Samstag im Glaspalast dabei
Tizian Lauria ist bei den Erwachsenen angekommen. Der Sindelfinger hat in den letzten Jahren als Nachwuchs-Kugelstoßer geglänzt und in den Jugendklassen reihenweise Medaillen gewonnen.
Leichtathletik. Ab dieser Saison muss er deswegen mit dem Erwachsenengewicht stoßen. Bei den Kugelstoßern ist das eine Steigerung um satte 1,26 Kilogramm, die die Kugel nun schwerer wird. Statt sechs, sind es nun 7,26 Kilogramm, die es so weit wie möglich zu wuchten gilt. Und auch beruflich hat sich für den 19-Jährigen, der eine Duale Karriere anstrebt, einiges getan. Als Student bei der Polizei läuft noch bis März seine praktische Ausbildung, flankiert von Vorlesungen. Zwischen Kugelstoßring und Vorlesungssaal muss sich der Sindelfinger nun seine Zeit gut einteilen, um, rechtzeitig zum Beginn der Hallensaison in eine gute Form zu kommen.
„Bei mir läuft es gerade richtig gut. Mit der Uni ist alles ein bisschen viel, aber ich komme gut zurecht“, so Lauria. Er will am kommenden Samstag beim Stadtwerke Sindelfingen Hallenmeeting in die Saison einstiegen, erstmals mit der 7,26-Kilogramm-Kugel, und hat in der Vorbereitung viel mit schweren Gewichten trainiert. „Jetzt stoße ich endlich mit dem richtigen Gewicht, davor war es ein Kindergewicht. Ich bin endlich bei den Erwachsenen angekommen und darf mich beweisen. Damit stoße ich jetzt ein Leben lang“, freut sich der Kugelstoßer.
Sogar mit einer 8-Kilogramm-Kugel hat er in der Vorbereitung trainiert, um die Muskeln an schwere Gewichte zu gewöhnen. „Das ist schon ganz schön heftig. Wir achten aber darauf, meine Muskeln nicht zu schnell aufzubauen und vor allem aktive Masse zu schaffen. Deswegen habe ich im Vergleich zum Sommer auch nur circa zwei Kilogramm zugenommen“, erzählt Lauria. So sehr ein Kugelstoßer von seinen Muskeln profitiert, so hinderlich war die schwere Muskelmasse für Lauria bei seiner Aufnahme in die Polizei.
„Ich wäre fast nicht angenommen worden, die Ärzte haben gesagt, dass sie es nicht durchgehen lassen. Aber wir Kugelstoßer brauchen für unseren Sport unser Gewicht“, sagt Lauria, für den man schlussendlich eine Ausnahme machte. Und so drückt er aktuell in der praktischen Ausbildung, gespickt mit Theorie die Schulbank. Ab April geht es dann aber auf die Straße. „Ich habe bald Prüfungen, deswegen muss ich viel lernen. Ab April bin ich dann für mein Praktikum unter anderem im Streifendienst.“
Damit die Freiluftsaison nicht gefährdet ist und trotzdem Zeit für das intensive Training bleibt, hat Lauria als Sportler einige wenige Vorteile, muss aber auch auf das Verständnis der Reviere hoffen. Für die direkte Wettkampfvorbereitung kann er sich etwa freistellen lassen, auch von der Schichtarbeit ist er ausgenommen. Schon jetzt kann er theoretische Vorlesungen online verfolgen, um weiterhin am Olympiastützpunkt Stuttgart trainieren zu können.
Dafür soll der 19-Jährige dann aber auch auf dem Sportplatz Top-Leistungen bringen. In diesem Jahr sind die Junioren-Europameisterschaften im finnischen Espoo das wichtigste Ziel. Dafür muss sich auch der Bronzemedaillen-Gewinner der U20-WM erstmal gegen die nationale Konkurrenz durchsetzen. Schon im letzten Jahr war es ein heißer Kampf um die beiden WM-Tickets. Diesmal dürfen drei deutsche Athleten antreten. Doch die Konkurrenz ist nicht kleiner geworden.
Zu den älteren Jahrgängen in der U23 zählt Sindelfinger Eric Maihöfer, der ebenfalls die U23-EM als erklärtes Ziel hat. „Mit Eric zusammen zu fahren wäre wirklich cool. Dahinter ist alles offen, wir sind ein starker Jahrgang“, hofft Lauria auf eine internationale Meisterschaft mit seinem Trainingskameraden und hat noch mehr vor. „Ich muss mich jetzt ransetzen damit ich in der U23 gut performe und dann in drei Jahren bei den Aktiven auch gleich international dabei bin.“
Um im Sommer Leistung zu bringen, hat der Sindelfinger ein intensives Aufbautraining hinter sich. „Wir haben einen längeren Aufbau gemacht mit mehr Ausdauertraining. Im letzten Jahr hat mir nämlich im Sommer etwas die Ausdauer gefehlt, das habe ich auch im Stoßtraining gemerkt.“ Doch für einen Kugelstoßer heißt Ausdauertraining auf keinen Fall Dauerläufe, beim Gedanken daran muss selbst Lauria lachen. Vielmehr war es der „Werfer-Zehnkampf“ durch den er sich wieder und wieder quälen musste. Eine Kombination aus verschiedenen Würfen mit dem Medizinball. Auch Tempoläufe standen auf dem Programm, allerdings maximal über eine Hallenrunde.
Nun sind es aber erst einmal Hallenwettkämpfe, die auf dem Programm stehen. Mindestens vier davon will Lauria absolvieren, im Sindelfinger Glaspalast wird er wohl zwei Mal zu sehen sein, dazu bei den großen Kugelstoßer-Meetings in Rochlitz und Nordhausen und bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund. „Ich will auf jeden Fall eine neue Bestleistung mit der neuen Kugel aufstellen. In Berlin habe ich ja 18,54 Meter weit gestoßen und dann möchte ich mich bis zu den Deutschen Meisterschaften langsam steigern“, hat sich Lauria für seinen Start bei den Erwachsenen vorgenommen.
Bild: Tizian Lauria startet am Samstag beim Statdtwerke-Meeting bei den Aktiven an. Bild: Schüttke
Quelle: SZ/BZ-Online