Handball: Ein erster Dämpfer für die Handballerinnen der HSG Böblingen/Sindelfingen in der Oberliga

Schwächen in der Defensive.

Die Schützlinge von Trainer Mischa Herok verlieren gegen Bietigheim mit 28:30.

Dämpfer für die Oberliga-Handballerinnen der HSG Böblingen/Sindelfingen: Nach dem beeindruckenden 25:17-Auftaktsieg vergangenen Sonntag beim Angstgegner TSV Köngen zog die Mannschaft von Mischa Herok in der Sindelfinger Sommerhofenhalle etwas überraschend gegen den Aufsteiger SG BBM Bietigheim mit 28:30 den Kürzeren. „Das hatten wir uns heute ganz anders vorgestellt“, hatte der HSG-Trainer sichtlich Mühe, die Niederlage richtig einzuordnen.

Vor allem in der Defensive – vergangene Woche in Köngen noch das Fundament für den Auswärtserfolg – ging gar nichts zusammen. Zumindest nicht in den ersten 30 Minuten. „Das war heute auch der Knackpunkt“, monierte Mischa Herok. „Unsere Abwehr war in der ersten Halbzeit im Grunde gar nicht vorhanden.“ Und das gepaart mit technischen Unzulänglichkeiten sowie teils eklatanten Fehlpässen führte dazu, dass die Gastgeberinnen praktisch vom Start weg nur hinterherrannten. Lediglich beim 1:0 von Zana Turkalj lag die HSG in Führung.

Die Gäste, die mit dem Duell in Sindelfingen erst in die Saison starteten, zeigten wahrlich keinen Handball der Extraklasse, im Gegenteil sogar. Allerdings erfüllte Bietigheim wenigstens das Mindestmaß an Willen und Einsatz – was an diesem Abend bereits ausreichen sollte. Denn während die Bösis vorne Fahrkarte an Fahrkarte reihten, blieben die Gäste im Abschluss konsequent. Ariane Kulik im HSG-Tor wurde von ihren Vorderleuten im Stich gelassen und fand überhaupt keine Bindung zum Spiel.

Bis zum 4:4 nach fünf Minuten konnte die Herok-Sieben ihre Defizite noch irgendwie kaschieren, fand sich aber neun Minuten später bereits mit 5:11 in Rückstand wieder. „Uns hat komplett die Ruhe gefehlt“, verlor auch Mischa Herok von außerhalb immer mehr seine Fassung. Dafür handelte sich der HSG-Trainer in der 28. Minute eine Gelbe Karte ein. Die erhoffte Wirkung seiner lautstarken Intervention gegenüber den Unparteiischen blieb aber aus, denn zur Pause lag seine Truppe weiterhin deutlich mit 14:19 im Hintertreffen.

Zumindest das folgende Donnerwetter in der Kabine machte sich nach Wiederanpfiff bemerkbar. Das bis dahin nur selten genutzte Spiel über die Außenpositionen brachte die HSG schnell wieder ins Geschehen zurück. Als Zana Turkalj in der 36. Minute auf 18:20 verkürzte, waren die Bösis auf Schlagdistanz dran, die knapp 200 Zuschauer in der Sommerhofenhalle damit auch wieder mit im Boot. „Hinten haben wir endlich konsequent zugegriffen“, glaubte Mischa Herok zu diesem Zeitpunkt fest an die Wende. Auch weil Anne Kilper im HSG-Tor einige Würfe entschärfen konnte.

Am gegnerischen Kreis aber wollte sich weiterhin keine Sicherheit einfinden. Überhastete Würfe prägten das Spiel der Gastgeberinnen, die sich damit selbst den Wind aus den Segeln nahmen. „Die Aufholjagd war ohnehin enorm kräftezehrend“, konstatierte Mischa Herok. „Dann immer wieder nach solchen Fehlern neu anzusetzen, hat das Ganze noch erschwert.“ Bis zur 50. Minute hielten die Gäste ohne viel Zutun eine komfortable 27:24-Führung.

Dann aber brachten Sophie Hilf und Zana Turkalj in Unterzahl ihre Farben auf 26:27 heran und läuteten damit eine Schlussphase ein, die geprägt war von ausgelassenen Chancen. Gleich vier Mal verpassten die Gastgeberinnen das mögliche 27:27. Erst drei Minuten vor der Schlusssirene gelang Sophie Hilf dann bei 28:28 der ersehnte Ausgleich. Das Spiel stand nun vollends auf der Kippe, jedoch zogen die Gäste doch noch ihre Köpfe aus der Schlinge. Während Zana Turkalj die Führung und daraufhin Svenja Hille den neuerlichen Ausgleich zum 29:29 verpassten, machte Bietigheims Mirlinda Kühn vier Sekunden vor dem Ende den 30:28-Auswärtssieg der SG perfekt.

„Schade, dass wir gegen einen an sich durchschnittlichen Gegner verlieren“, war Mischa Herok nach dem Spiel enttäuscht. „Auch wenn das sicherlich kein guter Auftritt von uns war, hätten wir mindestens einen Zähler hierbehalten müssen. Aber vielleicht ist das auch ein Warnschuss zum richtigen Zeitpunkt, denn einige meiner Spielerinnen dachten wohl, dass das heute ein Selbstläufer wird. Wir werden jetzt die richtigen Lehren daraus ziehen und nächste Woche in Gerhausen hoffentlich wieder unser anderes Gesicht zeigen.“

HSG Böblingen/Sindelfingen: Kulik, Kilper (beide im Tor); Turkalj (9 Tore/davon 2 Siebenmeter), Geißler, Wild, Svenja Hille (1), Devce (1), Münch, Kohler (2), Heiser (4), Hilf (9), Pauline Hille (2), Baumgartl

Bild: Zana Turkalj war mit neun Treffern erfolgreichste Werferin der HSG Böblingen/Sindelfingen bei der überraschenden Heimniederlage gegen die SG BBM Bietigheim.

Bild: photostampe

Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online