Der Sindelfinger Kugelstoßer wäre in Dortmund mit jedem seiner sechs Versuche Deutscher Meister geworden. Jessica-Bianca Wessolly holt über die Hallenrunde Silber, Velten Schneider läuft über 3000 Meter genau wie die 4×200-Meter-Frauenstaffel zur Bronzemedaille.
Ein kompletter Medaillensatz mit dem überragenden Kugelstoßer Simon Bayer als Deutscher Meister, der Silber-Sprinterin Jessica-Bianca Wessolly, dem Bronze-Mittelstreckler Velten Schneider und zum krönenden Abschluss der Bronze-Staffel: Die Ausbeute des VfL Sindelfingen bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund war so gut wie selten.
Nur eine kleine Mannschaft von zehn Athleten war nach Dortmund gereist, die Meisterschaften begannen am Samstagmorgen gleich mit dem Sindelfinger Höhepunkt. Im Kugelstoßen der Männer war die Dominanz der Blau-Weiß deutlich sichtbar. Mit Simon Bayer, Eric Maihöfer und Tizian Lauria standen gleich drei Sindelfinger im Finale der besten acht Stoßer.
Unschlagbar war Simon Bayer. Er startet mit einem gelungenen ersten Versuch in den Wettkampf, der für den Sieg schon ausgereicht hätte und den 27-Jährigen positiv stimmte. „Ich konnte meine Technik einigermaßen abrufen, wollte aber unbedingt noch etwas draufsetzen“, so Bayer. Sein Ehrgeiz war für zwei 20-Meter-Stöße gut. Mit 20,20 Metern ging der erste Meistertitel des Tages an einen Sindelfinger. „Ich bin zufrieden, ich wollte unbedingt den Titel holen. Leider wird es aber nichts mit der EM in Istanbul, dafür bin ich im Ranking nicht gut genug“, so Bayer.
Zwar liegt Simon Bayer mit seiner Hallenbestleistung auf Platz 15 in Europa, 18 Starter sind für die Europameisterschaften zugelassen. Doch es zählt das Ranking und hier belegt Bayer nur Platz 24. „Es ist schwerer zu einer Hallen-EM als zu einer Freiluft-WM zu kommen, aber immerhin fahre ich jetzt zum Werfercup in Leira“, sagt Bayer.
Ihn begleitet Eric Maihöfer als U23-Starter. Mit 19,16 Metern und Platz vier war er zwar nicht ganz zufrieden, konnte aber eine soliden Hallensaison zeigen, die für die nächsten Jahre hoffen lässt. „Ein vierter Platz ist immer blöd und technisch konnte ich nicht das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben, aber insgesamt bin ich zufrieden.“
Das VfL-Ergebnis komplettierte Tizian Lauria, der mit 18,77 Metern und Platz sieben zwar nicht ganz an sein Ergebnis vom Beginn der Hallensaison rankam, aber aktuell in seinem Studium bei der Polizei auch kräftig gefordert ist.
Enttäuscht war Lea Riedel nach ihrem Kugelstoß-Wettkampf. Nach zwei starken Ergebnissen im Januar konnte sie ihre Top-Vier-Platzierung nicht halten und blieb mit 16,79 Metern fast einen Meter unter ihrer Hallen-Bestleistung. Als Sechste der Konkurrenz ist die Chance auf den Werfer-Cup in Leira dahin. „Es war wahrscheinlich eine Mischung aus fehlenden Trainingsstößen und dem Ring. Wir Mädels hatten extra einen zweiseitigen Brief an den Gerätebeauftragten des DLV geschrieben, dass der Ring inakzeptabel ist, weil zu stumpf. Ich bin leider am schlechtesten damit klargekommen“, sagt Riedel.
Mit einer neuen Bestleistung von 55,73 Sekunden zeigte Hanna Render eine gute Vorstellung über die 400 Meter. Als Zwölfte in 55.39 Sekunden lag Melanie Böhm nur einen Platz vor ihrer Vereinskameradin. „Es war einfach nicht ihr Tag“, sagte Trainer Peter Wiesner zu den 60-Meter-Rennen seiner Athletin Pia Ringhoffer . Sie lief zwar mit 7,46 Sekunden ins Halbfinale „der Halbfinallauf war aber vom Anfang bis zum Ende verkorkst.“
Velten Schneider sorgte für den gelungenen Abschluss des ersten Wettkampftages. Der Hindernisspezialist hatte sich für seinen Auftritt über die 3000 Meter viel vorgenommen, sollte doch trotz starker Konkurrenz eine Medaille her. Schneider hielt, was er versprochen hatte. „Mir war klar, wenn ich die anderen schlagen will, muss ich sie müde machen. Deswegen habe ich von Anfang an für eine ehrlich Pace gesorgt“, sagt Schneider, der nach einigen Runden trotzdem zwei Gegner ziehen lassen musste. „Hintenraus wurde es dann hart für mich, aber was zählt ist die Medaille“, sagt er zu seinem Bronzemedaillengewinn in 8:04,70 Minuten.
„Am Samstagabend gab es dann beim traditionellen Abteilungsessen ein all-you-can-eat-Buffet“, erzählt Vorstandsmitglied Bernd Koschka. Am Sonntagmorgen schafften es im ersten Versuch nicht alle Sindelfinger rechtzeitig in die Halle. „Wir haben Velten Schneider vergessen, der musste wohl etwas länger schlafen, nachdem er am Samstag seine Medaille gefeiert hat“, so Koschka.
An Tag zwei der Meisterschaften konzentrierten sich die Sindelfinger Hoffnungen auf die 200-Meter-Rundbahn. Hier präsentierte sich Neuzugang Jessica-Bianca Wessolly nach längerem Infekt wieder im Wettkampfoutfit und entschied ihren 200-Meter-Vorlauf für sich. Im Finale musste sie sich in 23,68 Sekunden Louise Wieland geschlagen geben, auf der Zielgeraden machte die Sindelfingerin zwar mächtig Meter gut, zu schnell kam aber die Ziellinie. So gewann Wessolly, noch nicht ganz in gewohnter Form die Silbermedaille.
Eineinhalb Stunden später saß die 26-Jährige erneut im Startblock – als Startläuferin der Sindelfinger 4×200-Meter-Staffel. Diesmal in Führung übergab sie das Holz an Pia Ringhoffer, die einige Meter zwischen sich und die Konkurrenz aus Berlin brachte. Lisa-Sophie Hartmann hielt mit einem taktisch klugen Rennen die Platzierung und Melanie Böhm legte sich auf der Sprintdistanz mächtig ins Zeug und warf sich nach 1:36,43 Minuten ins Ziel. Die Zeit war die umkämpfte Bronzemedaille wert. Ein großer Erfolg für die Sindelfingerinnen, die nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Carolina Krafzik nicht in Idealbesetzung antraten und denen trotzdem nur ein Wimpernschlag von zwei-Zehntelsekunden auf die Siegerinnen fehlten.
Bild: Ralf Görlitz
Quelle: SZ/BZ-Online