Der Sindelfinger wird Zweiter im Vorlauf
Alexander Stepanov hat am Dienstagabend alle erstaunt. Der Sindelfinger ist bei der U20-Europameisterschaft über sich hinausgewachsen und steht nun im 800-Meter-Finale.
Leichtathletik. Es war ein denkwürdiger Abend für den 18-Jährigen im Givat-Ram-Stadion in Jerusalem. Im ersten von drei Vorläufen ging Stepanov als Underdog an den Start. „Ich war als Vorletzter gemeldet, die anderen hatten alle schon eine Zeit deutlich unter 1:50 Minuten stehen“, so der Sindelfinger, dessen bisherigen Meldeleistung bei 1:50,11 Minuten, gelaufen schon Mitte Juni stand.
Entsprechend ging es für Alexander Stepanov bei seinem ersten Einsatz im Nationaltrikot vor allem darum, sich gut zu präsentieren, von einem Finaleinzug wagte er nicht einmal zu träumen. Trotzdem zog der 800-Meter-Läufer nicht zurück, als schon auf der ersten von zwei Runden ein schnelles Tempo angeschlagen wurde.
Stepanov biss die Zähne zusammen und blieb dran, auf der finalen Runde hatte er sogar noch die Kraft, sich langsam weiter nach vorne zu arbeiten und eingangs der Zielgeraden lag er plötzlich auf Platz drei, nur ein Konkurrent trennte ihn vom sicheren Finaleinzug. Der Sindelfinger warf nun alles in einen Schlussspurt und kam dem ungarischen Läufer Janos Kubasi immer näher. Kurz vor der Zielgeraden hatte er ihn eingeholt und jubelte im Ziel lautstark über Vorlaufplatz zwei und den sicheren Finaleinzug. „Ich habe nur gedacht: Lauf einfach, gib alles. Es war echt krass, ich hätte nie erwartet, dass ich den Ungarn noch überhole, aber irgendwie war noch Kraft da.“
Neuer U20-Vereinsrekord
Das Grinsen des 18-Jährigen wurde noch breiter, als er die gelaufene Zeit erblickte. 1:48,32 Minuten bedeuten eine glänzende neue Bestleistung und U20-Vereinsrekord beim VfL Sindelfingen. „Ich bin noch nie so schnell angelaufen, wahrscheinlich habe ich in dieser Saison einfach noch nicht mein volles Potential ausgeschöpft. Auf der Zielgeraden habe ich tatsächlich an den Vereinsrekord gedacht, den wollte ich unbedingt brechen.“ Mit seiner Leistung hat Stepanov nun Alexander Schwab überflügelt, der vor rund zehn Jahren das letzte international erfolgreiche Sindelfinger Lauftalent war.
Am Donnerstagabend um 17:15 Uhr steht nun das Finale für Alexander Stepanov an. „Meine Lungen haben ziemlich weh getan von der Belastung, außerdem brennen meine Oberschenkel richtig, ich hoffe ich regeneriere schnell genug.“ Denn auch für das Finale rechnet der Sindelfinger mit einem schnellen Rennen, sind seine Konkurrenten doch in dieser Saison schon starke Zeiten gelaufen. „Ich will das Finale genießen und mein Bestes geben“, hat sich Stepanov für den unverhofften zweiten Start im Nationaltrikot vorgenommen.
Ebenfalls im U20-EM-Finale steht am Donnerstagabend eine weitere Sindelfingerin. Lotta Mage, eigentlich 400-Meter-Hürdenläuferin, trug als Teil des 4×400-Meter-Teams am Mittwochmorgen wesentlich dazu bei, dass die Deutsche Mannschaft nun in einer guten Ausgangsposition für das Finale liegt Mit einem großen Q als Vorlaufzweite in 3:37,42 Minuten ist sogar eine Medaille im Reichweite, am Donnerstag um 20:07 Uhr fällt die Entscheidung.
Bild: Im Ziel seines 800 Meter-Vorlaufs reißt der Sindelfinger Alexander Stepanov die Arme hoch. Bild: Hensel
Quelle: SZ/BZ-Online