Der 32-Jährige wechselt zu Calcio Leinfelden-Echterdingen
Eine Woche vor dem Saisonstart in der Fußball-Landesliga hat es in Reihen des VfL Sindelfingen richtig geknallt.
Fußball. Alexander Wetsch, langjährige Stammkraft bei den Sindelfingern, hat seine Zelte in der Daimlerstadt Hals über Kopf abgebrochen. „In den vergangenen 14 Tagen sind zu viele Dinge vorgefallen, die mir die Lust und Freude am VfL genommen haben“, zeigt sich der 32-Jährige tief enttäuscht.
„Ich bin mit so viel Elan und Vorfreude auf diese Saison in die Vorbereitung gestartet, wollte unbedingt zum Wiederaufstieg in die Verbandsliga beitragen. Davon ist nach den Geschehnissen in den vergangenen Wochen leider nichts übrig geblieben.“ Was Alexander Wetsch auf die Palme gebracht hat, sind nebst der seiner Meinung nach laschen Einstellung einiger Mitspieler auch das Verwehren der von ihm erwarteten Kapitänsbinde. „Schon in der letzten Saison wurde ich vertröstet und war dann nur der Vize-Kapitän hinter Florian Feigl“, erinnert sich der Allrounder noch gut an das Versprechen seitens der Teamverantwortlichen.
Vor der aktuellen Runde wurde das Verfahren zur Findung des neuen Spielführers aber geändert. „Seit ich hier beim VfL bin wurde der Kapitän immer bestimmt, jetzt sollte er plötzlich von der Mannschaft gewählt werden“, spürte Alexander Wetsch bereits vor dem Pokalspiel gegen Pfullingen, dass sein Stellenwert im Team gesunken war. Seine Zweifel wurden in den Tagen nach der Pokalniederlage immer größer, der ansonsten lautstarke Tausendsassa hingegen immer leiser.
Gespräch am letzten Donnerstag
Das bemerkten auch Trainer Roberto Klug sowie der sportliche Leiter und Teamkollege Bastian Bothner – und baten am Donnerstag prompt zum Gespräch. In diesem offenbarte Alexander Wetsch den Teamchefs, dass er nicht mehr das Gefühl habe, am richtigen Ort zu sein und außerdem auch zwei Angebote vorliegen habe. „Der Spaß war weg, ich habe nur noch Dienst nach Vorschrift gemacht und mich faktisch zurückgezogen“, erklärte der 32-Jährige. „Ich wollte aber auch keine Unruhe reinbringen.“
Die Unruhe war aber mit seiner Äußerung, den VfL verlassen zu wollen, zumindest bei Roberto Klug und Bastian Bothner da. „Wir haben Alex zum Gespräch gebeten, weil augenscheinlich etwas nicht gestimmt hat“, sagte der sportliche Leiter und vermutete richtigerweise, dass die anstehende Kapitänswahl damit zu tun habe. „Alex hat das Gespräch sehr emotional geführt. Robe und ich haben versucht ihm klarzumachen, dass er auch ohne Binde weiterhin eine wichtige Rolle im Team innehaben würde. Und wir dachten auch, dass er das verstehen würde.“
Ein klarer Fall von Denkste! Im Laufe des Freitags stellte Alexander Wetsch den VfL Sindelfingen vor vollendete Tatsachen: Der 32-Jährige wechselt mit sofortiger Wirkung zu Calcio Leinfelden-Echterdingen. Eine seitens der Sindelfinger angedrohte Sperre kommt nicht zum Greifen, da Alexander Wetsch beim Verbandsligisten einen Amateurvertrag unterschrieben hat. „Ich wechsle fristgerecht und bin sofort für Calcio einsatzbereit“, konnte er sich einen Seitenhieb in Richtung des VfL nicht verkneifen.
In Reihen der Sindelfinger reagierte man geschockt. Roberto Klug und Bastian Bothner hatten schlichtweg nicht mit der Entschlossenheit Alexander Wetschs gerechnet. „Alex hat emotional entschieden und sein Ego über das Team gestellt“, ist Roberto Klug traurig, dass seine lange Jahre so zuverlässig agierende Allzweckwaffe ab sofort ein anderes Trikot tragen wird. „Alex hätte ein anderes letztes Spiel in Sindelfingen verdient gehabt, möglichst mit einem Aufstieg. Dazu kommt es jetzt leider nicht mehr.“
Menschlich, so der Sindelfinger Trainer weiter, bleibe trotzdem nichts hängen. An der privaten Verbundenheit mit seinem ehemaligen Mitspieler will Roberto Klug trotz der unerwarteten Entscheidung nicht rütteln. „Alex ist hier über so viele Jahre zu einer Vereinslegende geworden. Ich finde es nur schade, wie alles abgelaufen ist. Den Zeitpunkt und die Art und Weise seines Wechsels zu Calcio hätte er sich einfach nicht antun dürfen.“ Alexander Wetsch hingegen steht felsenfest zu seiner Entscheidung und postete bereits am Samstagnachmittag ein Bild von der Vertragsunterzeichnung in den Sozialen Medien.
Bild: Weil Trainer Roberto Klug den Kapitän vor dieser Saison wählen ließ, fühlte Alexander Wetsch nicht die erhoffte Wertschätzung. Bild: photostampe
Quelle: SZ/BZ-Online