Fußball: Das EM-Turnier für Fußballer, Konsolenspieler und Tischkickerspieler

Teams gesucht.

24 Teams in Originaltrikots spielen Ende Juni in Sindelfingen, Böblingen, Ehningen und Rutesheim ihre eigene Europameisterschaft. Jugendliche von 14 bis 18 Jahren werden mit Originaltrikots ausgestattet. Gespielt wird auf dem Rasen, am Tischkicker und der Spielekonsole. Dabei geht es um Respekt, Fairness und Inklusion. Das Anmeldefenster ist jetzt offen.

Kicken alleine reicht nicht. Es braucht auch Konsolenzocker. Und Leute, die am Tischkicker den Dreh raus haben. Kommt alles zusammen, dann könnte es etwas werden mit dem Titel als Starfield-24-Europameister.

Obwohl die Macher noch nicht die große Werbetrommel rührten, hat sich ein halbes Dutzend Teams schon angemeldet für ein Fußballturnier, das es so noch nicht gegeben hat. Jörg Litzenburger, Präventionsbeauftragter des Landkreises, und Andreas Russky, Chef der Sindelfinger VfL-Fußballschule Fairplay, planen ein Turnier mit 24 Mannschaften mit Jugendlichen von 14 bis 18 Jahren.

Keine Startgebühr, dafür Originaltrikots

Diese zahlen keine Startgebühr und werden trotzdem mit den Originaltrikots der Nationalmannschaften ausgestattet, die in diesem Jahr vom 14. Juni bis 14. Juli den Europameister ausspielen. Ein Team besteht aus fünf bis neun Spielern, die auf drei Arten das Turnier der Großen ausspielen.

Zum einen geht es tatsächlich aufs Fußballfeld mit Bolzplatzregeln mit einem Torhüter und vier Feldspielern. Die Vorrunde in den Originalgruppen der EM geht vom 26. bis 28. Juni in Sindelfingen, Böblingen, Ehningen und Rutesheim über die Bühne, am 30. Juni fällt die Entscheidung in Sindelfingen. Dazwischen aber ist am 29. Juni der große Tag im Böblinger Jugendhaus Casa Nostra, wenn die Mannschaften jeweils zwei Spieler zum eSports an die Konsole schicken und zwei an den Tischkicker – wobei innerhalb einer Mannschaft wild und bunt gewechselt werden darf.

Der große Tag für David im Rollstuhl

Von diesem Tag verspricht sich Jörg Litzenburger eine Menge. Sollten tatsächlich alle Mannschaften das Kontingent von neun Spielern ausschöpfen, dann treffen sich 216 Jugendliche, bunt gekleidet in den Nationaltrikots, zu Spiel und Spaß. Das wiederum hat durchaus einen tieferen Sinn. Die großen Themen bei der ganzen Angelegenheit heißen Respekt, Toleranz, Fairness und Inklusion. Jörg Litzenburger nennt dazu ein Beispiel: „Ein David, der normalerweise nicht in einer Mannschaft spielt, weil er im Rollstuhl sitzt, wird vielleicht beim eSports am Controller zum Leistungsträger, der die entscheidende Tore schießt. Und vielleicht ist es ein Mädchen, das am Tischkicker alles in Grund und Boden spielt.“ Denn ein Clou bei der Sache ist, dass alle drei Spielarten gleich viel zählen.

Sowieso groß und klein und alt und jung, Geschlechterrollen und was es sonst noch alles gibt: Alles ist erlaubt, alles darf. „Wäre doch klasse, wenn ein eingespieltes Mädchenteam tatsächlich ein paar Jungs beim Fußball herspielt und sich so Respekt verschafft“, sagt Jörg Litzenburger, Zum Thema Respekt gehört auch unbedingt die Sportkleidung. „Indem wir Originaltrikots und keine Hemdchen ausgeben, drücken wir als Organisatoren den Respekt vor den Jugendlichen aus. Diese wiederum sollen das Trikot mit Stolz tragen“, sagt Jörg Litzenburger.

Länderpaten

Alles andere als nebenbei spielt auch noch das Thema Europa eine entscheidende Rolle: Wenn es gelingt wie vorgesehen, bekommt jedes Team, das eine Mannschaft vertritt, einen einschlägigen Landespaten, der vielleicht auch etwas über die jeweilige Kultur, Sprache, Geschichte und Gesellschaft erzählt. Wer für welches Land antritt, wird dabei am 15. Mai im Jugendhaus Casa Nostra ausgelost.

Doch 216 Jugendliche, die tatsächlich um einen Pokal wetteifern, mitten in der Pubertät – kann das komplett fair und friedlich über die Bühne gehen? Die Macher denken schon und haben auch dazu eine Idee: Jede Mannschaft stellt einen Schiedsrichter, der die Spiele der Parallelgruppe pfeift. Dadurch muss er oder sie sich selbst in die Rolle eines Schiedsrichters versetzen.

Schulung für Schiris

Andreas Russky, ehemals Jugendspieler bei den Stuttgarter Kickers und der SV Böblingen und unter anderem Oberliga-Fußballer bei den Blauen unterm Fernsehturm, hat dafür die Schiedsrichtergruppe Böblingen für einen Vorbereitungsworkshop gewonnen. Angefragt ist hier auch Fifa-Schiedsrichter Knut Kircher. Vielleicht klappt sogar das terminlich.

Auch wenn Andreas Russky als aktiver Fußballer vieles erlebt hat, was er jetzt organisiert, schickt ihn auf die Zeitreise. „Das ist wie bei Horst Wiedenhorns Schulturnier an der Friedrich-Schiller-Realschule. Du bist nicht nur Spieler, du bist Manager, der ein Team zusammenstellt und Trainer, der sich Taktiken überlegt. Dort zu gewinnen war mir wichtiger als so manches Vereinsturnier“, sagt Andreas Russky, „und diese Turniere werde ich nie vergessen.“

So, wie auch die Starfield-24-Euro unvergesslich wird. Dass sich das Feld im Handumdrehen von alleine füllt, glaubt Jörg Litzenburger nicht. „Spätestens in der Pandemie haben die Jugendlichen sich voneinander entfernt. Aufeinander zuzugehen und sich zu organisieren, müssen sie neu lernen.“ Deshalb hofft er vor allem auf Eltern, Lehrer, Schulsozialarbeiter oder Trainer und Betreuer, dass sie das Thema streuen.

Hintergrund

Um das Turnier auf die Beine zu stellen und zu finanzieren, holen Jörg Litzenburger und Andreas Russky die Kreissparkasse, die AOK und die drei Böblinger Jugendhäuser Casa Nostra, Dagersheim und Diezenhalde ins Boot. Kooperationspartner sind der Landkreis, der Förderverein Sicherer Landkreis und die Gemeinden Ehningen und Rutesheim, die Fußballplätze zur Verfügung stellen. Das Turnier unter dem Motto „Wir am Ball mit Fairness, Respekt und Miteinander in einem starken Europa“ ist offen für Jugendliche von 14 bis 18 Jahren. Teams kann man anmelden unter fussballschule-sindelfingen.de

Bild: So ein Turnier hat es noch nie gegeben. Jörg Litzenburger, Präventionsbeauftragter des Landkreises Böblingen, und Andreas Russky, Leiter der VfL-Fußballschule Fairplay, suchen den Starfield-24-Europameister. Bild: Wegner.

Quelle: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung Online