Leichtathletik: „Ich würde gerne unter 57 Sekunden laufen“

Lotta Mage

Lotta Mage, 400-Meter-Hürden-Läuferin des VfL Sindelfingen, hofft auf eine Teilnahme bei den U23-Europameisterschaften im norwegischen Bergen.

Der Kampf um die Tickets für die U23-Europameisterschaften ist eröffnet und mittendrin: Eine Sindelfinger Leichtathletin. Lotta Mage hat über die 400-Meter-Hürden in der letzten Woche zwar die EM-Norm deutlich unterboten. Mit ihr aber auch sechs weitere Altersgenossinnen. Nun will sich Mage unbedingt durchsetzen – auch um die Erfahrung von 2023 nicht noch einmal machen zu müssen.

Der 400-Meter-Hürdenlauf der Frauen war in der Deutschen Leichtathletik lange eine Disziplin, die wenig Beachtung fand. Zehn der besten 15 Leistungen der ewigen Deutschen Bestenliste stammen noch aus den Achtziger Jahren. Unter den Top Ten findet sich überhaupt nur eine Athletin, die in diesem Jahrzehnt schnell unterwegs war: Die inzwischen in den Sportler-Ruhestand gegangene Carolina Krafzik. Doch bei den Unter-23-Jährigen zeigt aktuell eine ganze Generation, dass sich das bald ändern wird.

Nur Drei dürfen mit

Sage und schreibe sieben Athletinnen haben schon Mitte Juni die EM-Norm unterboten – maximal drei Athletinnen nimmt der Deutsche Leichtathletikverband mit zur den U23-Europameisterschaften nach Bergen (Norwegen) vom 17. bis 20. Juli. „Es ist in diesem Jahr verrückt. Wir haben eine sehr hohe Leistungsdichte und sind ein extrem starker Jahrgang“, weiß auch Lotta Mage um die Konkurrenz. „In den letzten Jahren hatte teilweise niemand die Norm und es gab nicht viel Konkurrenz, deswegen sind inzwischen wahrscheinlich viele zu den Langhürden gewechselt“, vermutet die Sindelfingerin.

Entsprechend sind alle Augen auf die Deutschen Juniorenmeisterschaften Anfang Juli in Ulm gerichtet. „Hier kann es sogar passieren, dass man es als EM-Normerfüllerin nicht ins Finale schafft“, weiß Mage. Ohnehin neigt die Sindelfingerin aber nicht dazu, in Vorläufen viel Gas herauszunehmen. „Ich werde den Vorlauf so wie jeden anderen Wettkampf laufen, wenn man extrem langsam läuft, kann das sonst nach hinten losgehen.“

Im Finale wird die Studentin dann alles geben. Auch, um die Negativ-Erfahrung aus 2023 nicht zu wiederholen. Auch hier ging es bei den Deutschen Jugendmeisterschaften um ein EM-Ticket. Lotta Mage hatte die U20-EM-Norm bereits erfüllt. „Bei den Deutschen bin ich aber dann extrem schlecht gelaufen und Vierte geworden.“ So hatte die Sindelfingerin das Nachsehen, wurde aber immerhin als Mitglied der 4×400-Meter-Staffel mit nach Israel genommen.“ Das erklärte Saisonziel ist also der Einzelstart im Nationaltrikot. „Es wäre eine große Ehre starten zu dürfen, die Situation aus 2023 brauche ich nicht nochmal.“

Zuerst aber geht Lotta Mage an diesem Wochenende bei den Süddeutschen Meisterschaften in Kandel an den Start. Am Samstagnachmittag fällt für die 21-Jährige der Startschuss. „Wenn ich antrete, will ich natürlich gewinnen“, so die Sindelfingerin knapp zu ihren Zielen. Gerne würde Mage außerdem ihre persönliche Bestleistung noch ein wenig steigern, die seit letzter Woche bei 57,72 Sekunden steht. „Ich würde gerne unter 57 Sekunden laufen, die Zeit sieht einfach schöner aus“, so die Physikstudentin im vierten Semester, die Studium und ihre sechs langen Trainingseinheiten pro Woche aktuell gut unter einen Hut bekommt.

Um in diese Dimensionen vorzustoßen, hat Lotta Mage in der Saisonvorbereitung, gemeinsam mit Trainer Sebastian Marcard viel an ihrer Schnelligkeit gearbeitet. „Wir haben intensivere Tempoläufe gemacht und außerdem habe ich meine Kraftwerte deutlich verbessert. Daran hatte ich bislang noch nicht so viel gearbeitet und habe entsprechend noch viel Potential“, so die großgewachsene Athletin, die über die Langhürden eher ihre Ausdauer als Stärke ausspielte.

Die intensive Saisonvorbereitung machte sich gleich zu Saisonbeginn in Basel bezahlt, hier lief Lotta Mage vor zwei Wochen gleich zum Einstieg eine neue Bestleistung. „Allerdings war das auf keinen Fall der perfekte Lauf und extrem unrund.“ Besser klappte es in Regensburg mit einer erneuten Steigerung. „In Regensburg waren die Bedingungen gut, aber es war extrem warm. Diesmal bin ich meinen 15er-Ryhthmus bis zur fünften Hürde gelaufen, aber die siebte Hürde war nicht optimal und an der letzten Hürde habe ich extrem Tempo verloren und bin fast schon stehen geblieben. Das kann ich auf jeden Fall noch besser machen.“

Das muss Lotta Mage voraussichtlich auch, um an ihr EM-Ticket zu kommen. In der Deutschen U23-Bestenliste steht sie mit ihrer Bestzeit „nur“ auf Rang sechs. Die schnellsten Konkurrentinnen sind schon rund eine Sekunde flotter unterwegs gewesen. „Klar muss man die EM-Norm erstmal laufen, die ist jetzt abgehakt und das hat mich sehr gefreut. Jetzt zählt aber was bei den Deutschen passiert, da werden die Karten neu gemischt.“

 

Bild: mLotta Mage hat in der letzten Woche die U23-EM-Norm deutlich unterboten. Aufgrund der starken nationalen Konkurrenz ist aber noch nicht sicher, ob sie in Bergen startet.

Bild: Schüttke

Quelle: Sindelfinger Zeitung/ Böblinger Zeitung online