Im Sindelfinger Restaurant Milano
Wertschätzung. Dieser Begriff fällt immer wieder am Montagabend im Restaurant Milano in Sindelfingen.
Leichtathletik. Diese Wertschätzung, sie geht in verschiedene Richtungen: In Richtung der Sportler, die ein großes Ziel erreicht haben, die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. In Richtung der Trainer, die ihre Schützlinge zu diesem Ziel geführt haben.
Diese Wertschätzung geht aber auch von den Sportlern in Richtung derjenigen, die im Hintergrund die Möglichkeiten schaffen, damit sie gute Trainingsbedingungen haben, damit sie ihr Leistungspotenzial ausschöpfen können.Die Sportler, das sind Carolina Krafzig und Constantin Preis, Top-Leichtathleten des VfL Sindelfingen. Sie starten bei der Weltmeisterschaft in Budapest, die vom 19. August bis zum 27. August veranstaltet wird, jeweils über die 400-Meter-Hürden-Strecke.
Herbert Bohr hatte die Idee für diesen Abend
Eberhard Elsässer vom gleichnamigen Sponsor der Sindelfinger Leichtathleten hat gemeinsam mit der Abteilungsführung den Abend im Milano organisiert. „Wir machen das zum fünften oder sechsten Mal“, sagt Elsässer, erstmals laut des Sponsors 2016, Nadine Hildebrand (Hürdensprint) und Tobias Dahm (Kugelstoßen) flogen seinerzeit zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. „Herbert Bohr hatte damals die Idee, die Leichtathleten zu verabschieden, die an großen internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Er hat gesagt, ich muss ihm helfen, das umzusetzen“, erzählt Elsässer und lacht. Bohr war der Grandseigneur der Sindelfinger Leichtathletik, er ist 2021 verstorben.
„Das ist ein Zeichen der Wertschätzung für die Athleten und die Trainer und darüber hinaus für diejenigen, die abseits vom Tagesbetrieb ihren Beitrag geleistet haben“, sagt Jürgen Kohler, seit 2017 Abteilungsleiter der Sindelfinger Leichtathleten. International sei der VfL derzeit auch im Nachwuchsbereich „viel unterwegs. Wir haben eine tolle Entwicklung, wir sind aber auch an der Grenze dessen, was wir leisten können.“ Es sei wichtig, dass die Abteilung noch mehr Unterstützung bekomme. Kohler: „Das bedeutet für uns als Ehrenamtliche viel Arbeit, aber es macht auch Spaß, so etwas weiter voranzubringen.“
Carolina Krafzig und Constantin Preis habe beide ein Minimalziel bei der Weltmeisterschaft in Budapest: Sie wollen das Halbfinale erreichen. „Das ist schon ein kleines Muss. Ich will an meine persönliche Bestzeit herankommen oder sie verbessern“, sagt die 28-jährige Krafzik, die seit 2018 für den VfL startet. „Ich sehe das ebenso“, sagt Preis, er ist 25 Jahre alt. Beide sind in Form. Carolina Krafzik: „Ich bin mit dem Training sehr zufrieden, jetzt steht noch ein Tempolaufprogramm an.“ Dessen Ziel ist es, noch mehr an Tempohärte zu gewinnen. Constantin Preis arbeitet noch an seiner Sprintfähigkeit. „Der Aufbau ist sehr gut, jetzt geht es an den Feinschliff“, sagt Sebastian Macard, Trainer von Preis, „es geht um die Technik und den Rhythmus.“
Krafzik hat in Werner Späth und Helmut Walentin zwei Coaches. Walentin übernimmt das Krafttraining. Er sei für die PS-Zahl zuständig, sagt Walentin und lächelt knitz. Die Werte der 28-Jährigen seien sehr gut, ein Beispiel: Krafzik absolviert tiefe Kniebeugen mit 110 Kilogramm. „Der Hintern ist dabei unten“, sagt Walentin. Zu Olympia nach Tokio sei sie mit einem Wert von 100 Kilogramm gegangen. Werner Späth ist dafür zuständig, dass diese „PS“, von denen Walentin spricht, auch auf die Bahn gelangen.
Auch in diesem Bereich sieht es gut aus, zuletzt ist Carolin Krafzik über 150 Meter und 300 Meter Bestzeiten gelaufen. Beide trainieren derzeit im Maichinger Allmendstadion, die Arena in Sindelfingen befindet sich noch im Bau. Im Sommer 2024 soll dieser laut Christian Keipert, Leiter des Sindelfinger Sport- und Bäderamts, abgeschlossen sein. Wertschätzung, dieses Wort nutzen auch Preis und Krafzik: „Wir wollen auch denjenigen Danke sagen, die im Hintergrund etwas tun“, sagt Preis, Krafzik freut sich über die „besonders nette Atmosphäre“, in der man sich abseits des Trainings oder Wettkampfs unterhalten könne.
Am Mittwoch, 15. August, fliegen Carolina Krafzik und Constantin Preis mit dem Team des deutschen Leichtathletikverbands nach Budapest. Aufgeregt sind beide noch nicht, noch stünden etliche wichtige Trainingseinheiten an. „Ich denke noch gar nicht an den Starttag“, sagen beide unisono, ehe sie das Essen im Milano genießen.
Bild: Gruppenbild auf der Terrasse: VfL-Abteilungsleiter Jürgen Kohler, Constantin Preis, Sponsor Eberhard Elsässer, Carolina Krafzik, die Trainer Werner Späth, Sebastian Macard und Helmut Walentin (von links). Bild: Oberdorfer
Quelle: SZ/BZ-Online