen Versuch in den Wettkampf.
Ein scharfer Konkurrent aus den USA ging hingegen gleich mit einer neuen Bestweite in Führung. Erst in Runde drei, da hatte schon ein weiterer Athlet, der Jamaikaner Kobe Lawrence die 20-Meter-Marke übertroffen, nährte sich auch Lauria dieser weißen Linie und lies sein 6 Kilogramm schweres Wettkampfgerät auf 19,94 Meter fliegen. Ein nervenaufreibender Kampf um die Medaillen begann in dem Lauria mit seinem starken vierten Versuch auf 20,40 Meter sogar kurz in Führung ging. Doch Tarik O´Hagan aus den USA steigerte sich postwendend auf 20,73 Meter, auch der Jamaikaner schlug mit 20,58 Metern zurück. Im letzten Durchgang ein letzter Versuch Laurias, seine Platzierung zu verbessern: Die Kugel schlug bei 20,55 Metern ein. Bronze hatte er sicher, zu Silber fehlten nur drei Zentimeter. Hinter dem Sindelfinger wurde der zweite Deutsche im Wettkampf Lukas Schober mit weitem Abstand von mehr als einem Meter Vierter.
Nach der Siegerehrung sagte Tizian Lauria gegenüber den anwesenden Journalisten: „Ich bin super stolz auf meine Medaille bei meinem ersten internationalen Einsatz für Deutschland. Ich konnte meinen ersten Platz leider nicht verteidigen, aber das hat ein Weltmeisterschafts-Finale nun mal so in sich, das alles passieren kann. Heute hat es für Bronze gereicht.“ Von Deutschland aus verfolgte Trainer Artur Hoppe den Wettkampf seines Schützlings, auch wenn erst lange nach Wettkampfende die Medaillenstöße Laurias im Livestream gesendet wurden. „Er hat das super gelöst für seinen ersten internationalen Wettkampf. Einfach mega, dass es gleich eine Medaille geworden ist“, freut sich Hoppe. Er weiß aber auch: „Tizian war doch nervöser, als wir dachten. Der Krimi um seine Nominierung hat den Druck erhöht. Er musste beweisen, dass er zurecht bei den Weltmeisterschaften ist.“
Wer die Leichtathletikkarriere Laurias kennt, muss den Hut ziehen vor dieser Leistung. Der 19-Jährige Bronzemedaillengewinner auf der Weltbühne musste sich in den vergangenen Jahren nämlich erst mühsam gegen die nationale Konkurrenz durchsetzen, ehe es zu seinem Start im Deutschlandtrikot kam. Er ist Teil eines ungemein starken Werfer-Jahrgangs. Gleich sechs Athleten hatten die Kugelstoß-Norm für Cali. Nachdem aufgrund einer Verspätung nur außer Wertung beim alles entscheidenden Nominierungswettkampf in Ulm starten durfte, musste ein DLV-Gremium über die WM-Teilnahme entscheiden. Zwei Tage vor Abflug in das Vorbereitungstrainingslager nach Florida erfuhr Lauria von der geglückten Nominierung. Doch der Sindelfinger konnte seine gute Form halten. In Cali absolvierte er den drittbesten Wettkampf seiner Erfolgssaison, mit seiner Technik war der 19-Jährige allerdings nicht zufrieden. „Er hat die Kugel nicht getroffen und hat sich hier sicher mehr erhofft. Aber er hat seine Aufgabe erfüllt, nur das Quäntchen Glück hat gefehlt“, so Trainer Hoppe.
Marec Metzger übersteht die Stabhochsprung-Qualifikation
Auch der zweite Sindelfinger in Kolumbien, Stabhochspringer Marec Metzger ist bislang erfolgreich unterwegs. In der Qualifikation am Dienstag flog er im dritten Versuch über 5,20 Meter und damit ins Finale. „Ich bin super zufrieden. Es war mir wichtig, dass ich das noch gepackt habe, ich wollte die Höhe unbedingt stehen haben. Bei den Fehlversuchen bin ich zu schnell auf den Stab gegangen, das hat dann beim letzten Versuch besser geklappt“, sagte er. Am heutigen Donnerstag um 22:05 Uhr deutscher Zeit soll es im Finale noch höher hinaus gehen. Marec Metzger will unbedingt unter die besten acht Athleten.