Volleyball: VfL-Coach Alexander Haas: „In Ulm sitze ich zum letzten Mal auf der Trainerbank“

Abschied an der Donau.

Der 42-Jährige glaubt, dass die Sindelfinger Volleyballer nach dem Abstieg aus der Regionalliga einen neuen Impuls benötigen.

Nach sieben Jahren in der Viertklassigkeit müssen die Regionalliga-Volleyballer des VfL Sindelfingen wieder den bitteren Gang in die Oberliga antreten. Wie es beim ehemaligen Erstligisten in der kommenden Saison weitergehen wird, weiß Alexander Haas noch nicht genau. Denn der 42-jährige Trainer und ehemalige Spieler des VfL Sindelfingen wird sein Amt in den nächsten Tagen niederlegen.

Herr Haas, der VfL Sindelfingen ist nach der 1:3-Niederlage im Abstiegsendspiel beim TSV Mimmenhausen 2 trotz einer noch ausstehenden Nachholpartie nicht mehr zu retten. Haben Sie und Ihre Spieler diesen Schock schon verdaut?

Alexander Haas: „Verdaut noch nicht, das wird auch noch ein bisschen dauern. Herren 1 ist das Aushängeschild des Vereins, da wir über sieben Jahre in der Regionalliga gespielt haben. Es tut schon sehr weh, den Gang in die Oberliga antreten zu müssen. Aber wir sind nicht mit dem Spiel in Mimmenhausen abgestiegen, sondern haben über die gesamte Saison zu wenige Punkte geholt. Dennoch hatten wir in Mimmenhausen die Chance, mit einem Spiel die Regionalliga zu halten, das ist uns nicht geglückt und somit steigen wir am Ende verdient ab.“

Was waren denn letztlich die Gründe, wieso es Ihr Team nun im verflixten siebten Jahr erwischt hat?

Alexander Haas: „Die Gründe sind aus meiner Sicht vielschichtig, es gibt nicht den einen Grund. Wir haben vor der Saison in Sven Metzger einen für die Regionalliga herausragenden Spieler verloren, dafür einige gute und vor allem junge Spieler dazugewinnen können. Doch damit das ganze Gebilde gut zusammenwachsen kann, braucht man Zeit und viele Trainingseinheiten. Wir hatten eine gute Vorbereitung und sind mit einem Sieg gut in die Saison gestartet, aber dann kamen immer wieder krankheits- oder berufsbedingte Ausfälle dazu. Manchmal waren die zwei Trainingseinheiten in der Woche nicht leistbar, somit kommt das eine oder andere zusammen und Automatismen, die sich durch Wiederholungen im Volleyball entwickeln, können nicht verfestigt werden. Oft haben wir zu viele direkte Eigenfehler gemacht und in Summe leider nicht häufig genug das gezeigt, was eigentlich in uns steckt, wie zum Beispiel neulich im ersten Satz gegen den Meister aus Konstanz.“

Was bedeutet der Abstieg in die Oberliga für den Volleyball-Standort Sindelfingen?

Alexander Haas: „Dass Sindelfingen auf der Landkarte der vierthöchsten Liga erst einmal verschwinden wird. Ich hoffe aber, wir halten es sinngemäß wie mit dem Sprichwort: ‚Manchmal ist es besser, einen Schritt zurückzugehen, bevor man zwei nach vorne geht.‘“

Am kommenden Sonntag steht noch das Nachholspiel beim VfB Ulm an. Wie hoch ist in Ihren Reihen überhaupt noch die Motivation für diese vorerst letzte Partie in der Regionalliga?

Alexander Haas: „Die Motivation der Jungs ist nach wie vor da, wir wollen da nochmal alles aufs Spielfeld bringen. Ich würde mir für die Jungs wünschen, dass sie bei dem Spiel einfach befreit aufspielen und nochmal das zeigen können, was in ihnen steckt. Vielleicht erhält der eine oder andere Spieler, der in der letzten Phase nicht so viel gespielt hat, nochmals die Chance, auf dem Niveau zu spielen.“

Sie selbst wollten schon nach der vergangenen Saison Ihr Traineramt niederlegen, werden das nun in den kommenden Tagen endgültig tun. Ist Ihre Nachfolge schon geregelt?

Alexander Haas: „Am Sonntag in Ulm werde ich letztmalig auf der Trainerbank sitzen. Das ist innerhalb des Vereins kommuniziert und meine Jungs wissen es seit dem Spiel in Mimmenhausen. Vielleicht tut es auch gut, dass in der Oberliga ein neuer Impuls von der Trainerbank kommt. Wir sind aktuell in Gesprächen, zu vermelden gibt es aber noch nichts.“

Wird man Sie in absehbarer Zeit vielleicht in irgendeiner anderen Funktion beim VfL wiedersehen?

Alexander Haas: „Das kann gut sein, derzeit ist es aber nicht geplant. Aber ich stehe der Abteilungsleitung als Ansprechpartner zur Verfügung. Aber ich freue mich jetzt erst einmal auf die volleyballfreien Wochenenden.“

Wie steht es um die Mannschaft? Gibt es aus Reihen der Spieler schon Zeichen, wer dabeibleibt und wer dem VfL den Rücken kehren wird?

Alexander Haas: „Wie nach jeder Saison wird es auch nach dieser zu Rücktritten oder Vereinswechseln kommen, das ist ganz normal. Wir werden uns nach dem Spiel in Ulm zusammensetzen und dies besprechen. Aus meiner Sicht haben wir eine gute, junge Truppe und ich würde mich sehr freuen, wenn der Großteil davon zusammenbleibt und die zukünftige erste Mannschaft mit dem einen oder anderen Spieler ergänzt wird. Hierbei wird der Verein sicherlich auch auf den eigenen Nachwuchs schauen.“

Unter all diesen Voraussetzungen: Wie hoch schätzen Sie als scheidender Trainer die Chancen auf eine sofortige Rückkehr in die Regionalliga ein?

Alexander Haas: „Das ist schwierig zu sagen. Wünschen würde ich es mir natürlich, aber man muss auch sehen, wie sich die Mannschaft in der nächsten Saison aufstellen wird und ob es vielleicht sogar sinnvoller ist, einfach in der Oberliga zu spielen und sich dann neue Ziele zu stecken. Aber das dürfen dann andere entscheiden.“

Wie steht es um die Junioren? Kommen denn Talente in den Aktivenkader hoch?

Alexander Haas: „Der Verein hat sich letztes Jahr dazu entschieden, gute Talente besser zu fördern. Das geht nicht von heute auf morgen, aber die Herausforderung wurde erkannt und man arbeitet im Jugendbereich dran. Wir haben mit Marwin Thullner einen Spieler, der letzte Saison zu uns gestoßen ist und in dieser Saison viel Spielpraxis bei Herren 2 gesammelt hat und auch immer wieder Einsätze bei Herren 1 hatte. Das kann der Weg für die Zukunft sein.“

 

Bild: Trainer Alexander Haas geht den Weg der Sindelfinger Volleyballer in der Oberliga nicht mit.

Bild: photostampe

Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online02