Leichtathletik: Der Wettstreit um die wenigen Fleischtöpfe dieser Sportart

Fünf Sindelfinger mit Kaderstatus

Der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) hat den Bundeskader für das kommende Jahr berufen, mit dabei zwölf Sindelfinger Athletinnen und Athleten, einer weniger als im letzten Jahr. Für einige blau-weiße Sportler gab es eine deutliche Enttäuschung.

Leichtathletik. Mit diesem Sport lässt sich kein Geld verdienen, das wird selbst den Topathleten mantraartig schon in jungen Jahren eingebläut. Etwas zu holen gibt es selbst auf internationalem Niveau nur mit viel Aufwand. So sind die meisten Leichtathleten zu einem großen Teil von der Förderung abhängig, die ihnen der Verband gewährt. Das geht gut während des Studiums oder mit viel Disziplin auch mit einem Teilzeitjob. Vorbild war hier lange die ehemalige Sindelfinger Hürdensprinterin und Juristin Nadine Hildebrand und ganz aktuell 400-Meter-Hürden-Ass und Lehrerin Carolina Krafzik.

Beiden gelingt die viel beschworene duale Karriere, die eher einem Drahtseilakt ähnelt. In der Praxis müssen Sportler oft nach dem Studium die Spikes an den Nagel hängen, oder strecken ihre Ausbildung über viele Semester, für eine gelungene Athletenkarriere. Wenn die Förderung aber entfällt, wird es schwer. Schließlich lassen sich in vielen Fällen ein zeitintensives Studium und 20 Stunden Training pro Woche nur schwer mit einem zusätzlichen Teilzeitjob vereinbaren.

In diesem Jahr wurden insgesamt 431 Leichtathleten in den Bundeskader berufen, weitere 156 Nachwuchstalente der U18 im Nachwuchskader 2 gefördert. Damit ging die Zahl der finanziell geförderten Athleten deutlich zurück. Am klarsten wird der Vergleich der diesjährigen Perspektivkaderathleten (270) zu den zukünftig nur noch 181 Sportlern.

Mia Jurenka läuft in den Marathon-Kader

Immerhin, gleich fünf Sindelfinger Athleten behalten ihren Kaderstatus bei und erhalten wie gewohnt Förderung. Das sind der Sindelfinger U23-Europameister und der Vizeeuropameister Tizian Lauria und Eric Maihöfer, beide nach ihrer grandiosen Saison nur schwer wegzudenken und Mia Jurenka, die mit ihrer beeindruckenden Halbmarathon-Zeit die letzte Gelegenheit nutzte und in den Marathon-Kader berufen wurde. Bei Carolina Krafzik und Constantin Preis lagen die Hoffnungen sogar auf einer Nominierung in den erlesenen Olympiakader, doch trotz starker Bestzeiten und internationaler Konstanz reicht der Förderwille des DLV nicht so weit.

Vom Perspektivkader in den schlechter gestellten Ergänzungskader rutschte Jessica-Bianca Wessolly, nachdem sie verletzungsbedingt nur wenige Wettkämpfe bestreiten konnte. Erneut leer ging 3000-Meter-Hindernisass Velten Schneider aus, die für eine Nominierung geforderte Zeit hatte er knapp verpasst. Der Medizinstudent muss nun ein weiteres Jahr ohne Förderung überbrücken. Ähnlich geht es nun auch Kim Bödi und Lea Riedel. Beide vertraten bei den Studentenweltmeisterschaften die deutschen Farben. Lea Riedel gewann im Kugelstoßen sogar die Bronzemedaille, nicht genug für eine Förderung im Bundeskader. Auch U23-EM-Teilnehmer Marec Metzger ging leer aus.

Immerhin eine Erfolgsmeldung hielt die Kaderliste bereit, die allerdings hart erkämpft war. Melanie Böhm, im Sommer Dritte der Deutschen Meisterschaften lief sich nach einer starken Saison mit vielen Bestleistungen über die 400-Meter-Hürdenstrecke in den Perspektivkader.

Über eine Nominierung in die Nachwuchskader durften sich fünf Sindelfinger freuen, auch wenn diese Berufung noch keine finanzielle Förderung mit sich bringt. Nach seinem starken Auftritt bei der U20-EM erhält 800-Meter-Läufer Alexander Stepanov erstmals Kaderstatus. Auch Lotta Mage gehört nun wieder dem Nachwuchskader an, ebenso wie Emily Junginger, die über die Langstrecke überzeugte. Ihren Kaderstatus sicherte sich Hammerwerferin Luise Hermann, die aus dem U18-Kader in den Nachwuchskader 1 rutscht. Erstmals nominiert wurde Stabhochsprung-Talent und Deutsche U16-Meisterin Mara Dümmler für den Nachwuchskader 2.

Bild: Constantin Preis und seiner Hürden-Kollegin Carolina Krafzik winkt ein Platz im lukrativen Olympia-Kader. Bild: Schüttke

Quelle: SZ/BZ-Online