Handball: Die beiden HSG’s wünschen sich gegenseitig den Klassenverbleib

Verkehrte Vorzeichen in der Handball-Verbandsliga: Zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte geht die HSG Böblingen/Sindelfingen als Favorit in das Derby gegen die HSG Schönbuch (Anpfiff in der Schönbuchsporthalle ist um 20 Uhr).

Auch wenn die beiden Teams in der Tabelle aktuell lediglich zwei Punkte trennen, spricht die Form derzeit klar für die „Bösis“. Zumal die Mannschaft von Ingo Krämer und Marco Cece vor rund einem Monat auch das Hinspiel in eigener Halle gegen das Team von Holger Breitenbacher mit 25:22 gewinnen konnte. Christoph Zegledi und Marc Petri, die beiden Teamkapitäne, sind heiß auf das zweite Nachbarschaftsduell.Nur einen Monat nach dem ersten Saisonduell steht auch schon das nächste Spiel zwischen der HSG Schönbuch und der HSG Böblingen/Sindelfingen auf dem Programm. Verliert das Derby durch die etwas ungewöhnliche Terminierung an Reiz?

Christoph Zegledi: „Auf gar keinen Fall. Für uns bietet sich dadurch die Gelegenheit, schon fünf Wochen nach der Hinspielniederlage zurückzuschlagen und die Verhältnisse wieder gerade zu rücken. Unsere Serie ist gerissen, der Sieg der HSG Böblingen/Sindelfingen musste ja irgendwann erfolgen und war auch durchaus verdient. Am Samstag wollen wir in eigener Halle aber wieder an alte Zeiten anknüpfen.“

Marc Petri: „Nein. Von mir aus könnten pro Saison auch noch mehr Derbys stattfinden. Was gibt es denn Schöneres, als in einer rappelvollen Halle seinem Sport nachgehen zu können? Vor allem jetzt, wo wir endlich den ersten Derbyerfolg eingefahren haben. Dieser Sieg war nur eine Frage der Zeit. Dem wollen wir nun in fremder Halle den nächsten folgen lassen.“Wie sieht denn vor diesem mit Spannung erwarteten Duell die Trainingswoche davor aus?

Marc Petri: „Bei uns herrscht generell seit geraumer Zeit eine richtig geile Stimmung in der Mannschaft. Was natürlich auch an unserer Siegesserie liegt, die nur von der Niederlage in Altensteig unterbrochen wurde. Im Training geht es gut zur Sache, in der Woche vor dem Derby nochmal ein bisschen mehr. Wir proben sozusagen den Ernstfall. Dass wir vor etwas mehr als einen Monat endlich den ersten Sieg gegen Schönbuch eingefahren haben, hat Blockaden gelöst und noch weitere Kräfte freigesetzt.“

Christoph Zegledi: „Das sind mit die besten Trainingseinheiten überhaupt. Alle Spieler gehen mit einem gewissen Feuer ins Training, weil alle am Wochenende auch auf der Platte stehen wollen – und das möglichst lange. Auch wenn es bei uns in den vergangenen Wochen mit vier Niederlagen in sechs Spielen nicht gut lief, beim Gegner dafür umso besser, denke ich, dass zwei Teams auf Augenhöhe aufeinandertreffen werden. Und am Ende werden Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage entscheiden.“Gibt es personelle Sorgen, oder geht Ihr Team in Bestbesetzung in dieses Nachbarschaftsduell?

Christoph Zegledi: „Torhüter Benny Gärtner hat einen Kreuzbandriss erlitten und Spielmacher Benjamin Wolf hat sich die Mittelhand gebrochen. Damit fehlen uns in dieser Saison zwei ganz wichtige Spieler. Auch bei Tim Großmann ist noch nicht klar, ob er im Kader stehen wird. Wir müssen als Team nun noch enger zusammenrücken und die entstandenen Lücken schließen. Mit Willen und Einsatz werden wir die Ausfälle auffangen können.“

Marc Petri: „Für Tim Frommer ist die Saison aufgrund seiner Handverletzung bereits vorbei. Frederik Todt ist beruflich eingespannt, Lukas Sauer privat verhindert. Und auch Trainer Ingo Krämer, der im Hinspiel noch einige Minuten auf dem Platz stand, wird aufgrund einer Angina passen müssen. Gespannt sind wir, ob Dominic Horsch morgen Abend zur Verfügung stehen wird. Er hat sich Anfang Februar einen Zeh gebrochen, hat diese Woche aber schon wieder mittrainieren können – wenn auch noch mit angezogener Handbremse.“Warum wird Ihre Mannschaft das Spiel am Samstagabend gewinnen?

Marc Petri: „Wir sind gut drauf, haben von unseren letzten sechs Spielen fünf gewonnen, darunter auch das Hinspiel gegen die HSG Schönbuch, und könnten mit einem Sieg morgen Abend einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt schon etwas distanzieren. Das Schöne ist, dass das kein alltägliches Auswärtsspiel wird, da wir einen Haufen unserer Fans mitbringen werden.“

Christoph Zegledi: „Egal, was vorher auch war, ein Derby hat seine eigenen Gesetze. Wir haben Qualität in der Mannschaft, bringen derzeit aber unsere PS nicht auf die Straße, weil uns irgendwie die Selbstverständlichkeit in unserem Spiel verloren gegangen ist. Aber ich kann versprechen, dass bei uns alle hoch motiviert in dieses Duell gehen werden. Vielleicht muss das Derby ja auch genau jetzt kommen, um bei uns die Wende zum Guten einzuläuten. Wir wollen die Negativspirale morgen Abend verlassen.“Und nach dem Spiel stehen Freund und Feind wieder zusammen?

Christoph Zegledi: „Ja, klar. Die Spieler kennen sich untereinander und stehen sich auch seit vielen Jahren respektvoll auf dem Platz gegenüber. Bei aller nötigen Rivalität geht es in den Duellen gegen die HSG Böblingen/Sindelfingen immer fair zu. Für uns ist das Derby der Höhepunkt der Saison, für den Gegner sicherlich auch. Deshalb wünsche ich den ‘Bösis‘ auch den Klassenerhalt. Vorausgesetzt wir schaffen den auch. Denn dieses Duell zwei Mal im Jahr will keiner missen.“

Marc Petri: „Die Trainer und Spieler beider Seiten kennen und schätzen sich seit vielen Jahren. Dass man danach in der Sporthalle bei dem ein oder anderen Bier zusammensteht, ist das Normalste der Welt. Ich wünsche der HSG Schönbuch auch überhaupt nichts Schlechtes und werde ihr, natürlich erst ab Sonntag, in Sachen Klassenerhalt auch die Daumen drücken. Aber toll wäre es, wenn sie dieses Jahr hinter uns im Klassement landen würden.“

Bild: Christoph Zegledi von der HSG Schönbuch hat enttäuschende Wochen hinter sich, Marc Petri von der HSG Böblingen/Sindelfingen schwimmt dagegen auf einer Erfolgswelle. Bilder: Eibner/Zvizdic

Quelle: SZ/BZ-Online