Simon Bayer ist noch lange nicht satt
Der Sindelfinger Kugelstoßer ist in der intenationalen Spitze angekommen und nimmt als nächstes das WM-Finale ins Visier
Simon Bayer hat einen Leichtathletik-Sommer voller Höhepunkte hinter sich. Der Kugelstoßer des VfL Sindelfingen war erstmals bei internationalen Meisterschaften der Erwachsenen für die deutsche Mannschaft aktiv und durfte dann gleich zwei Mal antreten: Bei den Weltmeisterschaften in Eugene und bei den Heim-Europameisterschaften in München. Mit der SZ/BZ hat der 26-Jährige über sein EM-Finale, den Hunger nach mehr und seine duale Karriere gesprochen.
Herzlichen Glückwunsch, Sie haben in München mit dem Kugelstoßwettkampf die Europameisterschaften eröffnet und dein erstes großes Finale erreicht. Wie haben Sie einen Auftritt erlebt?
Simon Bayer: „Ich war ziemlich fokussiert und habe eigentlich alles so gemacht, wie ich es mir vorgestellt habe. Mental war alles bereit, körperlich war es eine Herausforderung. Ich musste um 6 Uhr aufstehen, kurz nach acht Uhr hatte ich die erste Kugel am Hals und die hat sich nicht leicht angefühlt. Ich habe wirklich lange gebraucht, um warm zu werden. Ab dem ersten Versuch habe ich Dampf gemacht, ich war gut dabei und hatte zum ersten Mal das Gefühl, ich könnte ins Finale kommen.“
Dann musste alles schnell gehen. Das Finale schließlich nur wenige Stunden später am Montagabend an.
Simon Bayer: „Ich war körperlich auf meinem Peak, ich hätte aber mittags mehr Zeit gebraucht. Am Abend habe ich gemerkt, ich bin nicht so frisch, wie ich sein wollte. Mein Körper lässt gerade keine Bestleistung zu, obwohl ich im Kopf bereit wäre. Ich glaube aber, ich habe mich gut verkauft und kann mir nichts vorwerfen. Auch mein Trainer und mein Bundestrainer waren zufrieden.“
Es standen dann knapp 20 Metern und Platz elf in Europa, Ihre beste internationale Platzierung. Was bedeutet diese erfolgreiche Saison?
Simon Bayer: In meinem ersten Jahr bei Markus (Trainer Markus Reichle) bin ich Deutscher Vizemeister geworden, habe an der WM teilgenommen und stand im EM-Finale, das ist unglaublich motivierend. Seit der WM in Eugene hatte ich die Gedanken, wie es wohl wäre im Finale zu stehen. Für einen Sportler bedeutet das extrem viel und ist wichtig für die Karriere. Ich hoffe mir hilft es, in hochklassige Meetings zu kommen. Vielleicht auch in die Diamond League, um weiter internationale Erfahrung zu sammeln.“
Konnten Sie nach dem EM-Einsatz noch die tolle Atmosphäre in München genießen?
Simon Bayer: „Tatsächlich war ich nicht ein Mal im Stadion, sondern musste arbeiten. Ich muss meine beiden Karrieren aufrechterhalten, ich arbeite in Teilzeit als Experte für Cybersicherheit und will beruflich vorankommen. Gleich am nächsten Morgen nach meinem EM-Finale habe ich ein Meeting gehabt, es tut gut Wettkampf und Kugel auch mal beiseite legen zu können.“
Mit vielen Wettkampfleistungen über die 20-Meter-Marke ist in diesem Jahr der Durchbruch in die internationale Spitze gelungen.
Simon Bayer: „Als ich noch jünger war, hatte ich immer nur das Ziel, Teil der internationalen Kugelstoß-Szene zu sein. Jetzt habe ich Hunger nach viel mehr und versuche das Beste aus mir herauszuholen. Es gibt noch viel Optimierungspotential, um mich so fit zu machen, dass eine Qualifikation nicht mehr so anstrengend ist. Da muss ich reinwachsen. Mental bin ich auf jeden Fall ein Stück weitergekommen. Bald wird sicherlich eine große persönliche Bestleistung fällig, das sieht man.
Welche Ziele gibt es jetzt für die nächsten Jahre?
Simon Bayer: „Tatsächlich brauche ich neue Ziele. Ich habe ich dieser Saison schon alles erreicht, was ich mir für die nächsten Jahre vorgenommen hatte. Irgendwann möchte ich international ganz nach vorne kommen, will zum Beispiel einmal in einem Finale der Weltmeisterschaften stehen. Ich hoffe, der Knoten platzt in den nächsten zwei Jahren. Meine Aufgabe ist es, gesund durchzukommen.“
Schon im März winkt der nächste Höhepunkt. Die Hallen-Europameisterschaften in Istanbul stehen an. Im Sommer folgen dann die Weltmeisterschaften in Budapest.
Simon Bayer: „Geil wäre es, bei der EM schon im Finale zu stehen und dann unter die Top 8 zu kommen. Nach dem Ereignis in München wäre es ja komisch, wenn ich mir nicht das Finale als Ziel setze. Ich plane auf jeden Fall eine Hallensaison, in der Halle war ich ja international noch gar nicht dabei. Bis dahin werde ich strategisch an meinen Stärken und Schwächen arbeiten.“
Bild: Simon Bayer präsentiert sich in dieser Saison bärenstark. Am Ende der Fahnenstange sieht er sich aber noch lange nicht. Bild: Schüttke
Quelle: SZ/BZ-Online