Leichtathletik: Abschied von einer Trainerlegende und zwei Top-Athletinnen

VfL Sindelfingen.

Mit Werner Späth, Carolina Krafzik und Lisa-Sophie Hartmann hören drei absolute Hochkaräter auf bei den Leichtathleten.

Die 60 Jahre Trainertätigkeit hat Werner Späth noch vollgemacht, nun verabschiedet er sich im Alter von 80 Jahren in den Trainerruhestand – und mit ihm seine beiden Athletinnen Carolina Krafzik und Lisa-Sophie Hartmann, die zum Ende der Saison ihre Karrieren beendeten.

Dass sich Trainer und Athletinnen einer Trainingsgruppe gleichzeitig in den Leichtathletik-Ruhestand verabschieden, ist selten. Dass es sich dabei um das erfolgreichste Sindelfinger Trainer-Athleten-Gespann handelt, ist für die blau-weißen Leichtathleten keine einfache Nachricht. Im Rahmen des traditionellen Martinsgansessens wurden die Abschiede von Werner Späth, Carolina Krafzik und Lisa-Sophie Hartmann emotional begangen.

Die Trainertätigkeit von Werner Späth begann mit einem frühen Erfolg, beim SV Holzgerlingen trainierte er seine erste Olympiateilnehmerin Elfgard Schittenhelm, die 1972 bei den Olympischen Spielen in München in das 100-Meter-Hürden-Halbfinale lief. Mit Carolina Krafzik und den Europameisterschaften 2022 in München schloss sich so vor zwei Jahren ein Kreis, der schon das Ende hätte bedeuten können. „Wenn ich damals eine Medaille gewonnen hätte, hätten wir aufgehört“, so Krafzik. Doch in München war es die aller letzte Hürde, die die Medaillenträume stoppte und die Karriere der 400-Meter-Hürdenläuferin um zwei Jahre verlängerte. Für Erfolgstrainer Späth brachte das die achte Olympiateilnahme eines Schützlings.

So olympisch ist der VfL

Nach Schittenhelm war ihm das 1984 bei den Spielen in Los Angeles mit Heidi-Elke Gaugel gelungen, vier Jahre später mit Ulrike Sárvári. Ein Olympiastart 1996 in Atlanta gelang Birgit Hamann, damals Wolf. 2004 stand Stephanie Kampf im Olympiakader von Athen. Nach Nadine Hildebrand in 2016 erfüllte sich 400-Meter-Hürdenläuferin Carolina Krafzik 2021 in Tokio ihren olympischen Traum, den sie 2024 in Paris wiederholen konnte und sich damit zur zweimaligen Olympiateilnehmerin kürte. „Tokio werde ich immer im Herzen behalten, einfach weil das meine ersten Olympischen Spiele waren, Paris war aber viel schöner. Vormittags vor 80 000 Menschen zu laufen, ist schon etwas Besonderes“, so Krafzik.

War sie vor drei Jahren in Tokio noch ins Halbfinale gelaufen, war das erklärte Ziel in Paris eigentlich das Olympiafinale. Eine verschleppte Verletzung vom Saisoneinstieg in Pliezhausen und eine daraus resultierende Achillessehnenentzündung machten der 29-Jährigen aber einen Strich durch die Rechnung. Es folgte ein dramatischer Vorlauf mit Bänderverletzung in Paris und der sogenannte Hoffnungslauf als letztes Rennen ihrer erfolgreichen Karriere.

Auch bei Lisa-Sophie Hartmann brachte ihre letzte Saison nicht die gewünschten Erfolge. Die 24-Jährige, einst als Langhürdenläuferin zu Werner Späth gewechselt, schulte in den letzten Jahren auf die 400-Meter-Strecke ohne Hürden um. 2020 feierte sie bei den Deutschen Meisterschaften noch über die Langhürden den Gewinn der Bronzemedaille, ein Jahr später lief Hartmann mit der Deutschen 4×400-Meter-Staffel bei den U23-Europameisterschaften in Tallinn auf Rang vier. In der Hallensaison 2024 brachte sich die oft verletzungsgeplagte Sindelfingerin mit 400-Meter-Bronze in eine gute Ausgangssituation für die Staffel-Weltmeisterschaften auf den Bahamas.

Eine Nominierung hätte auch gute Chancen auf einen Staffelplatz für die EM in Rom und die Spiele in Paris bedeutet. Doch im entscheidenden Ausscheidungsrennen zog sie den Kürzeren und bestritt aufgrund erneuter Verletzungssorgen in Regensburg nur noch ein einziges 400-Meter-Rennen. Eine Saison also, in der Trainer Werner Späth noch einmal all seine Erfahrung und sein Einfühlungsvermögen auffahren musste.

„Jetzt bin ich offiziell in Rente und das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Diese Gänsehautmomente, die ich erleben durfte, gibt‘s nur im Leistungssport“, blickt Späth zurück. Doch der 80-Jährige freut sich auch auf die kommenden Jahre, ist er doch noch fit und voller Tatendrang. „Ich kann jetzt endlich öfter Ski und Rad fahren.“ Mit seinem Schützling Carolina Krafzik gibt es gleich die erste Verabredung auf der Piste.

 

Bild: Werner Späth beim Coaching mit Lisa-Sophie Hartmann.

Bild: Schüttke

Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online