VfL Sindelfingen.
Die Zusammenarbeit mit der Merkert Tennisakademie wird nicht fortgesetzt – Abteilungsleiter Dr. Alexander Schorm tritt zurück.
Bei der Tennisabteilung des VfL Sindelfingen überschlagen sich die Ereignisse: Die Kündigung der Zusammenarbeit mit Cheftrainer Daniel Merkert und der Merkert Tennisakademie zum 30. April 2026 wurde vom Vorstand der Tennisabteilung sowie vom Vorstand des Hauptvereins unterzeichnet und Daniel Merkert am 30. April mitgeteilt.
Dies hat weitreichende Folgen: „Leider hat sich in den vergangenen Wochen gezeigt, dass innerhalb der Abteilungsvorstandschaft in verschiedenen Bereichen kein Konsens hinsichtlich der weiteren Ausrichtung der Tennisabteilung erzielt werden kann. Mir war es ein Anliegen, weiterhin mit Cheftrainer Daniel Merkert und seiner Tennisakademie weiterzuarbeiten. Und dass der Leistungssport und der Breitensport in der Tennisabteilung gleichberechtigt betrieben und gefördert werden. Nachdem die zu Beginn meines Amtes vom gesamten Abteilungsvorstand einvernehmlich gesetzte Zielrichtung nicht weitergeführt werden kann und ich die geplanten Änderungen nicht mit vertreten kann, habe ich mich zur Niederlegung des Amtes als Abteilungsleiter veranlasst gesehen“, skizziert Dr. Alexander Schorm die Gründe für seinen Rückzug. Als kommissarischer Abteilungsleiter ist seitdem Marco Beetz verantwortlich.
Sieben Abteilungsleiter in sieben Jahren
Beim Pressegespräch mit der SZ/BZ schildern VfL-Präsident Dr. Heinrich Reidelbach, Vize-Präsident Andreas Bonhage und Geschäftsführerin Anne Köhler vom Hauptverein sowie Marco Beetz von der Tennisabteilung ihre Sicht der Dinge. „In den letzten Jahren hat große Unruhe in der Tennisabteilung geherrscht. Seit sieben Jahren ist die Merkert Tennisakademie beim VfL tätig. Seitdem gab es sieben unterschiedliche Abteilungsleiter und sieben Wechsel bei den Schatzmeistern. Eine solch hohe Fluktuation und Unbeständigkeit gibt es in keiner der anderen 27 Abteilungen im VfL“, sagt Andreas Bonhage.
„So konnte es nicht mehr weitergehen. Negativer Höhepunkt war letztes Jahr, als Wolfgang Schwickert in einer Kampfabstimmung abgewählt wurde und Alexander Schorm zu dessen Nachfolger gewählt wurde. Auch die Mitgliederentwicklung macht uns große Sorgen. Vor sieben Jahren hatte die Tennisabteilung noch 719 Mitglieder, aktueller Stand ist 573. In den meisten Abteilungen des VfL Sindelfingen gibt es Mitgliederzuwächse. Da ist die Tennisabteilung leider die negative Ausnahme “, so Heinrich Reidelbach.
Alexander Schorm wollte eigentlich längerfristig als Abteilungsleiter Verantwortung tragen, sah für sich aber keine andere Möglichkeit: „Ich habe mich mit viel Aufwand und Herzblut für die Belange und die Ausrichtung der Tennisabteilung eingesetzt. Viele Veränderungen sind erfolgt, die aufwändige und kostenintensive Renovierung der sanitären Anlage in der Halle hat bereits begonnen, weitere Projekte zur Verbesserung unserer Anlage sind angestoßen und die Zusammenarbeit mit dem Hauptverein wurde durch ausführliche Gespräche auf eine neue und gute Basis gestellt.“
Seinem Nachfolger Marco Beetz wünscht Alexander Schorm „für die Umsetzung seiner Pläne und für die finanzielle Balance zwischen Leistungssport und Renovierungsprojekten eine glückliche Hand. Ich bedauere sehr, diesen Schritt gehen zu müssen und bedanke mich für den Zuspruch und die Unterstützung während meiner einjährigen Amtszeit.“
Nicht nur die große Fluktuation bei den Abteilungsleitern und die rückläufige Mitgliederentwicklung wird problematisch thematisiert, auch der zu starke Fokus auf den Leistungssport. „Darunter hat der Breitensport und die innere Verwaltung des Clubs, das Fundament der VfL-Tennisabteilung, gelitten. Wir mussten mit großem ehrenamtlichen Einsatz mehr Turniere ausrichten als in den Vorjahren, um zusätzliche Erlöse zu generieren. Das ehrenamtliche Engagement stößt hier an seine Grenzen“, so Marco Beetz. Und Heinrich Reidelbach ergänzt: „Und die Resonanz auf die Spiele in der 1. Bundesliga der Damen war sehr ernüchternd, wenn man ehrlich ist. Da steht Aufwand und Ertrag in keinem gesunden Verhältnis.“
Kein Verständnis
Was Dr. Rebecca Schorm-Bernschütz, bis Anfang des Jahres Schatzmeisterin der Tennisabteilung, jedoch kritisiert, ist folgende Tatsache: „Rund 80 Mitglieder haben jeweils unterzeichnete Anträge auf Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mit dem Ziel die Zusammenarbeit mit der Merkert Tennisakademie fortzuführen sowohl beim Vorstand der Tennisabteilung, als auch beim Vorstand des Hauptvereins gestellt, wie es § 20 b) der Abteilungsordnung vorsieht. Die Abteilungsordnung sieht außerdem in § 7 Nr. 2 vor, dass jedes über 16 Jahre alte Mitglied das Recht hat, an der Willensbildung im Verein durch Anträge oder Diskussionsbeiträge in der Mitgliederversammlung teilzunehmen. Die Anträge auf Durchführung einer Mitgliederversammlung wurden innerhalb von nur zehn Stunden gesammelt, über einen längeren Zeitraum wäre sicherlich noch eine erheblich größere Vielzahl von Anträgen gestellt worden. Die Anträge sind noch am Abend des 27. April bei den Vorständen eingegangen.“
Die Hauptvereinsvertreter stellen jedoch klar: „Dies ist kein Thema, welches im Entscheidungsbereich einer Mitgliederversammlung der Tennisabteilung liegt. Dieser Beschluss kann vom Abteilungsvorstand selbst getroffen und der Hauptverein als juristische Person um dessen Umsetzung gebeten werden. Dies ist geschehen. Mit einem einstimmigen Hauptvereinsvorstandsbeschluss wurde bestätigt, die Entscheidung des Abteilungsvorstands mitzutragen und die Kündigung auszusprechen.“
Der kommissarische Abteilungsleiter Marco Beetz ergänzt: „Wir werden dennoch kurz vor den Pfingstferien eine Versammlung abhalten, um die Veränderungen der letzten Wochen transparent aufzuarbeiten. Ebenso möchten wir dort die Perspektive für die Zukunft vorstellen und die Mitglieder einbeziehen.“
Für die Vorgehensweise hat Rebecca Schorm-Bernschütz überhaupt kein Verständnis: „Die Kündigung der Zusammenarbeit mit der Merkert Tennisakademie wurde somit in Kenntnis des entgegenstehenden Willens einer großen Zahl von Mitgliedern unter Beschneidung deren in der Abteilungsordnung ausdrücklich verbrieften Mitwirkungsrechte ausgesprochen. Das sofortige Handeln konnte nur allein zu dem Zweck erfolgt sein, Fakten zu schaffen, bevor die Mitglieder noch „lauter“ werden. Es bestand nämlich überhaupt keine Eile in Bezug auf den Kündigungsausspruch zum 30. April 2026, da der Vertrag von Daniel Merkert eine Kündigungsfrist von sechs Monaten vorsieht.“
Bild: Die dunklen Wolken über der Tennis-Anlage des VfL Sindelfingen passen zur aktuellen Situation.
Bild: Krauter
Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online