Sonntag Heimspiel gegen das Schlusslicht
„Dieses Team gehört bereits seit einigen Jahren in die Württemberg-Liga“, sagt Mischa Herok voller Selbstbewusstsein. Der Trainer der HSG Böblingen/Sindelfingen kennt seine Mannschaft, auch wenn er sie erst seit dieser Saison betreut, aus dem Effeff.
Handball. Als langjähriger Coach der A-Juniorinnen hat er die Entwicklung der Verbandsligatruppe hautnah mitverfolgen können. Und woran all seine Vorgänger und Vorgängerinnen – zuletzt Jörg Köhler – noch gescheitert sind, scheint der 29-Jährige den Dreh gefunden zu haben. Gewinnt die Mannschaft von Mischa Herok die verbleibenden fünf Spiele, darf sie in der kommenden Saison endlich in der fünfthöchsten Spielklasse antreten.
Bis es allerdings soweit ist, will der HSG-Coach – im Verbund mit seinen Co-Trainerinnen Andrea und Stefanie Dieterle – nichts dem Zufall überlassen. Auch weil das Schicksal ihm in seiner Premierensaison bei den Aktiven gleich mehrere Knüppel zwischen die Beine geworfen hat. Denn in Julia Köberling (Schulter), Pauline Hille (Knie) und Zana Turkalj (Knöchel) erwischte es in der Hinserie hintereinander weg drei absolute Stammkräfte, die der Mannschaft seitdem fehlen. Und noch länger fehlen werden. Lediglich Zana Turkalj steht vor ihrem Comeback.
Die HSG-Torjägerin trainierte in dieser Woche erstmals mit der Mannschaft und könnte bereits morgen Nachmittag im Heimspiel gegen den Tabellenletzten SG Schorndorf – Anpfiff in der Sindelfinger Sommerhofenhalle ist um 15.45 Uhr – zum Einsatz kommen. Die Art und Weise, wie der Rest der Mannschaft auf die Ausfälle reagierte, hat bei Mischa Herok nachhaltig Eindruck hinterlassen. „Wir haben uns nicht aus der Bahn werfen lassen, sind als Team noch enger zusammengerückt und wir haben persönliche Befindlichkeiten hintangestellt. Ich finde es phänomenal, wie sich auch direkte Konkurrentinnen um die Stammplätze gegenseitig unterstützen.“ Nur so könne man das angestrebte Ziel auch erreichen. „Wir ordnen alles der Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg unter.“
Dass die HSG auch eine Liga höher eine ordentliche Rolle wird spielen können, dessen ist sich Mischa Herok sicher. „Ohne Probleme“, sagt der „Bösis“-Coach, der dieser Tage – trotz Anfragen anderer Vereine – seinen Vertrag gleich um zwei Jahre verlängert hat. „Der Vorschlag kam vom Verein und ich wollte auch ein Zeichen setzen. Das ist mein Heimatclub, hier will ich den Erfolg haben.“ Auch der Großteil des aktuellen Kaders hat bereits seine Zusage für eine weitere Saison gegeben. Lediglich Spielmacherin Julia Köberling und Linksaußen Julia Leibfried sind noch unschlüssig, ob sie an Bord bleiben.
Ganz sicher nicht mehr dabei sein wird die aktuell verletzte Torhüterin Yvonne Lederer, die sich privat und sportlich wieder in Richtung ihrer Balinger Heimat orientieren wird. Ungeachtet der ausstehenden Zusagen wird aber schon an der Verbesserung des Kaders für die nächste Runde gearbeitet. In Lisa Baumgartl (HSG Strohgäu) kehrt eine ehemalige Jugendspielerin an die alte Wirkungsstätte zurück (die SZ/BZ berichtete). Weitere hochkarätige Neuzugänge sollen folgen. „Die Gespräche laufen“, bestätigt Mischa Herok, der mittelfristig noch eine Liga höher für machbar hält. „Wir haben vor der Saison einen Fünf-Jahres-Plan aufgestellt, mit der klaren Aussage, in dieser Zeitspanne in die Baden-Württemberg Oberliga zu kommen.“ Utopisch sei das nicht, auch weil die Voraussetzungen in Böblingen und Sindelfingen dafür gegeben seien. „Die Infrastruktur ist da, die Sponsoren auch“, weiß Mischa Herok. „Hier ist weit mehr möglich. Wir wollen als Verein, der früher mehrere Jahre als VfL Sindelfingen in der Bundesliga gespielt hat, wieder deutlich attraktiver werden.“ Die Zuschauer hätten das Potenzial in der Mannschaft ebenfalls erkannt. „Bei unseren Spielen tut sich auf der Tribüne immer mehr“, ist der HSG-Trainer begeistert. „Sogar auswärts. Im Endspurt könnte das entscheidend sein.“ Tatsächlich bahnt sich am letzten Saisonspieltag ein Endspiel um Titel und Aufstieg an.
Stand jetzt wird die HSG beim HC Oppenweiler/Backnang gewinnen müssen, da bei Punktgleichheit das direkte Duell den Ausschlag geben wird. Im Hinspiel unterlag die Herok-Sieben in der Böblinger Murkenbachhalle mit 22:23. „Das hätte nicht sein müssen, unter den Umständen mit all unseren Verletzten musste man aber damit rechnen“, blickt Mischa Herok zurück. „Das Gute ist aber, dass wir es immer noch selbst in der Hand haben. Gewinnen wir alle unsere Partien, spielen wir nächste Saison in der Württemberg-Liga.“
Bild: Trainer Mischa Herok und die Handballerinnen der HSG Böblingen/Sindelfingen in Siegerlaune. Bild: Zvizdic
Quelle: SZ/BZ-Online