Handball-Oberliga.
Bis 15 Minuten vor Schluss darf die HSG Böblingen/Sindelfingen vom Sieg beim Oberliga-Topteam träumen, dann folgen achteinhalb folgenschwere Minuten.
45 Minuten lang haben die Handballerinnen der HSG Böblingen/Sindelfingen dem weiterhin makellosen Spitzenreiter HSG Fridingen/Mühlheim energisch die Stirn geboten, dann war das Oberliga-Spitzenspiel doch eine Nummer zu groß für die Mannschaft von Mischa Herok. Letztlich mussten sich die Bösis klar mit 23:30 geschlagen geben und damit wohl auch ihre latenten Meisterschaftshoffnungen begraben. „Schade, da war mehr drin“, trauerte Mischa Herok der vergebenen Möglichkeit, den Titelkampf wieder spannender zu gestalten, nach.
Während Fridingen/Mühlheim mit nunmehr 20:0 Punkten das Klassement anführt, sind die Bösis, punktgleich mit den SF Schwaikheim, auf Rang drei abgerutscht. Ein möglicher Aufstieg ist dennoch nicht ausgeschlossen, denn der regulären Saison folgt eine Aufstiegsrunde, deren Modus aber noch nicht genau feststeht. „Für uns heißt das auf jeden Fall, dass wir uns nun wieder ganz dem Kampf um Platz zwei widmen können, denn Fridingen/Mühlheim wird sich das nicht mehr nehmen lassen“, hat Mischa Herok das Titelrennen abgehakt.
Das Schöne dabei
Das Schöne sei aber, dass man gesehen habe, „dass wir mithalten können. Vor allem in den ersten 20 Minuten haben wir wie aus einem Guss gespielt.“ Ihre beste Phase erwischten die Gäste ab der elften Minute. Im Nachgang vom 5:5-Ausgleich durch Zana Turkalj, gelang den Bösis in der Folge nahezu alles. Anne Kilper wuchs im Bösi-Gehäuse über sich hinaus, die Abwehr vor ihr stand bombensicher und im Angriff ließen die Gäste keine sich bietende Chance ungenutzt verstreichen. Prompt lag die Herok-Sieben nach 20 Minuten mit 10:5 vorne. „Wir haben die rappelvolle Halle ruhig bekommen“, bemerkte der Bösi-Trainer erfreut.
Aber so positiv sich die Partie aus Sicht des Tabellenzweiten entwickelt hatte, so schnell war es mit der Herrlichkeit auch wieder vorbei. Fridingen/Mühlheim brauchte keine sechs Minuten, um auf 11:11 zu stellen. „Wir haben uns zu sicher gefühlt“, monierte Mischa Herok. „Und dann haben wir unsere Linie verloren und sind ungeduldig geworden.“ Überhastete Abschlüsse prägten das Spiel der Gäste, die mit einem 12:13-Rückstand die Seiten wechselten.
Es wird eng
Dennoch war noch nichts verloren – auch wenn die Gastgeberinnen den besseren Start in Durchgang zwei erwischten. Nun bestimmte Fridingens Torhüterin Miriam Höfig das Geschehen, indem sie mit ihren Paraden die Bösis verzweifeln ließ. Nur fünf Minuten nach Wiederanpfiff war der Klassenprimus auf 17:13 enteilt. Geschlagen gaben sich die Gäste aber noch nicht. Auch wenn weiterhin nicht alles klappte, blieben die Bösis dran und verkürzten nach 45 Minuten durch Kira Stoll auf 19:20.
Es sollte das letzte Aufbäumen der Gäste gewesen sein. „Leider waren nicht alle meine Spielerinnen heute in Topform“, erkannte Mischa Herok ein Leistungsgefälle in seinem Kader. Achteinhalb Minuten blieben seine Schützlinge ohne Torerfolg. Als Svenja Hille diese Durststrecke in der 54. Minute beendete, lagen die Bösis bereits mit 20:24 im Hintertreffen. Fridingen/Mühlheim ließ nichts mehr anbrennen und schaukelte schließlich den Sieg mit einem 30:23 über die Zeit.
Die Niederlage ärgerte Mischa Herok, jedoch stelle diese „keinen Beinbruch“ dar. „Fridingen hat die beste Mannschaft in unserer Liga, das müssen wir neidlos anerkennen. Die stehen nicht von ungefähr mit perfekter Bilanz an der Tabellenspitze.“
Leider habe am Ende die Durchschlagskraft nach vorne gefehlt. „Wir haben zu viele falsche Entscheidungen getroffen, haben Würfe erzwungen, die wir so normalerweise gar nicht nehmen“, so der Bösi-Coach weiter. Das Spiel gelte es nun schnell abzuhaken und daraus zu lernen. „Der zweite Abschlussrang ist ein lohnendes Ziel. Darauf richten wir nun unseren Fokus.“
HSG Böblingen/Sindelfingen: Kilper, Luburic (beide im Tor); Turkalj (5 Tore/davon 1 Siebenmeter), Svenja Hille (3), Knoll, Heiser (2), Münch (1), Kohler (2), Stoll (1), Stauder, Pauline Hille (4), Baumgartl (1), Hilf (4)
Bild: Mascha Heiser erzielte beim Oberliga-Topspiel in Mühlheim zwei Tore.
Bild: photostampe
Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online