Handball: Die „Bösis“ sind die Derby-Könige

Zweiter Sieg für Böblingen/Sindelfingen

Die HSG Böblingen/Sindelfingen hat auch das zweite Verbandsliga-Derby in dieser Saison gegen die HSG Schönbuch gewonnen. Vor etwa 550 Zuschauern in der Holzgerlinger Schönbuchsporthalle siegte das Team von Ingo Krämer und Marco Cece deutlich mit 33:25.

Handball. Während die „Bösis“ mit dem Derbyerfolg ihr Punktekonto ausgleichen und einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen konnten, schwebt die Mannschaft von Holger Breitenbacher in akuter Abstiegsgefahr. „Nach den Rückschlägen zuletzt war heute eine große Verunsicherung zu spüren“, war der Schönbucher Coach nach der Niederlage angeschlagen.

Die Flinte ins Korn werfen will Holger Breitenbacher aber nicht. „Ich bin überzeugt, dass wir immer noch das Potenzial haben, die Klasse zu halten.“Auf der anderen Seite herrschte hingegen eitel Sonnenschein. Spieler und Trainer der HSG Böblingen/Sindelfingen ließen sich vom zahlreich erschienenen Anhang feiern und stimmten freudetrunken den ollen Gassenhauer „Oh, wie ist das schön“ an. Ingo Krämer zeigte sich nach Spielschluss sogar ein bisschen überrascht von den vorangegangenen 60 Minuten. „Ehrlich gesagt, hatte ich mir das nicht so einfach vorgestellt.“

Eine Erklärung dafür hatte er aber schnell bei der Hand: „Wir sind zum Glück nicht abhängig von nur einem einzelnen Spieler, wie es der Gegner derzeit ist.“Der „Bösis“-Trainer, der seine Angina überstanden hatte und für einige Minuten sogar auf dem Feld stand, zielte mit seiner Aussage auf Janek Förch hin. Der Schönbucher Routinier, ligaweit der mit Abstand beste Torschütze, erzielte insgesamt 13 Treffer und war von der gegnerischen Abwehr nicht zu halten. Die Last alleine konnte Janek Förch aber auch nicht stemmen. Offensive Unterstützung bekam er maximal noch von Linksaußen Leon Egenter, der vier Tore beisteuern konnte.

Daran allein wollte Holger Breitenbacher die Niederlage aber nicht festmachen: „Wir haben insgesamt einfach zu viele technische Fehler begangen. Vor allem in Phasen des Spiels, in denen wir hätten Oberwasser bekommen können.“Mit dem ersten Drittel der Partie konnte der Schönbucher Coach noch leben. Zwar legten die Gäste immer wieder vor, im Gegenzug sorgte aber in erster Linie Janek Förch für den prompten Ausgleich. Beim Spielstand von 10:11 aber waren die Hausherren für fünf Minuten gar nicht mehr auf dem Platz. Angeführt vom starken Dominic Horsch, der seinen Zehenbruch pünktlich zum zweiten Derby auskuriert hatte, enteilten die „Bösis“ bis zur 28. Minute auf 17:10.

Das Erstaunliche war aber, dass die Breitenbacher-Sieben gefühlt zufriedener in die Kabine ging. Denn anstatt den Vorsprung noch auszubauen, schlichen sich nun bei den Gästen Fehler ein, wodurch die HSG Schönbuch zur Pause auf 13:17 verkürzen konnte.

In der 39. Minute waren die Gastgeber sogar auf 18:20 dran. Der Anschlusstreffer wollte aber partout nicht gelingen. Hoffnung keimte auf Schönbucher Seite vier Minuten später auf, als innerhalb von 20 Sekunden zunächst Nicholas Raff, dann auch noch Felix Richter jeweils zwei Minuten kassierten. Die Phase der doppelten Unterzahl überstanden die Gäste dank eines Tores von Marc Petri aber mit 1:0.

Holger Breitenbacher sprach danach von einem „Knackpunkt der Partie“, Ingo Krämer von einem „Nackenschlag für den Gegner, von dem er sich nicht mehr erholt hat“. Bis zur 54. Minute erhöhten die Gäste auf 30:20 und hatten das Spiel damit schon gewonnen.In den Schlussminuten betrieb die HSG Schönbuch noch etwas Ergebniskosmetik, die 25:33-Niederlage war aber auch in der Höhe verdient. Max Brösamle stemmte sich bis zum Ende der Derbypleite entgegen, kassierte von Marian Heinkele und Robin Dürner auch glatte Kopftreffer, wofür die beiden jeweils Zeitstrafen aufgebrummt bekamen.

Aber auch der Schönbucher Schlussmann konnte den neuerlichen Rückschlag nicht verhindern. „An diesem Spiel gibt es nichts schönzureden“, sagte Holger Breitenbacher nach dem Schlusspfiff. „In Sachen Einstellung kann ich meinen Jungs nichts vorwerfen, aber der Gegner war heute einfach besser. “Zu allem Überfluss verletzte sich auch noch Julian Krüger am Knie, wodurch die Sorgen im Saisonendspurt – noch sind sechs Spiele zu absolvieren – auf Seiten der HSG Schönbuch nicht kleiner werden. „Julian ist hart im Nehmen, wenn er raus muss, dann ist auch was“, war sein Trainer vollends bedient.

Julian Krüger bezeichnete sein Ausscheiden als „negatives i-Tüpfelchen. Die Niederlage ist für uns alle bitter, für mich nach der Verletzung gleich doppelt.“Während die Bedenken ob des Ligaverbleibs bei der HSG Schönbuch immer größer werden, hat die HSG Böblingen/Sindelfingen nach nunmehr 12:2 Punkten in Folge den Klassenerhalt vor Augen. Ohne personelle Probleme ist auch nicht mehr damit zu rechnen, dass die „Bösis“ erneut unten reinrutschen. Eher darf sich das Team um die überzeugenden Urs Bonhage und Lukas Degel sogar nach oben orientieren.

Tabellenplatz vier scheint bei nur drei Zählern Rückstand und der aktuellen Form absolut machbar. Coach Marco Cece hält den Ball aber bewusst flach: „Jetzt folgen die Spiele gegen Pfullingen und Bietigheim. Das Gute ist, dass der ganz große Druck vorerst weg ist. Aber wir werden auch gegen die großen Zwei unserer Liga versuchen, Zählbares mitzunehmen.“

HSG Schönbuch: Brösamle, Küchler (beide im Tor); Sommer, Timo Wolf (2 Tore), Zegledi (2), Förch (13/davon 4 Siebenmeter), Großhans (1), Krüger (1), Gauß, Gfrörer (1), Marks, Schmitt (1), Horn, Egenter (4)

HSG Böblingen/Sindelfingen: Gsell, Martin Root (beide im Tor); Petri (3), Horsch (8), Heinkele (2), Kayser, Bonhage (7), Baumann, Spitzl (4/davon 4 Siebenmeter), Raff (2), Degel (4), Richter, Dörner (1), Schwab (2), Krämer

Bild: Dominic Horsch war mit 8 Treffern erfolgreichster Werfer der HSG Böblingen/Sindelfingen beim Derby in Holzgerlingen. Bild: photostamper

Quelle: SZ/BZ-Online