Alexander Stepanov.
800-Meter-Läufer Alexander Stepanov vom VfL Sindelfingen ist aktuell mit seiner neuen Bestzeit zweitschnellster Deutscher.
Blitzschnell ist Alexander Stepanov vom VfL Sindelfingen in die Leichtathletiksaison gestartet, eine große Überraschung für den 800-Meter-Läufer selbst. Mit seiner neuen Bestzeit von 1:46,25 Minuten ist der Sindelfinger aktuell zweitschnellster Deutscher und damit in perfekter Ausgangsposition für die anstehenden Wettkämpfe. Die SZ/BZ sprach mit dem 20-Jährigen über das große Ziel U23-Europameisterschaften und ein Vorbereitungstrainingslager mit besonderer Bedeutung gesprochen.
Herzlichen Glückwunsch zur neuen Bestzeit. Ganz nebenbei haben Sie außerdem die Norm für die U23-Europameisterschaften im Juli in Norwegen erfüllt. Planen Sie nun schon mit Ihrem zweiten internationalen Start?
Alexander Stepanov: „Vielen Dank. Die Norm habe ich zwar jetzt, aber es gibt bestimmt noch viele, die sie in diesem Jahr laufen werden. Die nationale Konkurrenz ist sehr groß. Deswegen kommt es auf die Deutschen U23-Meisterschaften an.“
Die Vorbereitung, schon auf die Hallensaison war holprig. Hätten Sie mit einer so schnellen Zeit gerechnet?
Alexander Stepanov: „Nein, ich hätte gar nicht erwartet, dass ich schon so schnell bin. Schon vor der Hallensaison ging es los. Ich war verletzt, dann habe ich vor meinem ersten Wettkampf die Grippe bekommen. Insgesamt musste ich viele Trainingseinheiten ausfallen lassen. Das hat Kraft gekostet, ich habe viel Zeit auf dem Fahrrad verbracht.“
Unterbrochen unter anderem von einem Trainingslager an einem außergewöhnlichen Ort.
Alexander Stepanov: „Wir waren in Kirgisistan, an einem schönen Ort auf 1600 Metern Höhe. Da gab es einen See und im Hintergrund schneebedeckte Berge. Meine Eltern haben sich dort kennengelernt, deswegen haben wir uns entschieden dorthin zu reisen. Meine Knieverletzung hatte ich eigentlich direkt nach der Hallensaison und wünsche mir eigentlich nur, mein Training jetzt wieder wie gewohnt durchziehen zu können.“
Trotzdem konnten Sie in Karlsruhe ganz vorne mitlaufen und sind im internationalen Feld Dritter geworden.
Alexander Stepanov: „Ich wollte schauen, wo ich stehe. In Karlsruhe war es der pure Wille, mein Bestes zu geben und es hat viel Spaß gemacht gegen so große Namen zu laufen. Weil es jetzt schon so gut funktioniert, bin ich sehr zufrieden.“
Wie geht man ein solches Rennen an, wenn man nicht weiß, wo man steht?
Alexander Stepanov: „Ich bin einfach nur mitgelaufen und habe geguckt, wie sich das Rennen entwickelt. Über die 800 Meter kann alles passieren. Deswegen macht es keinen Sinn, einen Plan zu haben. Ich entscheide einfach spontan und je nachdem, ob ich noch Kraft habe.“
In Schorndorf sind Sie vergangenes Wochenende ganz unter dem Radar die 400 Meter gelaufen und nun plötzlich auch zweitschnellster Deutscher über diese Distanz. Wie kam es dazu?
Alexander Stepanov: „Das war sehr spontan und mit meiner Zeit bin ich mehr als zufrieden. Ich werde die 400 Meter in dieser Saison auch nicht mehr oft laufen. Wir haben uns aber überlegt, dass ich so vielleicht in die 4×400-Meter-Staffel für die U23-EM kommen könnte.“
Wie geht die Saison nun weiter?
Alexander Stepanov: „Am Sonntag würde ich gerne in Rehlingen laufen und dann muss ich sehen, ob ich mich direkt für die Deutschen U23-Meisterschaften vorbereite oder noch ein Rennen einschiebe. Bei den Deutschen Meisterschaften werden die EM-Plätze vergeben und viele meiner Konkurrenten sind in diesem Jahr noch gar nicht gelaufen. Ich will unbedingt wieder für Deutschland starten und die Europameisterschaften 2023 in Jerusalem haben mir gezeigt, dass ich auch mit der europäischen Spitze mithalten kann. Wobei die Spitze noch viel schneller geworden ist. Die Briten laufen aktuell schon 1:44 Minuten.“
Auch die Bestätigungsnorm des Deutschen Leichathletikverbands für die Weltmeisterschaften in Tokio ist keine Sekunde mehr entfernt, haben Sie die WM auch im Kopf?
Alexander Stepanov: „Die Zeit ist trotzdem noch ein gutes Stück entfernt. Das könnte ich nur bei einem Rennen mit guter Konkurrenz schaffen, außerdem ist nicht mehr viel Zeit und über das World Ranking wird das nicht reichen. Aber ich bin noch jung und mich motiviert, dass ich nicht mehr so weit davon entfernt bin.“
Bild: Alexander Stepanov (blaues Trikot) bei der „Langen Laufnacht“ in Karlsruhe. Am Ende durfte sich der 800-Meter-Läufer des VfL Sindelfingen über den dritten Platz freuen.
Bild: Ralf Görlitz
Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online