Starke Zahlen, aber die Hallen machen Sorgen
Das Festgeld wirft wieder Zinsen ab. Den Bilanzüberschuss von 237 500 Euro bezeichnet Finanzreferentin Andrea Petri als „ein wirklich sehr gutes Ergebnis“. Trotz geplanter Ausgaben von 3,48 Millionen Euro rechnet sie auch für das Jahr 2024 mit einem Überschuss von 100 000 Euro und bezeichnet selbst diesen Ansatz noch als „konservativ“. Die Floschenstadion-Sanierung ist auf der Zielgeraden, bald bekommt die Arena nach den Vereinsfarben auch die blaue Rundbahn. Mitglieder, Freunde und Unterstützer spendeten 440 000 Euro und Präsident Dr. Heinrich Reidelbach ist einstimmig wiedergewählt, während es für die Geschäftsführer Harry Kibele und Anne Köhler, das gesamte Team um sie herum, den Vorstand bis zu den aus den Ämtern scheidenden Kassenprüfern Manfred Stock und Helmut Wolf ausschließlich warme Worte gab. Doch dabei blieb es eben nicht allein.
Bitte um mehr Kommunikation
Es ist Markus Graßmann aus dem Vorstand, der bei der Diskussion über die Berichte als Erster das Wort ergreift. Nachdem Sindelfingens Erster Bürgermeister Christian Gangl offenlegte, wie sehr der Stadt der Sport am Herzen liegt und seine Wertschätzung für den VfL Sindelfingen ausdrückte, bedankte sich Markus Graßmann ausdrücklich, legte aber auch Finger in die Wunden. Man dürfe bei den Großinvestitionen die kleinen Abteilungen nicht vergessen. „Bei uns kommt an, dass Kommunikation verbessert werden“, sagt er und klammert dabei ausdrücklich das Sportamt aus, sondern nennt eher das Gebäudemanagement. „Ich erspare Ihnen Details, welche Dusche genau nicht geht“, sagt er, bittet aber, sich gerade auch mit den kleinen Abteilungen an einen Tisch zu setzen. „Es ist besser, wir reden miteinander statt übereinander.“
Ein konkretes Beispiel nennt Michael Frick, Vorstand für Ju-Jutsu und Kung Fu, der es einfach nur schön fände, wenn sich die Sportler nach dem Training „unter eine schöne, warme Dusche“ stellen könnten, „ich äußere diesen Wunsch im zwölften Jahr in Folge, auch wenn es für viele langweilig ist. Eine Dusche wäre gut, bevor die Stadt Millionen für ein Hallenbad ausgibt.“
Der Sport muss im Bad bleiben
Eben dieses Badezentrum treibt Ute Steinheber um. Denn noch gibt es nur die grundsätzliche Idee, das Bad zu sanieren. Wohin die Reise geht, steht aber noch nicht genau fest. „Der Bedarf an Rehasport im Wasser ist dermaßen groß und wir haben viele qualifizierte Übungsleiter. Ich blicke aber mit Sorge auf Schließzeit und die Zukunft und hoffe, dass es nicht zu viel Spaßbad geben wird, sondern auch genügend Sportbad und Therapiebecken.“
Christian Gangl verweist auf den Gemeinderatsbeschluss, dass das Sportbad wie heute bleibt und saniert wird. Ansonsten schließt er sich dem an, was Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer tags zuvor bei der Verpflichtung des neuen Gemeinderats gesagt hatte: „Die Sindelfinger Bürger sollen entscheiden.“ Zuvor will die Stadt eine Variante entwickeln, bei der die Kosten deutlich reduziert wurden im Vergleich zu dem, was bisher auf dem Tisch liegt. „Den Hinweis zu Reha nehmen wir in die Planung auf. Das Thema Kommunikation werden wir auch adressieren, und ich bitte um Rückmeldungen. Auch die Turnhalle ist notiert. Kann nicht versprechen, wann und wo was passiert, aber vielen Dank für die Hinweise“, sagt Christian Gangl.
Kegelbahn unter Wasser
Nicht zu übersehen ist derweil das, was im Zuge der aktuellen Glaspalastsanierung passiert ist. Nach Starkregen stand über die Baustelle die von den Keglern in Eigenregie liebevoll hergerichtete Anlage komplett unter Wasser. Heute noch stützen Sprieße die Decke ab, an Sport ist nicht zu denken. Das Thema ist seit dem Sporttag der Bürgerstiftung in der Rathausspitze platziert, Christian Gangl untermauerte jetzt noch einmal die Unterstützung durch die Stadt.
Große Not auf dem Goldberg und im Hinterweil
Derweil verwies Präsident Dr. Heinrich ausdrücklich auf die Sporthallen auf dem Goldberg und im Hinterweil, wo die Zustände besonders schlimm sind, und auf die Ankündigung des Oberbürgermeisters von vor genau einem Jahr und dem Vorhaben, mit zwei Freilufthallen die größte Not zu drücken. Vor allem seit dem Wegfall der Eschenriedhalle hat sich die Lage verschärft und die Hallenkapazitäten ausgequetscht. Geld dafür ist im städtischen Haushalt längst eingestellt, doch laut Christian Gangl scheitert der Bau der Freilufthallen noch aus baurechtlichen Gründen.
Außerdem bittet Dr. Heinrich Reidelbach darum, dass der VfL Sindelfingen als Anrainer in Planungen und Überlegungen zur neuen Skateranlage besser einbezogen werde. „Insbesondere ist uns bislang nicht bekannt, wie das Betreibermodell in dieser Größenordnung aussehen wird und wie Faktoren wie Ordnung, Sauberkeit und der sozialen Kontrolle auf diesem doch etwas abgelegenen Gelände geregelt werden, zumal der Zugangsweg über das Pachtgelände des Glaspalastvereins verläuft.“
Es gibt also Luft nach oben – was das gute Jahr 2023 aber nicht in den Fundamenten erschüttert. Neben den Spenden spülen Einnahmen aus Sportwelt-, Reha- oder anderen Kursangeboten und die Kindersportschule Geld in die Kasse. Vielleicht schüttet der Hauptverein auch wieder eine Sportwelt-Dividende aus, doch noch sind nicht alle Zahlen auf dem Tisch. Im Herbst will der VfL hier klarer sehen.
Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online
Bild: Die Gewichtheber sorgen bei der Delegiertenversammlung im Glaspalast mit ihrer Einlage für eine willkommene Abwechslung, Bild: photostampe