Leichtathletik: Melanie Böhm und ihr Traum von einem EM-Start

Die Sindelfingerin hat zwei Chancen.

Die 23-Jährige nimmt dafür einiges auf sich.

Viele Leichtathleten beginnen Anfang Mai ihre Saison mit einem ersten Wettkampf zur Standortermittlung, bei Melanie Böhm geht es von Beginn an um alles. Der Sindelfingerin bleiben nur wenige Wochen, um sich für die Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom zu qualifizieren. Und das 400-Meter-Hürden-Ass will ihr Ziel unbedingt erreichen. Beginnen will Böhm die Saison am Sonntag beim Internationalen Läufermeeting in Pliezhausen.

Traditionell werden dort zum Einstieg die „krummen Strecken“ gelaufen, für die Langhürdler wären das 300-Meter-Hürden. Doch im Rahmen eines Einlagelaufs darf Melanie Böhm gleich mit ihrer Wettkampfstrecke beginnen. „In diesem Jahr ist das eine Ausnahme, die von unserem Bundestrainer gewünscht wurde, damit wir die Möglichkeit bekommen, uns zu qualifizieren“, sagt die Sindelfingerin. Der Weg zur Europameisterschaft scheint auf dem Papier klar, für Böhm gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder schafft die Langhürden-Läuferin die direkte Qualifikation über die vorgegebene Norm. Die ist mit 55,70 Sekunden eine knappe halbe Sekunde unter der Bestleistung der 23-Jährigen. Nicht unmöglich, aber für den frühen Zeitpunkt in der Saison durchaus ambitioniert.

Zumal das Wetter mitspielen muss. „Perfekte Bedingungen sind für mich 35 Grad, Sonne und kein Wind“, so Böhm. Für den Mai ist das aber nicht unbedingt üblich und so wird die Sindelfingerin nehmen müssen, was in Pliezhausen kommt. Die zweite Möglichkeit, sich für die EM zu qualifizieren, besteht über das Rankingsystem. Unter allen europäischen Athletinnen rangiert Böhm derzeit auf Platz 39.

Die Top 36 dürfen in Rom starten. „Deswegen muss ich jetzt noch so viele Punkte wie möglich sammeln, damit ich unter die besten 36 komme und außerdem die B-Norm von 56,50 Sekunden erfüllen. Diese Zeit bin ich zwar schon im letzten Jahr gelaufen, ich muss sie aber auch in 2024 gelaufen sein“, weiß Melanie Böhm.  Nach ihrem Rennen in Pliezhausen hat die Studentin noch mehrere Chancen. In der Folgewoche steht ein Meeting in Graz an, dann geht es nach Rehlingen und schließlich nach Regensburg. „Vielleicht kommt auch noch dazwischen ein Wettkampf. Ich will jegliche Zeit vor dem Ende der Frist am 26. Mai nutzen“, sagt Böhm.

Viel Druck liegt deswegen auf diesen ersten Auftritten. „Auf der anderen Seite ist es aber auch toll, dass ich so nah dran bin, dieses Ziel erreichen zu können. Es ist mein Kindheitstraum, international zu starten“, sagt Melanie Böhm. Tatsächlich hatte sich die 23-Jährige vor drei Jahren schon einmal das Nationaltrikot übergestreift, allerdings bei einer U23-Europameisterschaft.

In Tallinn lief alles schief

In Tallinn lief der Wettkampf aber alles andere als erfolgreich, Böhm stürzte an einer Hürde und wurde anschließend wegen nicht regelkonformen Überquerens disqualifiziert. Um ihre hochgesteckten Ziele in diesem Jahr zu erreichen, hat die Sindelfingerin viel in die Saisonvorbereitung gesteckt. „Ich habe hart gearbeitet und war noch nie so gut vorbereitet wie dieses Jahr.“  Anfang März bis Mitte April verbrachte die Studentin der Wirtschaftsinformatik in Trainingslagern. Erst in Südafrika, dann in Portugal. „Ich konnte schon viel über die Hürden laufen, teilweise auch aus dem Block und in Originalabstand. Das würde bei den Temperaturen in Deutschland nicht gehen. Mein Rhythmusgefühl hat sich dadurch super verbessert.“  So fühlt sich Melanie Böhm gut vorbereitet auf die ersten Wettkämpfe und blickt auch sonst motiviert auf diese Saison.

Das große Ziel sind neben der EM-Qualifikation natürlich auch schnelle Zeiten. Ihre Bestleistung von 56,17 Sekunden, aufgestellt bei den letztjährigen Deutschen Meisterschaften in Kassel, will die 23-Jährige deutlich unterbieten und strebt eine 55 vor dem Komma an. Auch bei den Deutschen Meisterschaften zielt die Bronzemedaillengewinnerin des Vorjahres auf Edelmetall ab. Unterstützt wird Melanie Böhm auf ihrem Weg von der Sindelfinger Leichtathletikabteilung. Anfang des Jahres wurde das Perspektivteam Olympia, unterstützt von der Firma Elsässer der Kreissparkasse Böblingen, ins Leben gerufen. „Es ist ein Ansporn für mich, Teil dieses Teams zu sein“, sagt Melanie Böhm. Am Sonntag will sie in Pliezhausen ihrem EM-Traum ein Stückchen näher kommen.

Bild: Melanie Böhm steigt am Sonntag in Pliezhausen über die 400 Meter-Hürden in den Startblock. Bild: Görlitz.

Quelle: Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung Online