Viermal Gold und einmal Silber.
Der VfL Sindelfingen schnitt bei der Deutschen Meisterschaft der Langstaffeln so gut ab, wie kein anderer Verein.
Viermal Gold, einmal Silber und zwei vierte Plätze. Besser als der VfL Sindelfingen schnitt bei den Deutschen Meisterschaften der Langstaffeln im neuen Floschenstadion kein anderer Verein ab. „Ein Erfolg“, sagt Leichtathletik-Abteilungsleiter Jürgen Kohler mit ein bisschen Abstand, „der so nicht zu erwarten war, vor allem, nachdem Caro nicht mehr dabei ist.“ Caro, das ist Carolina Krafzik. Die Olympiateilnehmerin im 400-Meter-Hürdenlauf war bisher die Stütze der Sindelfinger 4×400-Meter-Staffel. Die 29-Jährige hat verletzungsbedingt ihre Karriere mit den Spielen in Paris beendet. Ohne die Problematik rund um ihre Achillessehne hätte sie noch ein paar Wochen drangehängt, um sich mit Staffelgold vor heimischer Kulisse zu verabschieden.
Zur Achillesferse wurde ihr Ausfall nicht, da sich die Titelverteidigerinnen Melanie Böhm, Jessica-Bianca Wessolly und Lisa Hartmann sowie die neu in die Staffel aufgerückte Luisa Herrfurth bewusst waren, dass sie eine besondere Leistung abrufen mussten, um am Ende wieder ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. „Das war ein klasse Einsatz“, lobt Jürgen Kohler, „wie eigentlich von allen, die von uns angetreten sind.“ Dennoch will er noch eine Staffel herausheben: das Mittelstreckentrio Philipp Baron, Samuel Schaal und Tim Hofmann, die sich in einem spannenden Rennen mit einem endschnellen Tim Hofmann auf der Zielgeraden Gold über 3×1000 Meter holten, obwohl sie während des Laufes ohne taktische Anweisungen auskommen musste, da sich ihr Trainer Bastian Franz in den Flitterwochen befindet. Jürgen Kohler: „Das war echt stark.“
Ein kleiner Wermutstropfen ist für den Abteilungsleiter, dass die 3×800-Meter-Staffel der VfL-Frauen mit Melanie Böhm, Clara Möll und Kim Bödi die Bronzemedaille trotz Platz drei im A-Zeitlauf um 17 Hundertstelsekunden verpasste, weil das Trio des Berlin Track-Clubs im Zeitlauf schneller war. „Das ist schade, aber so ist halt der Sport.“ Zumindest langfristig nicht hinnehmen will Jürgen Kohler, dass die Sindelfinger Stadtbevölkerung mehr oder weniger durch Abwesenheit glänzt. Zwar habe er die Atmosphäre durchweg als begeisternd empfunden, doch zu verdanken war dies ganz offensichtlich den naturgemäß großen Anhängen der Staffeln. Für den Leichtathletik-Chef gibt es aber keinen Zweifel: „Das neue Floschenstadion ist nicht nur für diejenigen da, die selbst laufen, springen, werfen oder kicken, sondern für alle Sindelfinger.“
„Mit einem Schmuckstück wie dem Floschenstadion, einer nun hochmodernen Sportstätte und, wie unser Orga-Team bewiesen hat, tollen Organisation, dazu unseren Erfolgen, haben wir eigentlich super Voraussetzungen für einen guten Besuch“, sagt Jürgen Kohler, aber vielleicht müssen wir in der Kommunikation noch besser werden, denn mit drei Olympiateilnehmern und 29 Titeln bei Deutschen Meisterschaften in diesem Jahr sind wir in der Stadt bestimmt für viele sichtbar, aber offensichtlich reicht das nicht aus.“
Erste Gespräche dazu gab es bereits. So viel verrät er schon mal: „Wir denken da an mehr und höherrangige Veranstaltungen. Der Württembergische und der Deutsche Leichtathletik-Verband haben uns ihre Unterstützung bereits zugesagt. Auch die Stadt will uns helfen.“ Das gehe aber nur in kleinen Schritten und nicht mit großen Schritten: „Man darf dabei nicht vergessen, dass bei uns alles von Ehrenamtlichen organisiert wird. Da kann man nicht beliebig viel draufpacken.“ Möglicherweise müsse man in der Leichtathletik auch bestehende Veranstaltungen reformieren und sie dabei vor allem zeitlich straffen. „Aber das haben nicht wir in der Hand. Das ist Sache der Verbände.“ Dennoch blicke er darauf mit Optimismus: „Ich habe das Gefühl, dass sich derzeit auch in den Verbänden viele Leute darüber Gedanken machen, wie sie die Leichtathletik dem Publikum attraktiver anbieten können.“
Bild: Die Deutschen 4×400-m-Meisterinnen präsentieren ihr Ergebnis auf der Anzeigentafel (von links): Lisa Hartmann, Melanie Böhm, Jessica-Bianca Wessolly und Luisa Herrfurth.
Bild: Reichert