Der Sindlfinger tritt beim WLV kürzer
Der Sindelfinger Dieter Locher hat hinter den Kulissen der Leichtathletik eine bemerkenswerte Karriere bei Großereignissen und mit großen Athleten hingelegt.
Leichtathletik. Bei Hallen-EM in Sindelfingen, WM in Stuttgart und Berlin, IHS und Senioren-WM in Sindelfingen, EM in München – Locher war ein „Macher an vielen Fronten“ Ewald Walker Er ist ein Urgestein der Leichtathletik. Nach 31 Jahren im Württembergischen Leichtathletik-Verband (WLV) machte Dieter Locher beim Verbandstag in Bad Liebenzell am Sonntag Platz für einen Jüngeren.
„Das war eine tolle Zeit“, bringt der 68-Jährige seinen unermüdlichen Einsatz für die olympische Kernsportart auf einen kurzen Nenner. 31 Jahre im WLV und inzwischen schon über 50 Jahre im VfL Sindelfingen, wo er auch weiter die Geschicke des Wettkampfwesens leiten wird, sind ein fast unglaublicher ehrenamtlicher Einsatz, den Locher erbracht hat. Er lenkte bei vielen internationalen Einsätzen die Geschicke in Sachen Wettkampf-Organisation und war bei der Einführung der EDV bei Leichtathletik-Wettkämpfen maßgeblich beteiligt.
„Dieter Locher war ein Vordenker in Sachen EDV-Einführung“ lobt der langjährige WLV-Präsident Jürgen Scholz, der seit Juli WLV-Präsident ist, den Sindelfinger. Seine Funktionskarriere begann dieser als Kleiderträger bei der Hallen-EM 1977. Viele Wettkämpfe im Sindelfinger Glaspalast und im Floschenstadion trugen seine Handschrift. „Lochers Name ist ganz eng mit dem Glaspalast verbunden. Allein 66 Deutsche Meisterschaften hat er aus dem Hintergrund mit organisiert. 24 Ausgaben des Internationalen Hallensportfestes (IHS) gehörten dazu.
„Darauf bin schon ein wenig stolz“, signalisiert Locher. Die Höhepunkte seiner Funktionärs-Laufbahn? Er zählt hochwertige internationale Veranstaltungen auf: EM 1986 und WM 1993 in Stuttgart, die EM 2022 im Münchner Olympiastadion und die WM 2009 in Berlin. Große Aufgaben, aber auch große Erlebnisse. „In Berlin saß Usain Bolt bei mir am Bildschirm, in Stuttgart habe ich mit Melene Ottey ein Bier getrunken“, erinnert sich Locher an besondere Momente. Es gab auch „kitzelige“ Augenblicke. „Wir benötigten bei der WM 1993 fast eine Stunde, um die 100 Meter-Entscheidung zwischen Gail Devers und Merlene Ottey zu treffen“, erinnert sich Locher an die schwierige Aufgabe, denn das Zielfoto gab keinen Unterschied her. Am Ende gab ein Tausendstel den Ausschlug für Devers.
„Verloren und allein fühlte sich die traurige schöne „Verliererin“ auf der langsamste Ehrenrunde ihrer Laufbahn. Immerhin konnte Ottey ihrer Niederlage mit dem WM-Titel über 200 Meter überwinden. Die Leichtathletik lebt auch von ihren Stars, und Dieter Locher hatte seine Begegnungen, an die er sehr gerne zurückdenkt. Sergej Bubka, Tim Lobinger, die Überflieger mit dem Stab, oder die Hochsprung-Musketiere Carlo Tränhardt, Dietmar Mögenburg und Gerd Nagel zählen dazu.
Der Mann aus Sindelfingen lernte aber auch das harte Geschäft des Sports kennen. Die Verhandlungen als Meeting Direktor mit den Managern, die 2008 beim Weltfinale hinter der Ziellinie standen, und schon auf die Prämien warteten. „Und für die die Devise galt, Brutto für Netto“, lächelt Locher zu diesen Verhandlungen, bei denen es für ihn keinen Spielraum gab. Seine „Gänsehaut-Momente“ nennt Locher wie aus der Pistole geschossen. „Das war die Atmosphäre, die tollen Athleten bei der WM im Daimlerstadion in Stuttgart 1993, und auch jetzt bei der EM in München wieder“, sagt der Studiendirektor.
Neben seinen unzähligen Einsätzen in der Leichtathletik hat er es zum Schulleiter an der Gottlieb-Daimler-Schule in Sindelfingen gebracht. „Dieter Locher war ein Visionär bei der Einführung der EDV und neuer Technologien“, beschreibt WLV-Geschäftsführer Gerhard Müller diesen außergewöhnlichen Leichtathleten. Dieter Locher wurde beim Verbandstag für seine Verdienste um die württembergische Leichtathletik zum Ehrenmitglied des WLV ernannt.
Bild: Dieter Locher war bei vielen internationalen Leichtathletik-Veranstaltungen der Macer im Hintergrund: Bild: photostampe
Quelle: SZ/BZ-Online