Leichtathletik: Lukas Gärtner: „In der Schweiz zählt die Leichtathletik als Sport mehr als in Deutschland“

Kein Staffeleinsatz in Peru.

Der Sindelfinger Sprinter wechselt zu den Eidgenossen aber will dennoch weiter für den VfL starten, wenn er gebraucht wird.

Sprinter Lukas Gärtner hat seine erfolgreiche Saison mit der Teilnahme an den U20-Weltmeisterschaften gekrönt. Auch wenn der Sindelfinger in der Sprintstaffel der Schweiz nicht zum Einsatz kam, aus Peru bringt er dennoch viele Erfahrungen mit. Dass Gärtner international für die Schweiz startet, hätte er selbst Anfang des Jahres nur zu hoffen gewagt. Der Sindelfinger besitzt beide Staatsbürgerschaften. Die Suche nach einem passenden Studienplatz brachte ihn vor einem Jahr aber erst dem Land seiner Mutter näher. Weil die Universität St. Gallen für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in die Favoritenrolle rückte, begann Gärtner in der baldigen Wahlheimat erste Wettkämpfe zu absolvieren.

„Das hat mir gleich Spaß gemacht. Es geht ein bisschen familiärer zu, der Verband ist viel kleiner und man kennt sich.“ Im Winter dann der erste große Erfolg. Bei den Schweizer Jugendhallenmeisterschaften errang Gärtner den Titel über die 200-Meter-Strecke. „Das bedeutet mir viel, die Konkurrenz war sehr hart und der Sieg hat mir richtig Motivation für die restliche Saison gegeben.“ Seine Freiluftsaison begann der Sindelfinger schon Anfang Mai mit den ersten Wettkämpfen. Bei den Schweizer Meisterschaften dann der nächste Erfolg: Auch unter freiem Himmel sicherte er sich den Schweizer Jugendmeistertitel über die 200 Meter. „Die WM wurde also immer realistischer, je länger die Saison ging.“

Sicher mit dabei war er aber damit noch lange nicht. Bei Schweizer Trials mussten sich die Jugendlichen für ihren WM-Platz beweisen und Gärtner war nach mehrwöchiger Krankheit stark gehandicapt. „Ich habe erst drei Tage vorher wieder mit dem Training beginnen können und hatte fast die Hoffnung verloren“, so Gärtner. Für einen Staffelplatz wurde er dennoch nominiert. Ende August ging es für ihn nach Peru. Dort sorgte vor allem der Verkehr für bleibende Erinnerungen. „Für 15 Kilometer vom Flughafen haben wir zwei Stunden gebraucht. Viel gesehen haben wir nicht von der Stadt und wurden durchgehend von der Polizei gesichert“, erzählt der 19-Jährige, der sich in Lima wie ein Sportstar fühlen durfte. „Wir mussten ja immer Nationaltrikot tragen und ganz viele Einheimische wollten ein Bild mit uns haben.“

Sportlich kam Gärtner allerdings nicht zum Einsatz. Er war nicht für die Startaufstellung der Schweizer 4×100-Meter-Staffel vorgesehen. Seine Teamkollegen kamen nach einem fehlerhaften ersten Wechsel ohnehin nicht ins Ziel. „Wir hatten super Trainings und die Top fünf wären wirklich drin gewesen, deswegen ist es schade. Aber zum Glück bin ich nicht verantwortlich für den Wechsel.“ Zehn Tage verbrachte er in Peru und lernte noch etwas anderes: „Die WM war für mich gleichzeitig ein kleines Trainingslager, um Schweizerdeutsch zu lernen.“ Erst Anfang der Woche landete Gärtner mit der Schweizer Nationalmannschaft in Zürich, nach einer dreißigstündigen Reise stand erstmal Erholung auf dem Plan, schließlich geht es für den 19-Jährigen in den kommenden Wochen Schlag auf Schlag.

Vier Wochen lang gibt es zwar trainingsfrei, in dieser Zeit wird er sich aber in St. Gallen eine neue Trainingsgruppe suchen müssen und sein Studium beginnen. Bei den Deutschen Langstaffelmeisterschaften im Floschenstadion wird Gärtner deswegen nicht an den Start gehen, im kommenden Jahr will er aber trotzdem den einen oder anderen Wettkampf im Sindelfinger Trikot laufen. „Und wenn die Staffel mich braucht, bin ich da“, bleibt er seinem Verein nach fünf Jahren beim VfL Sindelfingen, darunter zweieinhalb Jahre bei Trainer Peter Wiesner treu.

Für das kommende Jahr hat Lukas Gärtner indes ehrgeizige Ziele. Für die U23-Europameisterschaften in Bergen würde er sich gerne qualifizieren. „Ich will dort im nächsten Jahr nicht nur Staffel, sondern auch die 200 Meter laufen.“ Auf seinem Weg hofft Gärtner auf Förderung und eine Schweizer Kadernominierung. „Hier sind Studium und Sport leichter zu kombinieren und die Leichtathletik zählt als Sport mehr als in Deutschland.“

Bild: Lukas Gärtner wird trotz seines Wechsels in die Schweiz weiter das blau-weiße Trikot des VfL Sindelfingen tragen. Bild: Eibner

Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online