Handball: Die A-Junioren der HSG Böblingen/Sindelfingen verpassen den großen Wurf gegen Bregenz

Seit 2008 dürfen die Vorarlberger in Württemberg mitspielen.

Vor 600 Zuschauern in der Murkenbachhalle verlieren die Gastgeber gegen das Team aus Vorarlberg das württembergische Finale mit 27:29.

Es hat nicht sein sollen! Die A-Junioren der HSG Böblingen/Sindelfingen haben ihre bislang so eindrucksvoll verlaufene Saison nicht mit dem Titel des Württembergischen Meisters krönen können. In der mit knapp 600 Zuschauern rappelvollen Böblinger Murkenbachhalle musste sich die Mannschaft von Tobias Petri, Michel Frommer und Marian Heinkele dem Team Bregenz Handball knapp mit 27:29 geschlagen geben. „Nach so einer guten Saison nichts in der Hand zu halten, tut im ersten Moment weh“, war Tobias Petri enttäuscht, aber auch sichtlich stolz auf seine Schützlinge. „Die Jungs haben eine überragende Leistung gezeigt.“

Leider aus Sicht des HSG-Trainers taten sie das noch nicht in den ersten 30 Minuten. Aber auch dafür hatte Tobias Petri im Nachgang Verständnis. „Die Jungs kamen raus und wurden förmlich von der Kulisse erschlagen. Dass danach eine ganze Menge Nervosität mitschwang, kam nicht überraschend.“ Das Erstaunliche war aber, dass die nervöse Spielweise der Bösis erst mit Verzögerung auftrat. Denn bis zum 7:7 nach 16 Minuten war das Duell absolut offen. In der Anfangsviertelstunde überzeugte vor allem Luca Kälbly, der mit vier Toren voranging. In den verbleibenden 14 Minuten bis zum Erklingen der Pausensirene klappte dann fast gar nichts mehr. „Wir haben allein in dieser Phase sechs technische Fehler gemacht“, konstatierte Tobias Petri. Außerdem habe man den gegnerischen Spielmacher Janberk Cirit nicht in den Griff bekommen. „Wir haben alles versucht, haben ihn auch in Manndeckung genommen, aber er hat sich immer wieder aus unseren Fängen befreien können.“

Praktisch an jedem Tor der Bregenzer war Janberk Cirit beteiligt. So stand es zur Pause 9:16 aus Sicht der Bösis. Tobias Petri appellierte in der Kabine in ruhigem Ton, „den eigenen Stärken zu vertrauen. Ich habe die Jungs gebeten, sich nicht unter Wert zu verkaufen.“ Begleitend dazu nahm der HSG-Chefcoach zum Seitenwechsel eine Veränderung auf der Torhüterposition vor. Für den keineswegs enttäuschenden Fabian Rothsching stand ab sofort Nikas Thiruvarudsri im Kasten – und führte sich gleich mit einem gehaltenen Siebenmeter gegen Janberk Cirit ein. „Nach einer weiteren Parade von Nikas ging ein Ruck durch die Mannschaft“, bemerkte Tobias Petri. Sein Team biss sich in der Folge Tor um Tor in die Partie zurück.

Arne Neuberger und Mikko Frommer führten klug Regie, Kreisläufer Tim Negler glänzte als Torschütze. Dennoch schienen der HSG nach 51 Minuten die Felle davonzuschwimmen, als die Gäste auf 24:20 stellten. Matti Spitzl, Tim Negler und Noah Cvetnic verkürzten innerhalb von drei Minuten auf 23:24 – und verwandelten die Böblinger Murkenbachhalle in ein Tollhaus. „Wir standen kurz davor, das Spiel zu wenden“, hoffte Tobias Petri. Der Wunsch des HSG-Trainers sollte sich aber nicht erfüllen. Aus gutem Grund. „Uns sind am Ende schlichtweg die Kräfte ausgegangen“, hatte Tobias Petri aber auch dafür Verständnis. „Wir haben einen mega Aufwand betrieben, der nicht mehr belohnt wurde.“ Insgesamt 21 Fehlwürfe, darunter auch fünf vergebene Siebenmeter waren letztlich nicht zu kompensieren. Am Ende machten die etwas reifer agierenden Bregenzer den Sack zu und sicherten sich mit einem 29:27-Sieg den Titel des Württembergischen Meisters. Dass eine Mannschaft aus Österreich überhaupt zu diesen Ehren kommen kann, hängt mit einer bereits im Jahr 2008 getroffenen Vereinbarung des Handballverbandes Württemberg (HVW) mit dem Vorarlberger Handballverband (VHV) zusammen. Mehrere Vereine aus dem grenznahen österreichischen Bundesland kommen seitdem in den Genuss, grenzüberschreitend in Deutschland auf HVW-Ebene Wettbewerbshandball spielen zu können. „Klingt komisch, ist aber so“, sagte Tobias Petri, der nach der Finalniederlage eine „gewisse Leere“ verspürte.

„Gegen wen wir verloren haben, ist am Ende zweitrangig.“ Viel Zeit zum Trauern bleibt dem HSG-Trainer aber gar nicht. „Bei uns hat am Tag nach dem Endspiel die Vorbereitung auf die nächste Saison los. Mitte April steht bereits die Qualifikationsrunde für die nächste Regionalligasaison an, und dafür gilt es nun eine schlagkräftige Truppe aufzustellen.“ Auf Mikko Frommer, Tim Negler, Matti Spitzl, Fabian Rothsching, Arne Neuberger, Noah Cvetnic sowie Vincent Floer, die allesamt altersbedingt in den Aktivenbereich aufrücken, kann Tobias Petri ab sofort nicht mehr zurückgreifen.

HSG Böblingen/Sindelfingen: Rothsching, Thiruvarudsri (beide im Tor); Grosser, Luca Kälbly (4 Tore), Floer (1), Neuberger (3), Negler (7), Mikko Frommer (2), Weinmann, Ruhmund (2/davon 1 Siebenmeter), Matti Spitzl (1), Brantsch (3), Christel, Cvetnic (4/2)

Bild: Nach der Niederlage bekamen die A-Jugendhandballer der HSG Böblingen/Sindelfingen aufmunternden Beifall von den Zuschauern in der Murkenbachhalle. Bild: z.

Quelle: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung Online