Als der VfL einen ewigen Rekord aufstellte
Am Dienstagabend geht es für die Sindelfinger Volleyballer gegen Friedrichshafen in die Neuauflage einer Begegnung, die seit 1984 einen ewigen Rekord hält.
Volleyball. Nostalgie pur, Bundesligisten quer durchs Verbreitungsgebiet, Spitzen- bis Weltklassesport auf der Tagesordnung: Die 80er-Jahre sind ein Jahrzehnt, bei dem Sportfans feuchte Augen bekommen. Volleyball, Handball, Schach, Faustball, Leichtathletik, Judo, Schwimmen, alles auf höchstem Niveau. Der heutige SZ/BZ-Verlagsleiter Hans-Jörg Zürn ist damals Sportredakteur und in dieser Hinsicht mit allen möglichen Wassern gewaschen. Eine ganz besondere Nacht am Bodensee ist für ihn aber über 38 Jahre später immer noch ein absoluter Höhepunkt.
„Damals war es durchaus üblich, bei so vielen Hochkarätern mindestens ein oder zwei Teams oder Sportler am Wochenende journalistisch zu begleiten“, erinnert er sich. Meistens besucht er dafür heimische Hallen, am 1. April 1984 setzt er sich aber ins Auto, um über den Seiteneingang die Sporthalle in Friedrichshafen zu betreten. Auf einer Holzkiste zwischen Spielertunnel und Spielfeld erlebt er ein Volleyballspiel, wie es kein anderes mehr geben sollte.
Eine Aufgabe: Das Stuttgarter Regionalradio will möglichst in Echtzeit erfahren, ob der VfL Sindelfingen die Rückkehr in die Bundesliga schafft oder der VSG Bodensee der Absprung aus der zweiten Liga gelingt. „Handys gab es nicht, jemand verschaffte mir Zutritt zum Telefon im Regieraum“, sagt Hans-Jörg Zürn, dessen Beitrag für 20 Uhr vorgesehen ist. Im Radio bleibt die Nachrichtenlage dünn: „Entschieden ist jetzt nur endlich der erste Satz.“
Sogar zu spät fürs Radio
Die Entscheidung zieht sich, und wann immer Hans-Jörg Zürn auf Sendung geht, muss er die Hörer vertrösten: „Ich weiß nicht, wie oft ich gesagt habe, dass das Spiel noch läuft.“ Und dieses läuft am Ende zu lange, um es tatsächlich noch auf den Äther zu schaffen. Drei Stunden und 38 Minuten: Das entscheidende Spiel um den Bundesliga-Aufstieg ist bis heute das längste, das vor der Tie-Break-Regel gespielt wurde. Die VSG Bodensee gewinnt mit 15:12, 14:16, 20:22, 15:10, 15:9.
Das Rekordspiel von 1984 ist der Türöffner dafür, dass der heutige VfB Friedrichshafen in seiner Reihe „Spiel des Lebens“ am Dienstagabend, 20. September um 19 Uhr vor hoffentlich voller Halle in der Sporthalle Stadtmitte spielt. Der Eintritt ist frei, der VfL ist nicht nur happy, sondern sportlich gut drauf: Der Start in die Regionalliga glückte am Samstag mit einem glatten 3:0 gegen Fellbach.