Am Freitag auf der Hauptversammlung
36 Jahre hat Barbara Erath alles für die Leichtathleten des VfL Sindelfingen gegeben, nun ist Schluss. Die Geschäftsführerin der Blau-Weißen verabschiedet sich aus dem Vorstand, wird ihrem Sport aber weiterhin die Treue halten.
Leichtathletik. Ob Kassier, stellvertretende Abteilungsleiterin, in der Wettkampforganisation oder Geschäftsführerin, Barbara Erath engagiert sich seit 36 Jahren ehrenamtlich in der Abteilungsleitung und kann gut und gerne als Dreh- und Angelpunkt, wenn nicht als Herz der Sindelfinger Leichtathleten bezeichnet werden.
Dabei wurde sie quasi in die Leichtathletikfamilie hineingeboren. In ihren ersten Jahren lebte Barbara Erath im Floschenstadion, ihre Großeltern führten die Stadion-Gaststätte. Als Schülerin kam sie, wie sollte es anders sein, zur Leichtathletik und war einige Jahre mit Stärken im Kugelstoßen und Diskuswerfen aktiv. Bald erwarb sie die Übungsleiter-Lizenz und trainierte außerdem Kinder und Jugendliche.
„Nachdem Ernst Gießler zurückgetreten ist, hat mich Dieter Gauger damals gefragt, ob ich die Abteilungskasse übernehmen könnte. Ich habe mich natürlich geehrt gefühlt und zugesagt“, erinnert sich Erath. Mit 24 Jahren wurde sie Kassier und übte die Funktion fast 20 Jahre lang aus. „Als meine Kinder zur Welt gekommen sind, habe ich mich etwas zurückgezogen und die Mitgliederverwaltung übernommen. Unter dem neuen Abteilungsleiter Markus Graßmann wollte ich mich damals dann wieder mehr einbringen“, sagt Barbara Erath.
Nun übernahm sie zunehmend Managementaufgaben und wurde schließlich zur Geschäftsführerin. In ihrer Rolle als Ansprechpartnerin für die Athleten entwickelten sich viele enge Beziehungen. Jahrelang begleitete sie etwa die Kugelstoßer Tobias Dahm und Simon Bayer. „Ich hatte eine tolle Zeit. Es macht Spaß, einen jungen Athleten auf einem Stück seines Lebensabschnitts zu begleiten, Erfolge und Misserfolge gemeinsam zu erleben.“
Für die Mitglieder und aktiven Athleten wurde Barbara Erath schnell die Frau für alle Fälle, ob bei der Einkleidung, der Meldung für Wettkämpfe oder der Hotelreservierung vor großen Meisterschaften. Mit ihrem großen Netzwerk und der engen Verbindung zu den Athleten ist es auch oft sie, die von potentiellen Neuzugängen angesprochen wird und hochkarätige Vereinswechsel einleitet, zuletzt etwa die von Tizian Lauria und Eric Maihöfer. Vom württembergischen Leichtathletikverband wurde Barbara Erath in 2016 zur WLV-Frau des Jahres ausgezeichnet.
Gerne erinnert sie sich an die deutschen Meisterschaften 2019 zurück als ihr langjähriger Schützling Simon Bayer seine erste Goldmedaille gewann. „Aber auch die Medaillen von Velten Schneider oder Paul Specht in der Halle waren sehr emotional. Tragisch hingegen waren das schnelle Karriereende vom hochtalentierten Alexander Schwab und natürlich der Tod von Harry Olbrich, der mich sehr getroffen hat.“
Zu dem 2021 verstorbenen Mittelstreckentrainer Harald Olbrich bestand eine enge Freundschaft „Ich kenne ihn seit 1987, in den 90er Jahren sind wir viel um die Häuser gezogen, waren zusammen in Trainingslagern. Über die Jahre haben wir viele Runden im Floschenstadion gedreht. Ich bin froh, wenn es fertig wird, im Allmendstadion fehlt einfach etwas.“ Auch der langjährige Abteilungsleiter Markus Graßmann, Vorgänger von Jürgen Kohler, kannte den Stellenwert seiner Geschäftsführerin, wie er mehrfach hervorhob. „Wenn es mal ein Problem gibt, dann rufe ich Barbara Erath an, sie ist die Troubleshooterin vom Dienst und schon ist es erledigt.“
Doch hinter ihrer Aufgabe steckte auch viel Arbeit. „Viele Wochenenden sind bei mir mit Anträgen, Startpässen oder der Hotelrecherche draufgegangen. Aber das muss schließlich erledigt werden, wir begleiten schließlich viele Spitzensportler“, weiß Erath, der die Zeit zunehmend im Privaten fehlte. Hinzu kamen gesundheitliche Probleme. „Da kommt man natürlich ins Grübeln, das war ein Prozess von über einem Jahr.“
Nun muss Erath zugeben: „Die Luft ist irgendwie raus, ich will die Leichtathletik von außen genießen und mal wieder einen Endlauf sehen, statt mich um die Ergebnisliste zu kümmern.“ Deswegen verabschiedet sich die Geschäftsführerin der Leichtathleten aus dem Vorstand. Sie wird dem Vorstand weiter in beratender Funktion zur Verfügung stehen und ist den Freunden der Sindelfinger Leichtathletik beigetreten. Barbara Erath wird allerdings schwer zu ersetzen sein. Eine Nachfolge in der Geschäftsführung ist noch nicht gefunden, die Leichtathleten haben eine Stelle auf Minijobbasis ausgeschrieben und suchen intensiv nach einer unterstützenden Kraft, die Bezug zur Leichtathletik hat.
Am Freitag treffen sich die VfL-Leichtathleten in der Aula der Gottlieb-Daimler-Schulen um 19.30 Uhr zur Hauptversammlung. Da wird Barbara Erath offiziell verabschiedet.
Bild: Barbara Erath in der Rolle der stillen Beobachterin. So stellt sie sich ihre Zukunft bei den Sindelfinger Leichtathleten vor. Bild: Schüttke
Quelle: SZ/BZ-Online