VfL-Sportkegler.
Aufgrund eines Wassereinbruchs in den Katakomben des Sindelfinger Glaspalasts gab es für die Sportkegler des VfL zuletzt viel Missmut, Ärger und vor allem auch viel unvorhergesehene Arbeit. Den Sindelfinger Keglern, die mit großer Leidenschaft die moderne Anlage im Glaspalast hegen und pflegen, blutete zuletzt das Herz.
Der 17. Mai dieses Jahres ist ein Datum, das sich bei Stevan Fuks unwiderruflich eingebrannt hat. „Wir wollten nachmittags die Anlage für die Betriebssportler vorbereiten, die tags drauf im Einsatz waren“, blickt der Abteilungsleiter zurück, „als ich ankam, traf mich fast der Schlag.“ Zentimeterhoch stand in den Räumlichkeiten das Wasser, es plätscherte unaufhörlich von der Decke. „Gott sei Dank sind die Bahnen nicht komplett abgesoffen, hauptsächlich war der leicht tiefergelegte Aufenthaltsbereich der Kegler daneben betroffen“, sagt Stevan Fuks, „da würden wir ansonsten von einem Versicherungsfall von einer halben Million Euro sprechen.“
Ursache des Übels war ein Bauabschnitt der Instandsetzungsmaßnahmen am Glaspalast. Dieser sieht im überliegenden Außenbereich den Abbruch eines Teils des Schutzbetons vor, um die Sanierung im Bereich der neuen Rauchabzugshauben fortzuführen. „Die Demontage der obersten Betonschicht hatte dann verheerende Folgen“, erläutert Stevan Fuks. In einer Zeit, in der es viel regnete, konnte das Regenwasser im Außenbereich nicht wie gewünscht ablaufen, stattdessen bahnte es sich den Weg durch die Dämmung nach unten in die Kegelbahnanlage. Mit sofort eingeleiteten Maßnahmen versuchten die Vereinsmitglieder, Schlimmeres zu verhindern. „Wir haben in einer Nachtschicht reihenweise Wassereimer geleert. Alle vier Stunden haben wir vorbeigeschaut“, sagt Fuks, der auf seinem Smartphone ein Video mit triefender Decke präsentiert. Tags drauf rückte die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk an, ein Sachverständiger musste bestätigen, dass nicht noch mehr Unheil von der Decke droht.
Mittlerweile wurde von verantwortlicher Stelle wieder einiges isoliert, an manchen lokalisierten Stellen in der Kegelhalle tropft es noch leicht, weshalb auf den Bahnen vereinzelt Eimer stehen. „Wenn das Holz aufquillt, kann man die Bahnen vergessen“, sagt Stevan Fuks. Dass die Decken nun noch abgehängt sind, sei geplant. Es werden im Rahmen der Sanierung Belüftungskanäle montiert, danach erfolgen noch Trockenbau- und Elektroarbeiten. „Aktuell haben wir ja noch Sommerpause, aber Mitte August geht das Training und einen Monat später die Runde wieder los“, sagt Stevan Fuks, der zumindest in dieser Hinsicht Zuversicht zeigt. „Der Plan hinkt zwar etwas hinterher, aber ich hoffe auf eine Punktlandung.“
Abteilung ist auf jeden Euro angewiesen
Auf den Ärger, den der 75-jährige Abteilungsleiter in den letzten Wochen hatte, könne er getrost verzichten. „Was man da auf einer Baustelle erlebt, darf man gar nicht erzählen“, reißt er die Thematik an. Fakt ist: Ohne das ehrenamtliche Zutun und schnelle Eingreifen der Sindelfinger Kegler hätten die Bahnen wohl deutlich größeren Schaden erlitten. „Wir hoffen, dass wir das Geld erstattet bekommen, das uns durch die Absage zweier Turniere durch die Lappen ging“, sagt Stevan Fuks, „unsere Abteilung mit derzeit knapp 50 Mitgliedern braucht jeden Euro.“ Jahr für Jahr gehen die Einnahmen zurück, auch die Mitgliederzahlen tendieren nach unten. Die Magstadter Kegler, die zuletzt auch die Bahn nutzten, werden nun in einer Spielgemeinschaft mit dem VfL an den Start gehen und ein Jahr später ganz integriert. „Betriebssportler und andere Gruppen mieten unsere Bahnen nicht mehr so oft an wie früher“, moniert Stevan Fuks.
Dabei müsse man in der Region weit fahren, um eine vergleichbare, hochmoderne Anlage nutzen zu können. Seit die Kegler die Bahnen im Jahr 1995 von der Stadt als Nutzer übernommen haben, wurde immer wieder viel erneuert und saniert. Zuletzt erfolgte im Jahr 2020 eine Digitalumstellung mit hochwertigem Bedienfeld und neuen Anzeigen. Wo möglich, wurde viel selbst Hand angelegt, oftmals auch in den privaten Geldbeutel gegriffen. „Es gibt viele tolle Projekte in Sindelfingen, aber als kleiner Verein fühlt man sich von der Stadt zuweilen etwas im Stich gelassen“, meint Stevan Fuks.
„Wir leisten uns keine Putzfirma“, sagt der Hildrizhausener. Allwöchentlich werden freitags die Bahnen sowie die Stellmaschinen und die 72 einzelnen Kegel gereinigt. „Da sind wir dann immer gut drei Stunden beschäftigt“, sagt Stevan Fuks, der seit 1989 die Abteilungsgeschicke leitet. Auch wenn es in den vergangenen Monaten buchstäblich nichts war mit der vielzitierten „ruhigen Kugel“, so wird doch weiter der Blick nach vorne gerichtet. „Wir überstehen jetzt auch noch diese Zeit. Das Wichtigste ist, dass wir unser Vereinsleben fortsetzen können.“
Bild: So sah es Mitte Juli aus. Bild: Photostampe.
Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online