Fußball: Ein Sindelfinger und das Ende der Durststrecke

EM-Start am Mittwoch um 11.05 Uhr

Der Weg des Constantin Preis zu Leichtathletik-Europameisterschaften in München war kein leichter.

Leichtathletik. Nach einer schmerzlich langen Verletzung schaffte es der Sindelfinger, sich gerade rechtzeitig wieder in Form zu bringen. Am Mittwoch ab 11:05 Uhr steht er als Lohn für die letzten arbeitsreichen Monate im Vorlauf des 400-Meter-Hürdenwettbewerbs und bezeichnet sich selbst als Wundertüte.

Es passierte im Mai, die Freiluftsaison war gerade gestartet und Constantin Preis hatte im Allmendstadion in Maichingen schon zwei Staffelrennen absolviert. Mit der Mannschaft qualifizierte er sich für die ersten deutschen Meisterschaften der jungen Saison, die der Langstaffeln über die 4×400 Meter in Mainz. Zwei Wochen später mussten Preis Teamkameraden aber ohne ihren schnellsten Mann an die Startlinie und gewannen dennoch. Der 24-Jährige aber hatte sich in einem Training verletzt. Ein großer Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt.

Preis hatte eine lange Saisonvorbereitung absolviert, war in Topform und bereit für Wettkämpfe. Schließlich hatte er das große Ziel, sich noch für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene zu qualifizieren. Doch nun hieß es erstmal: Den Oberschenkel schonen und alternativ trainieren. „Am Anfang der Verletzung war ich sehr positiv gestimmt, ich dachte das geht schneller. Es hat sich aber länger gezogen und Mentalkraft gekostet“, erzählt Preis aus der schwierigen Zeit. Immer mehr Wettkämpfe musste er absagen.

Schweren Herzens auch die Deutschen Meisterschaften. In Berlin war er vor drei Jahren schließlich zum ersten Mal, quasi aus dem Nichts Deutscher Meister geworden, der Startschuss seiner internationalen Karriere. Es folgten Teilnahmen bei den Weltmeisterschaften in Doha und zwei Jahre später bei den Olympischen Spiele in Tokio. So musste der Sindelfinger tatenlos zusehen, wie wieder in Berlin 2022 ein anderer den Deutschen Meistertitel gewann. Auch die Chance auf die Weltmeisterschaften in Eugene war damit passe. Glücklicherweise hatte sich der 24-Jährige aber durch die konstant starken Leistungen der letzten Jahre eine gute Ausgangsposition im World Ranking erarbeitet und musste sich zumindest um die EM-Qualifikation keine Sorgen machen.

Weil die komplette nationale Spitze von Verletzungssorgen geplagt wurde und in Berlin gesammelt nicht an den Start gehen konnte, war lediglich ein Leistungsnachweis notwendig um zu zeigen: Für die Europameisterschaften ist er in guter Form. „Ich hatte die Sicherheit, dass ich nicht ganz so schnell wieder in die Saison einsteigen muss, damit es reicht“, sagt Preis. Bei den Süddeutschen Meisterschaften in Ludwigshafen wurde der Sindelfinger mit 50,65 Sekunden Zweiter. Beim Lohrheide-Meeting in Bochum-Wattenscheid drückte er seine Saisonbestzeit auf 50,21 Sekunden. Auch wenn die Bestzeit aus 2021 mit 48,60 Sekunden noch weit entfernt ist, um Zeiten in dieser Dimension zu laufen ist Wettkampfpraxis notwendig.

„Natürlich sind da noch viele Fehler zu finden, ich habe mehr drauf und bin nicht ganz zufrieden“, sagt Preis. Auch der Kopf spielt eine wichtige Rolle: „In den letzten Wochen war ich noch vorsichtig mit meinem Oberschenkel, jetzt bin ich aber davon überzeugt, dass er hält.“ Mit gemischten Gefühlen reist er deswegen auch nach München. „Es ist schwierig meine Form zu beurteilen, weil wir uns in diesem Jahr auch anders vorbereitet haben. Vor der Verletzung war ich gut drauf, jetzt muss ich mich selbst überraschen lassen. Ich weiß was ich draufhabe, aber auch was ich durchgemacht habe.“ Seine letzten Trainingseinheiten in Sindelfingen hat Preis schon hinter sich.

Am Samstag reiste er nach München an, dort folgte am Montag die Abschlusseinheit, ehe am Mittwoch, für Preis unangenehm früh um 6 Uhr der Tag startet. Für seinen Vorlauf erhofft er sich ein motiviertes Publikum. „Ich hoffe auf eine gute Atmosphäre, einige Sindelfinger werden sicherlich auch dabei sein und anfeuern.“

Nach mehreren Jahren im internationalen Wettkampfzirkus geht Constantin Preis seine ersten Europameisterschaften routiniert an. Dass es sich gleich um eine Heim-EM handelt, hat dem Sindelfinger Vieles erleichtert. „Mit den Erfahrungen der letzten Jahre gehe ich entspannter an den Wettkampf heran und weiß was auf mich zukommt.“

Bild: Die Silbermedaille bei den Süddeutschen Meisterschaften war für Constantin Preis die Fahrkarte zur EM in München. Bild: Schüttke

Quelle: SZ/BZ-Online