Interview mit VfL-Tennis-Cheftrainer Daniel Merkert.
Am Freitag, 3. Mai, starten die Tennis-Damen des VfL Sindelfingen in die Saison der 1. Bundesliga. Los geht es für den Liga-Neuling beim TC BW Dresden Blasewitz, am 5. Mai steht bereits der 2. Spieltag beim Club an der Alster in Hamburg auf dem Programm. Die SZ/BZ sprach mit VfL-Cheftrainer Daniel Merkert über seine Erwartungen.
SZ/BZ-Interview mit Cheftrainer Daniel Merkert über den Saisonstart für den VfL Sindelfingen in der 1. Bundesliga der Damen.
Am Freitag startet die Saison in der 1. Bundesliga. Und kribbelt es schon?
Daniel Merkert: „Ja, und wie. Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Eine Damen-Bundesliga-Mannschaft im Tennis ist in Sindelfingen eine Premiere. Darauf freuen sich die Mädels, mein Staff und ich sowie die gesamte Tennis-Abteilung. Die Vorfreude ist überall zu spüren. Schließlich haben wir mit dem Erstliga-Aufstieg Historisches für die VfL-Tennisabteilung erreicht.“
Hätten Sie gedacht, als Sie im September 2017 VfL-Cheftrainer wurden, dass das Damenteam sieben Jahre später in der 1. Bundesliga spielt?
Daniel Merkert: „Nein. Davon habe ich nicht mal gewagt zu träumen. Schließlich spielten die Damen damals noch in der Württembergliga. Auf diesen großartigen Erfolg kann die ganze VfL-Tennis-Abteilung stolz sein. Der Aufstieg war nur durch einen unglaublichen Teamgeist möglich.“
Diesen Teamgeist wird es auch in der 1. Liga brauchen.
Daniel Merkert: „Ja, auf jeden Fall. Als Aufsteiger sind wir natürlich Außenseiter. Der Teamgeist hat uns durch die Zweitliga-Saison getragen. Knackpunkt war sicherlich das Derby beim TC BW Vaihingen-Rohr. Im entscheidenden Doppel lagen Cristiana Ferranda und Anne Schäfer im Match-Tie-Break bereits 0:7 hinten und haben das Match noch gewonnen. Im Rückblick war das meiner Ansicht nach das entscheidende Momentum für den Aufstieg. Wir hoffen wieder auf ein solches Momentum, das uns durch die ganze Saison trägt. Am besten gleich an den ersten Spieltagen in Dresden oder Hamburg. Für den Aufstieg können wir uns nun allerdings nichts mehr kaufen. Die Karten werden neu gemischt und es geht wieder bei Null los.“
Sie sprechen es an: Die Karten werden neu gemischt. Das wird auch beim Blick auf die Meldeliste deutlich. Despina Papamichail, letztjährige Nummer 1, steht nun an Position 7.
Daniel Merkert: „Ja, wir mussten uns natürlich verstärken, wenn wir eine Chance auf den Klassenerhalt haben wollen und sind sehr glücklich darüber, dass uns dies auch sehr gut gelungen ist. So ehrlich muss man sein: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Top 6 gleichzeitig an einem Spieltag für uns im Einsatz sind. Schließlich sind Lucia Bronzetti, Arantxa Rus, Nadia Podoroska, Victoriya Tomova, Sara Errani und Julia Riera auf der WTA-Tour unterwegs. Und Verletzungen spielen auch immer einer Rolle. Das bietet aber auch die Chance für die anderen Spielerinnen Erstliga-Luft zu schnuppern.“
Wie ist es als Liganeuling möglich, dass solch prominente Spielerinnen für den VfL aufschlagen werden?
Daniel Merkert: „In der Tennisfamilie kennt man sich. Ich habe im Laufe der Jahre ein großes Netzwerk aufgebaut. Dies schadet sicherlich nicht. Ein Dank geht auch an unseren neuen Sportdirektor Marco Beetz, der einen überragenden Job macht und mich tatkräftig bei der Spielerinnen- und Sponsoren-Akquise unterstützt hat. Ich möchte mich aber auch von ganzem Herzen beim langjährigen Sportwart Jürgen Wacker bedanken. Er hat einen großen Anteil daran, dass wir nun da stehen, wo wir sind. “
Die 1. Bundesliga wird auch finanziell eine große Herausforderung, oder?
Daniel Merkert: „Ja, da werden natürlich ganz andere Summen bewegt als in der 2. Liga. Es ist uns glücklicherweise gelungen, einige namhafte Sponsoren ins Boot zu holen. Die 1. Bundesliga öffnet uns in diesem Bereich ganz neue Türen. Wir hoffen auch darauf, dass uns die Zuschauer tatkräftig bei den Heimspielen auf der Anlage an der Rosenstraße unterstützen. Über viele Kinder und Jugendliche unter den Zuschauern würde ich mich besonders freuen. Tennis ist ein solch faszinierender Sport. Jedes einzelne Kind, dass sich dafür begeistern kann, ist Gold wert. Wann kann man schon mal Damentennis der Extraklasse quasi direkt vor der Haustüre erleben.“
Wer ist Ihr Meisterfavorit und wo landet der VfL Sindelfingen?
Daniel Merkert: „Wenn ich nur an den TC Bredeney, quasi das deutsche Fed-Cup-Team denke, dann ist es schon grandios, dass wir gegen dieses Top-Team spielen dürfen. Da können sich die Fans bereits auf unser erstes Heimspiel gegen Bredeney am 17. Mai freuen. An ihnen als Meister führt meiner Meinung nach kein Weg vorbei. Für uns kann das Ziel natürlich nur Klassenerhalt lauten. Wir müssen es irgendwie schaffen zwei Teams hinter uns zu lassen. Eine Prognose, welche Teams unsere direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt sein werden, wage ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen. Es wäre toll, wenn wir gleich an den ersten Spieltagen in Dresden Blasewitz und beim Club an der Alster punkten würden.“
Spüren Sie schon Druck vor der Bundesliga-Premiere?
Daniel Merkert: „Druck ist doch etwas Positives. Je häufiger man Drucksituationen meistert, umso stärker wird man. Vom Tennis kann man sehr viel für das tägliche Leben lernen. Ich gehe ausschließlich mit positiven Emotionen an die Bundesliga-Saison heran und das versuche ich den Mädels auch zu vermitteln. Als Aufsteiger können wir schließlich nur gewinnen.“
Bild: Cheftrainer Daniel Merkert (links) freut sich mit dem VfL-Damenteam und dem damaligen Co-Trainer Max Bischof über die Zweitliga-Meisterschaft und den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Bild: photostampe/A
Quelle: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung Online