So geht es weiter in Sindelfingen
Weil der Untergrund viel torfiger ist als gedacht, werden das Spielfeld und die Leichtathletik-Anlagen um 2 Millionen Euro teurer.
Sportpolitik. Teure Erde: Fast 8 Millionen Euro und damit 2 Millionen Euro mehr als berechnet kostet die Sanierung des Spielfelds und der Leichtathletik-Anlagen im Floschenstadion. Der Untergrund ist doch nicht so stabil, wie es das Gutachten hoffen ließ. Diese Nachricht liegt den Sindelfinger Stadträten zentnerschwer im Magen.
Mit „großen Bauchschmerzen“, wie Manfred Stock von der SPD sagt, stimmt seine Fraktion im Sportausschuss den neuen Plänen zum Stadionumbau zu. Max Reinhardt von der FDP bezeichnet diese als „alternativlos“, Robert Klotz von den Freien Wählern ist „einigermaßen entsetzt, wir hatten gedacht, es hatte Untersuchungen gegeben“. Dr. Michael Eppard von den Grünen findet zwar, dass „jede Mehrausgabe für den Sport eine gute Ausgabe für Sindelfingen ist“, hat aber „dennoch Bedenken, dass es zu Unterbrechungen des Spielbetriebs kommt.“ Ursula Merz von den Linken fragt sich, „warum wir es nicht gleich richtig machen“ und CDU-Rat Hermann Ayasse braucht noch ein paar Informationen mehr, um zustimmen zu können. Die Entscheidung, wie es tatsächlich weitergehen soll, fällt der Gemeinderat am 18. Oktober.
Gutachten und Geologen seit 2001
Das Problem: Seit 2001 versucht die Stadt im Rahmen des städtischen Sportkonzepts herauszufinden, was unter der Oberfläche steckt. So habe es Gutachten in den Jahren 2005, 2009 und 2019 gegeben. Klar war, dass man es mit mindestens in Teilen mit torfigem Untergrund zu tun habe. Dass es aber auf ganzer Länge und Breite eine Torfschicht von einem bis zu drei Metern Dicke gibt, war jedoch erst klar, als es im Mai dieses Jahres an deutlich mehr Stellen tiefer in die Erde ging. Das Resultat: Auf diesem Boden lassen sich nicht ohne Weiteres Sportflächen risikofrei anlegen. Die Gefahr: Mit der Zeit könnte sich der Aufbau setzen, Dellen entstehen und Beläge brechen.
60 Tonnen schwere Baumaschinen
Auf der Baustelle ging es deshalb abseits des neuen Hauptgebäudes seit Monaten maximal schleppend weiter. Immerhin liegt jetzt aber so viel Schotter auf der Erde, dass schweres Gerät anrücken kann. Das ist notwendig, um den aktuellen Plan umzusetzen. 60 Tonnen schwere Baumaschinen sollen im Abstand von anderthalb Metern im Bereich der künftigen Leichtathletik-Anlagen Schottersäulen in die Erde rütteln, darüber wird es eine Tragschicht als Boden für den Aufbau der Sportflächen geben.
Auf der Fläche des Rasenspielfelds will die Stadt auf die Schottersäulen unter der Tragschicht verzichten. Der Grund: Sollte sich hier die Erde setzen, könne man relativ problemlos wieder aufschütten, nachsäen und einebnen. Deshalb seien die folgenden Bauarbeiten auch deutlich günstiger – vor allem als die Variante, den kompletten Boden abzutragen, zu entsorgen und zu ersetzen.
Trotzdem entstehen durch diese zusätzlichen Arbeiten Kosten von knapp 1,5 Millionen Euro. Und unter anderem wird die Baustelle nochmals um 500 000 Euro teurer, weil der Ausbau der alten Tragschichten kompliziert war oder die Anschlussleitungen an die Schwippe zur Entwässerung neu verlegt werden müssen. Stand jetzt sollen die Freianlagen durch diesen zusätzlichen Aufwand nicht im Herbst 2023 fertig werden, sondern im Winter 2023/24.
Derweil geht es direkt an der Rosenstraße mit dem Hauptgebäude samt Umkleiden oder Kraftraum weiter. Die Gründungsarbeiten sind durch. Jetzt soll die Bodenplatte betoniert werden, dann darf es in die Höhe gehen. Geplant ist, dass die Sportler im Herbst 2023 einziehen. Das hänge aber unter anderem von der Witterung ab und wie schnell die Bauarbeiter das Gebäude schließen können, um im Inneren loszulegen.
Bild: So sieht es derzeit im Floschenstadion aus: Für das künftige Hauptgebäude entsteht als nächstes die Bodenplatte. Für die angrenzenden Leichtathletik-Anlagen und das Fußball-Spielfeld ist der Untergrund noch nicht stabil genug. Hier gibt es eine deutliche Kostensteigerung. Bild: Wegner
Quelle: SZ/BZ-Online