Glaspalast: Die Darts-Weltklasse kehrt zurück nach Sindelfingen

Grand Prix im Glaspalast

Der European Darts Grand Prix feiert Ende Mai sein Comeback im Glaspalast, und seit der WM in London sind die Tickets so heiß begehrt wie nie.

Darts. Der Deutsche Riese lässt die Drähte glühen. Als erster Deutscher hat es Gabriel Clemens jüngst ins Halbfinale einer Weltmeisterschaft geschafft. Im Mekka des Darts, dem Ally Pally, skandierten die Fans seinen Namen, dem „German Giant“ stand der Stolz ins Gesicht geschrieben – und im Glaspalast klingelt seitdem das Telefon am laufenden Band. Immer öfter wird der Wunsch nach Karten für den Darts Grand Prix im Sindelfinger Veranstaltungs-Tempel laut. Dabei gibt es diese für das Wochenende vom 26. bis 28. Mai doch nur online vornehmlich auf der Seite der PDC Europe.

Die Weltmeisterschaft in Nord-London, bei denen Michael Smith den Heimvorteil gegen den niederländischen Superstar Michael van Gerwen im Finale nutzte, hat die Nachfrage für das Turnier in Sindelfingen zusätzlich angekurbelt. Zumal auch diese beiden wohl zum Tross der Sportler gehören, die in Sindelfingen erst das Hotelzimmer beziehen und dann im Glaspalast antreten. Nicht nur, weil Michael Gerwen immer wieder betont, wie gerne er hier spielt. „Ich hoffe auf alle großen Namen“, sagt Claus Regelmann als Geschäftsführer des Glaspalastvereins.

Das TV soll live übertragen

Schon in der Vergangenheit war es eigentlich nur Superstar Phil Taylor, der auf der Zielgeraden seiner Karriere eher einen Bogen ums Ländle gemacht hatte. Ansonsten stand auf der Bühne in der Rudolf-Harbig-Straße alles, was Rang und Namen hat. Und jetzt wird alles noch eine Nummer größer. Es soll nicht nur einen Livestream geben, sondern wahrscheinlich auch eine TV-Übertragung, was die mediale Reichweite nochmals erhöht.

Insgesamt sind es in den verschiedenen Sessions rund 20000 Darts-Fans, die bei der Mischung aus Spitzensport, Volksfest und Fasching die Arena betreten. Dabei war noch zuletzt gar nicht klar, ob die Sindelfinger Erfolgsgeschichte weitergeht. Begonnen hatte sie vor über einem Jahrzehnt, als Regelmanns Stellvertreter Uwe Dieterich die Fühler einst ausstreckte. In einem Düsseldorfer Hotel schaute er sich die Darts-Tour an, die damals in Deutschland noch keine großen Hallen füllte, und holte sie dann nach Sindelfingen.

Zwangspause

Seit 2012 gab es 10 Turniere im Glaspalast, zum letzten Mal allerdings 2020 unter scharfen Pandemie-Beschränkungen und stark begrenzten Zuschauerzahlen, nachdem der Termin mehrmals verschoben worden war. Eigentlich war der 20. März dafür vorgesehen, doch die Seuche breitete sich da mit aller Macht aus. Im Folgejahr entschied sich die der PDC Europe dazu, das Turnier zu streichen, weil auch da die Corona-Auflagen nur ein halblebiges Kräftemessen zugelassen hätten. Und zwei Monate vor dem Termin 2022 wurde der Glaspalast zum Notquartier für ukrainische Kriegsflüchtlinge.

Claus Regelmann und Uwe Dieterich mussten veranstaltungstechnisch schon wieder eine Vollbremsung hinlegen. Der Glaspalast-Verein quartierte den Darts-Tross aus, half aber bei der Suche nach einem anderen Hallendach. „Wir nutzten unsere guten Kontakte zur MHP-Arena in Ludwigsburg, der EWS-Halle in Göppingen oder zu Andreas Kroll von In.Stuttgart“, sagt Claus Regelmann. Letztlich kam die PDC in der Schleyerhalle unter, was auch gut funktionierte.

Schnelles Internet zahlt sich aus

Erste Wahl blieb jedoch der Glaspalast – auch, weil es hier die Möglichkeit der Refinanzierung durch Catering gibt, während es in dieser Beziehung in Stuttgart feste Partner gibt. Und weil sich jetzt im Sindelfinger Westen wieder alle Toren öffneten und der Draht zu den Darts-Verantwortlichen über die Jahre kurz blieb, kehren die Stars zurück. Dabei zahlt sich unter anderem aus, dass die Stadt dem Wunsch des Glaspalast-Vereins als Pächterin nach Glasfaseranschlüssen nachkam und jetzt ganz andere Übertragungsraten ermöglichen. „Für das Turnier werden wir die Internet-Kapazitäten erhöhen. Über Glasfaser sind wir flexibel und können den Hahn aufdrehen“, sagt Claus Regelmann. Livestream, Sportwetten, Fernsehen, all das braucht ordentliche EDV-Leitungen.

Dieser freute sich sowieso besonders auf die ganz großen Veranstaltungen wie den Darts Grand Prix oder zuletzt auch den Junior Cup, „weil diese weit über Sindelfingen hinaus Beachtung finden“. Zudem schätzt er die familiäre Atmosphäre mit feiernden Fans und nahbaren Sportlern, die die Bodenhaftung nicht verloren haben. Dazu passt eine kleine Anekdote: Claus Regelmanns Vater Günter, über 80 Jahre, ist ein glühender Fan der Serie, sitzt auch regelmäßig im Glaspalast in der ersten Reihe. Als Weihnachtsgeschenk hatte wollte Claus Regelmann der PDC eine Scheibe abkaufen. „Die sagten, das käme gar nicht infrage und drückten mit die Trainingsscheibe von Peter Wright in die Hand. Das ist auch noch der Lieblingsspieler meines Vaters“, so Claus Regelmann. So schön kann schenken sein.

Die Vorbereitung läuft schon, das Turnier wird bei Ordnungsamt und Baurechtsamt angemeldet und es braucht einen Veranstaltungsmeister für den Auf- und Abbau. „Das können wir nicht selbst übernehmen. Das alles, was an Technik an die Decke kommt ist so komplex, da brauchst du einen Dienstleister“, sagt Claus Regelmann, der sich auf bunte Abende freut mit kostümierten Fans, die völlig aus dem Häuschen sind. „ Dabei bleibt alles sehr friedlich. Du kannst mit deinen Kindern hingehen, zum Teil kommen ganze Familien“, sagt Claus Regelmann, der ein ungeschriebenes Gesetz kennt: „Fußballtrikots sind tabu, damit schon in dieser Beziehung keine Rivalität aufkommt.“

Termin und Tickets

Der European Darts Grand Prix im Sindelfingre Glaspalast läuft vom 26. bis 28. Mai. Tickets gibt es über die Seite www.pdc-europe.tv

So setzt sich der Dartpfeil zusammen

Illustration: Teufel

Bild: Volksfeststimmung im Glaspalast. So sah das 2019 aus. Ein Jahr später gab es das Turnier wegen der Pandemie nur unter den strengen Auflagen und Beschränkungen, danach war erst einmal Schluss in Sindelfingen. Im Mai öffnet das Tollhaus wieder. Bild: Dettenmeyer/A

Quelle: SZ/Bz-Online