Böblingen/Sindelfingen gewinnt in Bietigheim mit 26:24
„Ganz ehrlich, mit solchen Siegen wird man Meister, so steigt man auf.“ Nach dem Spiel konnte Mischa Herok lächeln und auch wieder vor Selbstbewusstsein strotzen. Während der 60 Minuten zuvor im Duell bei der SG BBM Bietigheim 2 war der Trainer der HSG Böblingen/Sindelfingen hingegen tausend Tode gestorben.
Handball. „Das war brutal“, konstatierte Mischa Herok. „Am Ende haben wir noch irgendwie den Kopf aus der Schlinge gezogen.“ Dabei ließ sich das Unterfangen in Bietigheim für die Bösis zunächst ganz gut an. „Wir haben super reingefunden gegen die gegnerische 5:1-Abwehr“, war der HSG-Coach zufrieden. Vor allem Svenja Hille wusste die sich bietenden Lücken zu nutzen und warf ihr Team bis zur 17. Minute mit 10:6 in Führung.
„Dann aber haben wir aus dem Nichts heraus völlig den Faden verloren“, traute Mischa Herok seinen Augen nicht. Als ob man seiner Mannschaft den Stecker gezogen hätte, begann der Vorsprung zu bröckeln und war zehn Minuten später auch schon verspielt. Bietigheim lag mit 11:10 vorne. Die Gäste überstanden diese Schwächephase, besannen sich wieder ihrer Stärken und wechselten mit einer 14:12-Führung die Seiten. „Warum wir plötzlich falsche Entscheidungen treffen, die Bälle ohne Not herschenken und frei vor dem Tor verwerfen, ist mir ein Rätsel“, wunderte sich der HSG-Trainer auch in der Kabine noch über die zehn Minuten, in denen gar nichts funktionierte.
Eine ähnliche Durststrecke, wenn auch etwas kürzer, bekam er von seinem Team im zweiten Durchgang serviert. In der 37. Minute lag die HSG mit 18:16 vorne, sechs Minuten später mit 18:20 hinten. Vor allem Jessica Bäuerle bekamen die „Bösis“ nie in den Griff. „Der Gegner hat das gut gemacht und immer wieder die körperlich überlegene Kreisspielerin gesucht“, zollte Mischa Herok den Bietigheimerinnen Respekt. Seine Sorgenfalten wurden in der Folge nicht kleiner. Die eingeplanten zwei Punkte waren in der 52. Minute, als Janina Gassner für die Gastgeberinnen auf 24:22 stellte, ganz weit weg.
Wieso es letztlich dennoch mit dem Sieg klappte, machte Mischa Herok an einer neu gewonnenen Qualität seiner Mannschaft fest. „Wir finden wieder aus Tiefphasen heraus.“ In den verbliebenen acht Minuten gelang Bietigheim kein Treffer mehr. Das wiederum lag an Anne Kilper im HSG-Tor, die in den Schlussminuten über sich hinauswuchs. „Ohne Anne verlieren wir das heute“, wusste Mischa Herok, bei wem er sich hauptsächlich bedanken durfte. Auch der Rest seiner Mannschaft stemmte sich gegen die drohende Niederlage und wendete schließlich das Blatt.
„Wir haben es deutlich schlauer gespielt. Die Stimmung und die Dynamik haben wieder gepasst.“ Am Ende sprang ein „dreckiger 26:24-Sieg“, so der HSG-Coach, heraus. Die Belohnung dafür war die Rückeroberung der Spitzenposition. Die gilt es am kommenden Sonntag daheim gegen den Tabellenletzten SG Schorndorf zu verteidigen. „Wir haben noch fünf Endspiele, die wir allesamt gewinnen wollen“, ist Mischa Herok weiterhin guter Dinge, am Saisonende Meisterschaft und Aufstieg feiern zu dürfen.
HSG Böblingen/Sindelfingen: Kilper, Mielnik (beide im Tor); Moßhammer, Svenja Hille (9 Tore), Knoll (3), Leibfried (6/davon 4 Siebenmeter), Gatzweiler, Andrea Dieterle, Maurer (1), Münch (2), Weinhardt (3/2), Kohler (2), Sabrina Laczek
Bild: Svenja Hille traf neun Mal und musste aber auch viel einstecken. Bild: Zvizdic
Quelle: SZ/BZ-Online